Kunst im Social Web: sinnvolle Ergänzung?

Über 50 Menschen waren zum kostenfreien Vortrag „Social Media und Kunst“ nach Witten in die Räume der boesner gekommen. Eingeladen hatte das Kompetenzzentrum „Frau und Beruf” Mittleres Ruhrgebiet der Wirtschaftsförderung Bochum GmbH, im Rahmen der Ausstellungseröffnung des Programms „Competentia”. Dr. Marie Huchthausen, Geschäftsführerin der Business Academy Ruhr, freute sich über das große Interesse der Künstler. Zeigt es doch, dass Social Media auch in der Kunst seinen Platz gefunden hat.

„Welchen Sinn macht Social Media für die Kunst?“ – Diese Frage stellen sich heutzutage viele Künstler. Jede Kunst braucht ein Publikum. Heißt das im Umkehrschluss, dass die Kunst auch dort sein muss, wo die Massen sich aufhalten? Abseits der Museen und Galerien sind die meisten im Social Web zu finden.

Müssen Künstler, um erfolgreich zu sein, z.B. einen Facebook-Account haben? Ein „Muss“ wäre nicht die richtige Herangehensweise, aber eine wundervolle Möglichkeit für Künstler, ihre Werke den Menschen zu öffnen. Welche Idee steckt hinter einem Bild? Wie ist eine Skulptur entstanden und was bedeutet das Relief? Das sind Aspekte, die ein Künstler beim Enwickeln seiner Werke zwar im Kopf hat, aber wie kann er sie dem Publikum vermitteln? Social Media macht Kunst erfahrbar und bietet die Möglichkeit, „Hinter die Kulissen zu blicken“.

Social Media und Kunst: Das passt!

„Für Künstler, Galerien und Museen ist das Social Media Marketing eine sinnvolle Ergänzung. Die Kosten für die Vermarktung sind überschaubar und die Chance, ein Millionenpublikum zu erreichen, spricht für sich“, erläutert Dr. Marie Huchthausen die Vorteile. Immerhin sind 67% der Menschen in sozialen Netzwerken aktiv, sagt eine aktuelle Studie der BITKOM. Was kann Social Media in der Kunstbranche leisten? Viel. Mehr Bekanntheit führt zu mehr Interesse und langfristig zu mehr Kunden. Eine organisch aufgebaute und gepflegte Community hat darüber hinaus die gleichen Effekte wie Netzwerke im Offline-Business. „Sie können die Community an den Hintergründe und dem Entstehungsprozess teilhaben lassen, das ist spannend für die User und gibt Ihnen als Künstler die Chance, die Geschichte hinter Ihrer Kunst zu erzählen“, erläutert Dr. Marie Huchthausen.

5 Tipps zu Start der Social Media Marketing Aktivitäten

Die Bandbreite der Möglichkeiten im Social Web ist vielfältig. Ein eigener Blog als Herzstück, Facebook, Twitter, Pinterest als soziale Netzwerke oder Xing als Business Plattform: Deshalb empfiehlt die Expertin ein strategisches Vorgehen. Hier ihre 5 Tipps, die Künstler beim Social Media Marketing beachten sollten:

1. Stecken Sie sich konkrete Ziele

• In einem Jahr soll die Zahl der Besucher der eigenen Wegsite/Blog um YX% steigen.
• Einen qualitativ hochwertigen Blogbeitrag pro Woche.
• XYZ neue Fans in einer bestimmten Zeitspanne auf den relevanten Plattformen.
• Innerhalb der nächsten zwei Monate einen E-Mail-Newsletter-Verteiler aufbauen und in drei Monaten einen der ersten verschicken.
• In regelmäßigen Abständen informiere ich mich über aktuelle Internettrends z.B. auf der BARsession.

2. Entwickeln Sie eine Social Media Marketing Strategie

• Wer ist die Zielgruppe?
• Auf welchen Plattformen sind sie aktiv?
• Was macht die Konkurrenz im Social Media Bereich?
• Wie viel personelle und finanzielle Ressourcen stehen zur Verfügung?
• ….

3. Suchen Sie die Influencer in der Kunstbranche und/oder werden Sie selber einer

Ein gutes Netzwerk ist nicht nur in der realen Welt von Vorteil. Gerade zu Beginn der Social Media Aktivitäten kann eine Empfehlung, ein Retweet, ein „Gefällt mir“ oder ein Kommentar eines Influencers das eigene Social Media Marketing pushen. Wenn Sie selbst dann nach einiger Zeit zum Beispiel durch einen erfolgreichen Blog zum Influencer werden, hat das viele Vorteile: Stichwort Blogger Relation. „Im Kulturbereich sind Blogger wichtige Multiplikatoren und die Synergieeffekte für beide Seiten können besonders ergiebig sein, “ so Daniela Charrier auf blogger-relations-blog.de.

4. Integrieren Sie Ihre Social Media Aktivitäten in Ihren Arbeitsalltag

Soziale Medien sind 24 Stunden online. Doch das heißt nicht, dass die Zielgruppe 24 Stunden erreichbar ist. Finden Sie heraus, wann Ihre potentiellen Kunden bzw. die Menschen, die Sie erreichen, online sind. Auch hier gilt: Jedes Netzwerk funktioniert nach anderen Gesetzen. Nutzen Sie als Unterstützung Tools wie Hootsuite oder Buffer. Auf diese Weise können Sie Posts auf verschiedenen Plattformen übersichtlich und auch im Voraus planen.

5. Variieren Sie die Posts

Nutzen Sie Ihre Kreativität und wechseln Sie die Medien. Hier ein Blogbeitrag, hier ein Videos und dann vielleicht eine Fotokollage Ihrer Bilder/Kunstwerke? Finden Sie nach und nach heraus, mit welchen Mitteln Sie die größte Interaktion erreichen. Beachten Sie dabei die 80/20-Regel: 80 Prozent hochwertige Inhalte und nur 20 Prozent Werbung für die eigene Kunst.

6. Fangen Sie heute an

Warten Sie nicht mehr. Social Media ist auch in der Kunstbranche angekommen. Testen Sie die Netzwerke bestenfalls erst einmal privat, bevor Sie professionell starten. Alternativ können Sie auf Literatur zurückgreifen oder eine Weiterbildung besuchen. Wichtig ist nur: Social Media Netzwerke sind wie das Blog und die Website Visitenkarten Ihrer Kunst und müssen ebenso sorgfältig gepflegt werden.

„Das Interesse der Teilnehmer beim Vortrag war so groß, dass wir jetzt überlegen, einen Workshop anzubieten sowie einen Leitfaden zu entwickeln“, resümiert Dr. Marie Huchthausen.