Social Media Marketing im Handwerk bringt mehr Umsatz!

Stefan Dickhäuser, Fachkaufmann Marketing und Vertrieb bei Heim & Haus im #Interview

Handwerker sind Praktiker. Zeit für Online Marketing oder Social Media ist eher selten. Doch die Konkurrenz und der Wettbewerb im Internet gewinnen zunehmend an Bedeutung. Denn: Wer heute einen Handwerker sucht, zieht als Erstes die Suchmaschine zu Rate. Wer hier bei den Suchergebnissen auf den vorderen Plätzen landet, hat mit Social Media Marketing im Handwerk bei Neukunden die Nase vorn.

Stefan Dickhäuser, Social Media Manager und Fachkaufmann im Bereich Marketing und Vertrieb des Familienbetriebs Heim & Haus, reagierte. Die im IHK-Zertifizierungslehrgang zum Social Media Manager entwickelte Strategie setzt er nun nach und nach um.

Wie kam es zu der Entscheidung für Social Media Marketing im Handwerk?

Stefan Dickhäuser: „Wir im Handwerk können die Digitalisierung der Gesellschaft nicht ignorieren. Wir müssen auch online unsere Kernkompetenzen hervorheben: handwerkliche Qualität und die persönliche Beratung. Diese Vorteile setzen wir den günstigen Angeboten im Netz entgegen und gewinnen dadurch neue Kunden. Parallel dazu spezialisieren wir uns zunehmend auf anspruchsvollere Produkte, wie Dachfenster und Terrassendächer.

Anfangs lief bei uns das Unternehmensprofil auf Facebook nur im Hintergrund. Das Problem: Niemand reagierte, wenn sich Kunden beschwerten. Die Folge: Wie ein Leuchtfeuer verteilten unzufriedene Kunden ihre Kritik auf den verschiedensten Bewertungsportalen und Netzwerken. Da ergriff ich die Initiative und reagierte auf jeden einzelnen Kommentar. Dies kam bei unseren Kunden und Fans sehr gut an. Das war der Auslöser, mich mehr mit der Thematik zu beschäftigen. Die IHK Weiterbildung zum Social Media Manager ergänzte mein berufliches Engagement. Überzeugt habe ich die Geschäftsleitung mit meiner Social Media Marketing Strategie, die ich während des Kurses entwickelt habe. Unser Credo: Besser eine falsche Entscheidung treffen, als gar keine. Im Fall Social Media war es eine gute Entscheidung.“

Wie sieht Ihre Social Media Marketing Strategie aus?

Stefan Dickhäuser: „Hauptsächlich nutzen wir Facebook. Ohne viel zu tun, erhöht es schon das Ranking bei Google. Wir posten täglich, jedoch beschreibt nur jeder fünfte Beitrag unsere Produkte. Unsere Geschichten sind artverwandt mit den Produkten und sollen informieren. Durch die Mehrwerte, die wir schaffen, sind die Kunden eher bereit, sich mit unserem Angebot zu befassen. Zudem können sie Tipps und Tricks zur Pflege der Produkte erhalten.

Neben Facebook, haben wir ein Profil auf Twitter und Xing. Außerdem betätigen wir uns auf Kununu, einem Arbeitgeberbewertungsportal, welches dem Kunden einen Blick hinter die Kulissen gewährt. Der Vorteil ist, dass Kununu bei Google automatisch auf der ersten Seite gelistet wird. Bei Google+ sind wir automatisch, da wir auch Google Maps nutzen. Die Foto- und Videoplattform Instagram, zum Beispiel, haben wir bislang strategisch ausgeschlossen. Unsere Zielgruppe – ab 35 Jahre aufwärts – bewegt sich noch nicht aktiv genug auf diesem Kanal.

Im Bereich des Kundenservice bieten wir den Kunden auch eine WhatsApp Nummer an. Ein Produkt ist defekt? Der Kunde kann schnell ein Foto vom Produkt machen, schickt es uns zu und wir leiten es gezielt an Zuständige weiter. Keine Missverständnisse und der Kunde erhält immer das richtige Produkt. Bei uns hat mittlerweile jede Abteilung ein Service-Handy mit WhatsApp.“

Was planen Sie als Nächstes?

Stefan Dickhäuser: „Für die Zukunft wollen wir vermehrt Videos, die über YouTube laufen, integrieren. Unsere Idee: Tutorials zeigen dem Kunden Möglichkeiten, kleinere Arbeiten selbst zu bewältigen, ohne einen Handwerker zu beauftragen. Der Nutzen und der Mehrwert für die Kunden steht bei unserem Social Media Marketing im Handwerk im Vordergrund. “

Hat sich der professionelle Social Media Einsatz rentiert?

Stefan Dickhäuser: „Eindeutig. Zum einen geben Kunden auf den Plattformen freiwillig Informationen preis, die man sonst mittels Marktforschung teuer eingekauft hätte. Darüber hinaus erhält man ein Gesicht zu einem Fan, der den Durchschnittskunden widerspiegelt. Auf der anderen Seite unterstützt es auch die interne Kommunikation. In Gruppen auf Facebook können wir unsere Gespräche kanalisieren und allen deutschlandweiten Mitarbeitern ein Gruppengefühl vermitteln. Früher sendete man willkürlich tausende E-Mails an alle, obwohl es nur eine Person interessiert hätte. Heute kann man viel gezielter und zeitsparender kommunizieren.“

Wie messen Sie den Erfolg?

Stefan Dickhäuser: „Durch einen Trick konnten wir unseren Erfolg durch Facebook messbar machen. Wir setzten einen Link Shorter (d. h., die URL des Links wird verkürzt.- Anmerkung der Redaktion) ein und konnten dank eines Tools genau messen, dass sich rund die Hälfte der Facebook-Besuche zu einem echten Auftrag entwickelte. Auch ich erkannte die unheimliche Kraft der Netzwerke erst, als ich die Social Media Weiterbildung bei der Business Academy Ruhr machte. Heute wissen wir, dass wir mit Social Media Marketing im Handwerk eine Umsatzsteigerung um einen sechsstelligen Betrag generieren konnten.“

Was empfehlen Sie Handwerkern?

Stefan Dickhäuser: „Selbst der kleine Zwei-Mann-Handwerksbetrieb sollte sich Social Media zu Nutze machen. Ich kann verstehen, dass dies unheimlich schwierig ist. Die Zeit ist oft knapp. Zwischen Kundenbesuchen, Telefonaten und Fahrten bleibt kaum Zeit für Social Media Marketing im Handwerk. Dennoch kann dies auch mit wenig Aufwand betrieben werden. Ein Post pro Tag genügt. Viele Telefonate lassen sich sicherlich einsparen, wenn man den Dialog mit mehreren Kunden auf einer Plattform gleichzeitig führen kann. Viele scheuen sich davor, bewertet zu werden. Doch eines sollte man wissen: Kunden reden über einen, so oder so. Es ist nur eine Frage, wo sie es tun. Ich schätze, dass Social Media spätestens in 5 Jahren nicht mehr wegzudiskutieren sein wird.“

Was gibt es bei der Umsetzung zu beachten?

Stefan Dickhäuser: „Wenn man sich für die Social Media Arbeit entschieden hat, sollte man dies nie halbherzig tun. Ein ungepflegtes Profil auf Facebook steigert die Frustration des Kunden und erhöht das Risiko, schlecht bewertet zu werden. Eine Beratung oder eine Weiterbildung ist an der Stelle sicherlich hilfreich. Social Media Marketing bedeutet aber auch immer: experimentieren. Netzwerke müssen sich immer erst auf Zeit beweisen. Die Ressourcen muss man dabei genau im Blick behalten! Nicht jedes Netzwerk ist mit den eigenen Ressourcen zu bewältigen und bietet genügend Potenzial. Wichtig ist auch, das ganze Unternehmen auf die Social Media Arbeit auszurichten. Man muss sich einheitliche Kommunikationskanäle suchen und sich als kompetenter Ansprechpartner für Kunden präsentieren.“

Danke für das Gespräch!