38. BARsession: „Vom Klemmbrett zum Byte – Nutzerzentrierte Digitalisierung beim TÜV Rheinland”

Dass der TÜV Rheinland nicht nur mit Autos in Verbindung gebracht werden sollte, haben bei der 38. BARsession Joonas Trojan von der adesso AG und Arne Schicketanz vom TÜV Rheinland bewiesen. Unter dem Motto “Vom Klemmbrett zum Byte – Nutzerzentrierte Digitalisierung beim TÜV Rheinland” haben die beiden den Weg zur Entwicklung einer App skizziert. Dass dieser Weg nicht immer digital verläuft, mag den einen oder anderen Zuhörer erstaunt haben.

Das Wichtigste für die Nutzerzentrierte Digitalisierung: Die Nutzer vestehen

Bei einem neuen Projekt müssen natürlich am Anfang Leitlinien festgelegt werden. Jedoch ist dies nicht der wichtigste Aspekt bei der Produktentwicklung. Der Kern der Entwicklung ist es, die Nutzer zu verstehen. Welche Bedürfnisse haben sie? Was wollen sie mit dem Produkt machen? Wo werden sie das Produkt nutzen? Bei besonders hohen Temperaturen muss das Produkt beispielsweise darauf angepasst werden. Um diese Fragen zu beantworten, wurden Workshops vor Ort durchgeführt. Weltweit wurden die Nutzer befragt, die nicht nur aus verschiedenen Ländern, sondern auch aus verschiedenen Fachbereichen kommen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die App nicht an dem Nutzer vorbei entworfen wird. Gleichzeitig ist ein Angstmanagement wichtig für die Zusammenarbeit. Es muss den potenziellen Nutzern klar gemacht werden, dass die APP nicht ihre Arbeitsplätze gefährdet, sondern eine Arbeitserleichterung darstellt. Ansonsten können Existenzängste die Zusammenarbeit gefährden.

Gemeinsamkeiten in den Unterschieden erkennen

Mit Hilfe von Prozess- und Objektlandkarten sowie Design Thinking können diese Anforderungen visualisiert und greifbar gemacht werden. Dies geschieht jedoch nicht online, wie man bei einem digitalen Produkt vielleicht denken könnte, sondern mit Stift und Papier. Dies erscheint für einige Arbeitsgruppen vielleicht ein Rückschritt zu sein, im Laufe des Prozesses wird aber oft erkannt, welche Vorteile die analoge Arbeit bietet. Eine Herausforderung ist es, nach den Workshops und Gesprächen die unterschiedlichen Anforderungen zusammen zu bringen. Jeder Fachbereich denkt, dass die Ansprüche individuell und nicht auf andere Arbeiten übertragbar seien. Oft lassen sich aber Gemeinsamkeiten finden, die lediglich unterschiedlich benannt werden. Die Arbeitsergebnisse werden laufend mit den Kunden abgestimmt, sodass Anpassungen schnell umgesetzt werden können und am Ende hoffentlich alle zufrieden sind.

Fazit

Auch, wenn man über die Einführung von digitalen Produkten spricht, bedeutet das nicht automatisch, dass die Produktentwicklung ebenfalls digital stattfindet. Wie Joonas Trojan und Arne Schicketanz ausführlich erläutert haben, hat die analoge Arbeit mit Stift und Papier einige deutliche Vorteile. Ob diese Dinge in einigen Jahren auch beim TÜV Rheinland von der digitalen Arbeit am Tablet abgelöst werden, bleibt abzuwarten.