Von eLearning, Webinaren und Lern-Apps: Lernen im digitalen Zeitalter

Lernen ist seit jeher mit Mühe und Anstrengung verbunden. Leider hat noch niemand eine Zauber-Formel entdeckt, die diese Mühen obsolet macht und das Lernen mit “Buch unter das Kissen” ermöglicht. Doch mit moderner Technik kommen auch neue Methoden: digitales Lernen!

Im digitalen Zeitalter hat man auch für das Lernen allerlei mediale Möglichkeiten: Vokabeln lernen per App, Austausch mit einem Experten über Video-Konferenz, Anwendungen über Screencasts lernen u.v.m. Die Welt des online-basierten Lernens ist breit gefächert.

Es stellt sich jedoch die Frage, an welchen Stellen die Digitalisierung der Bildung sinnvoll ist, wer davon profitiert und wann das klassische Buch oder der Präsenz-Unterricht die sinnvolleren Varianten sind.

Zur Unübersichtlichkeit des digitalen Lernens

Allein der Begriff des digitalen Lernens ist schon verwirrend. Soll darin impliziert werden, dass Lernen heute digital stattfindet und nicht mehr in den Köpfen der Menschen? Oder bezieht es sich lediglich auf die Ausweitung der Lern-Medien? Oder birgt die Ausweitung auf digitale Lernmedien die Hoffnung, dass das Lernen damit leichter würde.

Eine trügerische Hoffnung, denn letztendlich muss der Inhalt weiterhin in den Kopf. Ob er dies klassisch über Erzählungen, Vereinfachung, Vorführung etc. tut oder man das Lernen mediengestützt umsetzt, spielt keine Rolle. Aber zunächst eine kleine Abgrenzung der verschiedenen Begriffe der digitalen Bildung, denn diese erklären sich nicht von allein und sind häufig nicht ableitbar.

Digitales Lernen: Das sind die Methoden

  1. eLearning: über allem steht zunächst der Begriff des e-Learnings (hier sind verschiedenste Schreibweisen zu finden). Das “e” im Learning steht für “electronic” also elektronisches Lernen (Definition des eLearnings). Nun fragt man sich, wofür das “elektronisch” alles stehen mag? Für das Lernen mit elektronischen Hilfsmitteln.
    Demzufolge müsste auch das Lernen mit Beamer, CD, Fernseher darunter zu fassen sein. Ein sehr breites Feld, das im Grunde alles subsumiert, was nicht von Mensch zu Mensch oder analoge Erfahrung zu Mensch als Lerninhalt transportiert wird, sondern mit einem elektronischen Hilfsmittel.
    In der Praxis bezieht man das “e” im “eLearning” überwiegend das online-basierte Lernen. Also Lernprogramme, die man über das Web erhält. Klassisch sind hier Lernplattformen wie Moodle oder Ilias. Diese Plattformen versuchen das Lernen, wie es in der Präsenz stattfindet in die online-Welt zu übersetzen. Kombiniert man online Anteile mit Präsenz-Unterricht, spricht man von blended Learning (also vermischtem Lernen).
  2. Webinare: aus dem eLearning hat sich eine spezielle Form des Lernens entwickelt, nämlich das Ortsunabhängige Lernen. Stellen Sie sich vor, Ihr Lehrer ist an einem anderen Ort und Sie müssen nicht hinfahren, um seinem Vortrag zu lauschen, sondern können sich bequem vor Ihren Rechner setzen (oder heute auch vor den smarten Fernseher) und Ihren Lehrer live erleben.
    Es wird über ein Videokonferenz-System übertragen, was er tut. Ob er eine Präsentation hält oder einen Vortrag. Je nach System kann er Sie auch sehen oder Sie können ihm schriftlich Fragen stellen. Manchmal ist der Lehrer auch gar nicht “live”, sondern ein gespeichertes Video. Webinar ist also eine Video-Übertragung von Unterricht (traditionell mit der Möglichkeit, sich als Teilnehmer zu beteiligen).
    Geht es dabei nur um das Zeigen eines Videos, ohne Rückfragen stellen zu können, sind wir im Prinzip beim Telekolleg, also einer Fernsehübertragung. Das kann sehr erfolgreich sein, wie all die DIY-Videos auf YouTube beweisen, wenn es aber um die Übertragung des Lernens in den digitalen Raum ist, dann fehlt beim vorausgezeichneten Webinar die Möglichkeit des Dialogs.
  3. Lern-Apps: Auch diese Entwicklung ist logisch nachvollziehbar, wenn man sich die Zunähme mobiler Endgeräte anschaut und die Omnipräsenz des Smartphones im Alltag beobachtet. Wie praktisch ist es, wenn man sein Lernen mittels einer App umsetzen kann.
    Die Vielzahl von Lern-Apps ist schier unübersichtlich. Schüler können für jedes Fach mittels einer App lernen. Vor allem für Gedächtnis-Lernleistung wie beim Vokabeln lernen, ist eine App sinnvoll, da die Behaltens-Quote mit häufiger Wiederholung steigt und ein Smartphone hat man ja stets bei sich. Eine App ist dann ein sinnvoller medialer Lern-Zusatz, wenn sie häufig genutzt wird.
    Wenn es um das Lernen mit Karteikarten geht oder man sich Inhalte immer wieder anschauen sollte, um sie zu lernen. Alle langwierigen Knobel-Aufgaben oder vertiefende Praxis-Aufgaben sind am größeren Desktop häufig besser lösbar, als auf (häufig recht kleinen) Smartphone-Bildschirmen.

So viel zunächst als kleine Einordnung der Thematik. Allein hier zu differenzieren, worum es sich bei einem medial-gestützten Lernen handelt, ist schon nicht einfach. Nun stelle man sich vor, dass ein Unternehmen die Idee hätte, seine kosten- und zeitintensiven Präsenz-Schulungen künftig stärker digital umzusetzen. Was würde sich hier eigenen? Wie könnte man vorgehen?

Lernen ins digitale Zeitalter übersetzen

Wenn wir solche Anfragen in der eLearning-Beratung aufnehmen, gehen wir immer zielorientiert vor: das heißt, dass es zunächst sinnvoll ist, sich zu überlegen, was man mit der Digitalisierung der Weiterbildungen erreichen möchte? Bei reinen Kosten-Einspar-Argumenten rate ich immer, nur die Themen und Inhalte ins Digitale zu übertragen, die eine hohe Wiederholungsquote haben. Themen, die ich nur einmal anbiete, eigenen sich nur bedingt für eine Übertragung ins eLearning. Um eine Stunde (analoge) Lernzeit ins medial zu übertragen, rechnen wir mit einem fünf bis sechsfachen Satz.

Das heißt, dass sich die digitale Übertragung der Weiterbildung erst nach der sechsten bzw. siebten Wiederholung rentieren würde. Wir sprechen hier nicht von reinen “Videos ins Netz stellen”, sondern von der Übertragung von Lernen mit Inhalten / Aufgaben und Feedback ins Digitale. Hat man ein Thema gefunden, dass man häufig wiederholt, dann ist der erste Schritt getan.

Im zweiten Schritt sollte festgelegt werden, was man mit dem Auslagern von Präsenz-Unterricht auf die digitale Ebene erreichen möchte? Sollte das Ziel sein, den Teilnehmern Material zur Verfügung zu stellen, dann reicht ein sehr einfach gestaltetes System. Sollte es um ein Lernen in der Gruppe gehen, sich gegenseitig zu Feedback geben und Aufgaben mit Rückmeldungen, dann reicht ein sehr simples System nicht aus. Hier muss man dann schon im Rahmen einer Lernplattform denken, die verschiedenen Lernaktivitäten abbilden kann.

 

Die inhaltliche Arbeit ist entscheidend

Hat man einmal die Entscheidung für ein Lern-System getroffen, geht die inhaltliche Arbeit erst los, denn dann gilt es, sich darüber Gedanken zu machen, wie man Präsenz-Inhalte in Medien überträgt. Einfach eine Präsentation irgendwo zur Verfügung zu stellen, hat nichts mit eLearning zu tun.

Hier geht es darum, sich ein didaktisches Konzept zu überlegen, dass es ermöglicht, Inhalte zu erarbeiten, gelerntes zu überprüfen, Theorie anzuwenden, Rückmeldungen zu erhalten, aus Fehlern zu lernen, andere Perspektiven kennen zu lernen. Alle Aspekte des Lernens ins Digitale zu übertragen setzt zum einen Kenntnisse des Lernmanagement System Voraussetzungen, mit dem man arbeiten möchte, aber ebenso eine didaktische Medienkompetenz. Im Rahmen unserer eLearning-Dienstleistungen bieten wir in diesem Bereich sowohl Schulungen, als auch Beratung an.

Die Erfahrung zeigt: es fehlt häufig an guten Beispielen, Modellen, wie gutes digitales Lernen funktionieren kann und der Expertise zur Einschätzung eines gelungenen Aufbaus digitaler Lernszenarien. Hat man diese Hürde genommen und sind erste kleine Lern-Szenarien umgesetzt, wird schnell deutlich, wie viel Potential in der Ausweitung der Lernmedien liegt: sie können Präsenz vorbereiten, guten Unterricht vertiefen, nachbereiten, Wissen testen, Austausch fördern und so das Lernen bereichern und in die heutige Zeit übersetzen.

Nehmen Sie gern Kontakt auf, wenn Sie Interesse an einer eLearning-Beratung, Vorführung oder Schulung haben!