Online Shop: ein Chance für B2B und B2C

Ein eigener Online Shop: Das gehört heute für viele zur Digitalisierung ihres Unternehmens dazu. Es ist aber auch eine Herausforderung, der sich besonders lokale Einzelhändler stellen müssen. Wie sehen die Trends beim Online Shoppen aus? Welche Chancen bietet ein Online Shop? Lohnt sich ein Online Shop auch für den lokalen Einzelhandel?

Wir fragen Business Academy Ruhr Dozentin Julia Manasterni. Sie ist Content- und Social Media Manager bei der ObjectCode GmbH in Lünen. Das Unternehmen ist spezialisiert in dem Bereich: online 3D-Konfiguratoren und 3D-Planern. Ihre Aufgaben liegen beim Erstellen von Blog- und Newsletter Contents (3D-Magazin.eu) und die Pflege der Social-Media-Kanäle.

Welche Chancen bietet der Online Shop?

Julia Manasterni: “Alles ist viel größer und breiter aufgestellt: Kunden sind rundum die Uhr und weltweit erreichbar. Wurde bisher die Kundschaft aus dem Ruhrgebiet bezogen, können Stammkunden jetzt z. B. in den Niederlanden sein. Das gilt für B2B sowohl auch für B2C. Als Unternehmer fängt man wieder an, sich komplett mit seinem Angebot auseinanderzusetzen, um es dem, mittlerweile etablierten, Vertriebsweg „Internet“ anzupassen.

Aber Chancen bringen auch immer Risiken mit sich. Wichtig sind eine stabile IT-Infrastruktur und die richtigen Partner an seiner Seite. Deswegen muss im Unternehmen mindestens eine Person den Überblick über die online Medienlandschaft besitzen. Natürlich kann man nicht alles selber umsetzen, aber es hilft sehr gut, die passenden Partner zu finden.”

Online Shop: Wie lange dauerte es von der Umsetzung bis zum fertigen Shop?

Julia Manasterni: “Puh… Die Fragen kann man nicht mit einer exakten Zahl beantworten. Es hängt u.a. von Wünschen des Unternehmens ab, Produktsortiment und –vielfalt und dem angeschlossenen Warenwirtschaftssystems. Sind z. B. Produktbilder bereits vorhanden oder müssen neu erstellt bzw. visualisiert werden? Welches Payment bzw. Bezahlsystem wird eingesetzt und wie schnell sind die Schnittstellen vorhanden? Wird im Online Shop Wert auf Online-Beratung gesetzt? Videos, Bewertungssystem, Blog oder auch ein Beratungs-Chat können diese Funktionen übernehmen.

Und ein Shop ist irgendwie nie fertig. Stichwort: mobiles Surfen. Anpassungen auf Responsive Design, eigene App oder ein mobiler Shop sind immer noch ein großes Thema. Wir selber erhalten zudem immer mehr Anfragen zu 3D-Konfiguratoren und 3D-Planern. Kunden erstellen auf diese Weise ihr eigenes Produkt direkt im Shop. Aktuelle Trends und die Anforderungen der Nutzer sowie die Konkurrenz bestimmen aus meiner Sicht die Shop-Anforderungen.”

Kann der Spagat lokal und online funktionieren?

Julia Manasterni: “Natürlich hat das Internet neue „Spielregeln“ aufgestellt. Blickt man jedoch zurück, hat der Einzelhandel eine starke Wandlung hinter sich. Vom einfachen Marktstand, zu Tante-Emma, den Discountern, den Supermärkten, Versand-Handel bis zum Online-Shop. Ich glaube, der Tante-Emma-Laden hat die Discounter & Co. genauso verteufelt, wie es jetzt die Einzelhändler mit dem Internet machen.

Dabei muss man nur das neue Potential nutzen. Unsere Kunden nutzen ihre Online-Präsenz zum Beispiel für den Vertrieb. Online werden Produkte individuell konfiguriert, man holt den Kunden dort ab wo er ist. 24 Stunden, 7 Tage lang und ganz wichtig: von überall! Das Internet macht es möglich. So baue ich meine Kunden- und Markenbindung auf. Kennt der Nutzer mein Produkt, erhält er eine Liste von Händlern direkt in seiner Umgebung. Online präsentieren –o

ffline verkaufen. Mittlerweile ist auch „Click & Collect“ ein gutes Modell. Kunden reservieren oder kaufen online die Ware und holen diese stationär ab. Karstadt, C&A oder auch Hornbach bieten dieses an.

Das Rad wurde natürlich nicht neu erfunden. Diesen Bestell-Prozess kennt man bereits aus dem Versandhandel (z.B. Tchibo – telefonisch bestellen, Abholung in der Filiale), aber es ist eine Chance. Nur wird dieser Weg noch nicht effektiv kommuniziert bzw. Kunden können sich unter „Click & Collect“ kaum was vorstellen. Will man es einsetzen, ist deshalb bei den Kunden noch Aufklärungsarbeit zu leisten. Sehr wichtig bei diesem Weg: Erfolgreiche Integration von Personal und Technik.

Nicht zu vergessen: Besonders Social Media ist gerade für lokale Einzelhändler ein effektiver Weg um Kunden zu erreichen. Mit Aktionen und Gewinnspiele über Facebook, Twitter oder auch Instagram kann ich super werben.”

Welche Trends im eCommerce sehen Sie 2016?

Julia Manasterni: “Ganz klar, sehe ich 3D-Visualisierungen und Virtuell Reality im Vormarsch. Es wird noch emotionaler und die Grenzen zwischen Realität und künstlicher Welt verschwimmen mehr. Im Ikea-Katalog besteht bereits die Möglichkeit, das neue Möbelstück per App, im eigenen Wohnzimmer anzuschauen.

360-Grad-Videos werden bereits bei Facebook und YouTube abgespielt. Per Maus-oder Touch-Führung (mobil) werden interaktive Welten erkundet. StarWars hat es zwar vorgemacht, aber ich bin gespannt wann die ersten Unternehmen damit ihre Produkte präsentieren.

Social Commerce ist der nächste Trend-Begriff. Kunden informieren sich online über ein Produkt, erstellen es wahrscheinlich sogar und teilen/kommentieren es mit ihrem Netzwerk und/oder in vorhandenen Communities. Die Kaufentscheidung ist somit auf Empfehlungen sowie Bewertungen gestützt.

Mass Customization ist und bleibt interessant. Kunden erstellen individuell ihre Produkte. Von der Foto-Tasse bis zum selbst kreierten Keks, alles ist dabei. Produkt-Konfiguratoren verhelfen einfach dazu, das gesamte Produktsortiment abzubilden. Das gute alte Produktfoto aus dem Katalog stößt dabei an seine Grenzen.” 

Neuer Kurs eCommerce Manager (IHK): Worin liegen die Chancen der Weiterbildung?

Julia Manasterni: “Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, dass mindestens eine Person, ein eCommerce Manager (IHK) im Unternehmen den Überblick hat. Der eCommerce ist für B2B sowie B2C relevant. Vertrieb, Marketing, Kundengewinnung: dieses muss auch online erfolgen. Geschäftsprozesse werden dementsprechend erfolgreich angepasst. Egal welche Unternehmensziele verfolgt werden, das Internet kann dabei helfen: z.B. Erschließung neuer Märkt, Produkteinführung, Markenbildung, höhere Umsätze generieren, Wettbewerbsvorteil.”

Welche Fähigkeiten sollten Bewerber mitbringen, die im E-Commerce einsteigen möchten?

Julia Manasterni: “Internetaffinität! und ein gewisses Grundwissen im Bereich Online-Marketing. Newsletter, Blogs, Usability etc. sollten keine Fremdwörter sein. Es ist nicht wichtig einen eigenen Online-Shop zu besitzen, jedoch sollte natürlich der E-Commerce jetzt oder in Zukunft eine große Rolle spielen. Weiterhin wichtig: Agilität. Selbst nach der Weiterbildung, muss man ständig am Ball bleiben.”

Welche Vorteile bietet die Weiterbildung?

Julia Manasterni: “Ganz klar: Mit dem fundierten Fachwissen, kennen die Teilnehmer neue Chancen und Risiken fürs Unternehmen. Aufbauend ist eine gezielte Partner-Suche viel einfacher bzw. die interne Umsetzung (bei eigener IT). Das Internet ist und bleibt ein wichtiger Kanal, den man kennen muss.

Nicht zu vergessen: für die Teilnehmer besteht eine höherer Marktwert. Ob selbstständig, angestellt oder arbeitssuchend – der Arbeitsmarkt passt sich an. ECommerce Manager also Online Shop experten sind gefragt und werden es auch in Zukunft sein.”