Senioren im Web: Mehrwert der Digitalisierung im analogen Vergleich

So vieles ist heute digital. Es gibt kaum noch Bereiche und Themen, die nicht davon betroffen sind, sei es in der Industrie, im Handel, in Unternehmen, in der Reisebranche, aber genauso im privaten Bereich. Wenn man sich nicht auf dem Laufenden hält, bleibt man schnell auf der Strecke. Gerade für die Zielgruppe der Senioren im Web ist es wichtig aufzuzeigen, wo die Einsatzfelder und Mehrwerte liegen.

Einsatz digitaler Anwendungen ist bei Senioren im Web an Mehrwert gebunden

Während die sogenannten “digital Natives” mit digitalen Anwendungen aufgewachsen sind und daher häufig wenig Berührungsängste haben neues auszuprobieren, gestaltet sich das in der Generation 60+ häufig anders. Das ist nachzuvollziehbar, da sie die Welt noch ohne digitale Anwendungen kennen. Um sich darin gut zurecht zu finden, fehlt ihnen häufig der Einstieg und die Frage bleibt offen, wofür diese Technologien sinnvoll eingesetzt werden sollen. Sie haben oft keine Idee, wie sie z.B. Facebook oder Instagram sinnvoll in ihr Leben einbinden können. Sie wissen nicht, wozu sie YouTube oder Pinterest brauchen und sind verunsichert, wenn sie bei Google z.B. versehentlich eine Werbeanzeige anklicken, die sie nicht aufrufen wollten, oder ihnen personalisierte Werbung eingeblendet wird.

In der Weiterbildung für die ältere Generation ist es wichtig, in diesen Fällen nicht zu belehren, sondern Möglichkeiten für den souveränen Umgang mit digitalen Medien aufzuzeigen. Weiterhin sollte man den Raum geben zu diskutieren und den Lernenden Zeit zum Ausprobieren lassen. Und: immer bei Null zu beginnen! Diejenigen, die bereits Vorkenntnisse haben, werden einem das nicht übel nehmen. Im Gegenteil: Man kann sie sogar prima einbinden, z.B. bei einer Gruppenübung mit Teilnehmern ohne Vorkenntnisse. Die weniger versierte Senioren im Web müssen bei einem sanften Einstieg weniger häufig nachfragen, wenn sie etwas nicht wissen. So hat man von Anfang an eine Basis für alle geschaffen.

Digitales erklärt man am besten über die Parallele zur analogen Welt

Die verschiedenen digitalen Tools und Anwendungen zu erklären, ist komplex. Versuchen Sie einmal, jemandem nahe zu bringen, was eigentlich Facebook ist und wie es das eigene Leben bereichern könnte. Das ist gar nicht so einfach. Besser funktioniert es, wenn man Beispiele aus der analogen Welt gibt. Ich vergleiche Facebook häufig mit der Bild-Zeitung (viel Bild, wenig Text, schnelle Unterhaltung oder Information nebenbei). Natürlich hinkt dieser Vergleich, wenn wir daran denken wer die Inhalte online stellt, aber grundlegend sind die Prinzipien ähnlich. Wenn man mit einer solchen Erwartungshaltung an Facebook herangeht, dann wird deutlich wo die Mehrwerte liegen: man kann sich schnell über Aktuelles informieren und auf dem Laufenden bleiben. Pinterest kann man sehr schön mit dem Vergleich zu einem Katalog verstehen und Instagram mit der Fotobox. Findet man solche Analogien, dann wird auch einem unerfahrenen User deutlich, wozu man die Anwendungen einsetzen kann. Findet man dann noch jemanden in der Gruppe, der von seinen Erfahrungen mit den digitalen Medien berichten kann, wird es umso anschaulicher. Häufig ist auch gerade der Perspektivwechsel spannend. Für Senioren im Web ist es interessant in Austausch mit einem digital Native zu treten und herauszufinden: Wie nutzt du dieses Medium und was fasziniert dich daran so sehr?

Die Generationen zusammen bringen

Die spannendsten Sitzungen hatten wir tatsächlich im direkten Generationenaustausch. Unsere studentischen Hilfskräfte oder Praktikanten im Unternehmen sind immer gern bereit, mich zu meinen Schulungen für Senioren zu begleiten und mit den Teilnehmern in Austausch zu gehen. Sie wundern sich immer, wie neugierig und wissbegierig die Zielgruppe ist. Beim Thema “Urlaub in der digitalen Welt” ging es zum Beispiel darum, welche Apps und welche Anwendungen für die Reiseplanung, -buchung aber auch vor Ort gut genutzt werden können. Natürlich ist vieles für die ältere Generation nicht neu. Viele von ihnen kennen und nutzen z.B. die App der Deutschen Bahn für ihre Bahnfahrten. Einige haben auch bereits ein Reise-Schnäppchen online gebucht, haben aber wiederum wenig Berührungspunkte zu AirBnB oder haben noch nie über Secret Escapes eine Unterkunft gebucht oder nutzen Tripadvisor nicht, um sich über Restaurants und Ausflugsziele im Urlaub zu informieren. Besonders spannend fanden sie den Tipp auch einmal nach Reise-Bloggern zu schauen, denn hier findet man häufig Reisetipps abseits des Massentourismus. Das ist nur ein Beispiel, das verdeutlicht wie digitale Anwendungen gerade im Alter sehr stark nach ihrem Nutzen bzw Mehrwert hinterfragt werden und dann spannend werden, wenn man Erfahrungswerte dazu kennt. Wie ließ sich das an anderen Themen darstellen?

  • Youtube nicht nur als Video-Plattform zu sehen, sondern den Nutzen im Bereich “Do-it-yourself” darzustellen. Also aufzuzeigen, dass man YouTube auch hervorragend als Lernplattform nutzen kann. Für die Generation Y ist es selbstverständlich, sich über ein YouTube Tutorial beizubringen wie man ein spezielles Gericht kocht, einen Schrank baut oder etwas repariert.
  • Pinterest nutzen viele, um sich Inspirationen zu holen und durch das Sammeln auf dem eigenen Board z.B. Anregungen für die nächste Feier zusammen zu stellen. Beliebt sind auch Boards mit Rennovierungsmöglichkeiten, Boards zum Thema “Das Jahr im Garten”, aber auch Ideenboards für verschiedene Koch-Anlässe. Was für junge Menschen zum Alltag gehört, ist für die Senioren-Generation häufig nicht bekannt.
  • Online Shopping ist auch ein Thema, das heiß diskutiert wird. Natürlich sind älteren Menschen die Ersparnisse durch die online Angebote bewusst. Häufig haben sie diese auch bereits genutzt, aber sie bewerten den Rückgang des lokalen Handels auch als sehr kritisch.

Man merkt: es geht bei den Themen zur Schulungsreihe Senioren im Web nicht um Belehrung und Überzeugung digital zu werden. Es geht vielmehr darum, voneinander zu profitieren. Durch die Erfahrungen der älteren Generation lernt auch die Generation Y oder Z und umgekehrt. Man muss nicht alle digitalen Medien nutzen, aber man kann wesentlich besser diskutieren, wenn man das Phänomen kennt und einschätzen kann. Und das ist der Mehrwert solcher Schulungen. Niemand MUSS sich in einem gewissen Alter noch mit solchen Dingen beschäftigen, aber es macht viel Freude es zu verstehen und zu benutzen. Ich selbst bin immer wieder erstaunt, wie aufgeschlossen und experimentierfreudig die ältere Generation häufig ist. Sie berichten mir immer wieder, dass sie nach den Schulungen verschiedene Apps oder Tools ausprobiert haben und große Freude daran hatten. Manche haben nach dem Kurs einen eigenen Blog begonnen, andere sind nun auf Pinterest aktiv und schwärmen von ihren Boards und den wundervollen Anregungen und wieder andere nutzen nun YouTube aktiv und tauschen sich darüber häufig mit den Enkeln aus. Digitalisierung ist ein so komplexes Phänomen, dass es m.E. von der Neugier lebt und einer offenen Haltung lebt und wenn wir mit unseren Schulungen für Senioren im Web einen kleinen Beitrag dazu leisten können, dann ist das ein großer Erfolg.