Weiterbildung für Geisteswissenschaftler: ein Weg aus dem Bewerbungsmarathon?

Akademiker müssen nicht lange nach geeigneten Jobs suchen. So ist zumindest das gängige Vorurteil. Aber was macht man, wenn man eine geisteswissenschaftliche Richtung eingeschlagen hat und zwar theoretisch alles weiß aber praktisch nichts kann? Hilft eine Weiterbildung für Geisteswissenschaftler dabei, den Berufseinstieg zu erleichtern?

Geisteswissenschaftler – die ewigen Studenten

Wer Geisteswissenschaften studiert hat, verfügt oft über beeindruckende Kernkompetenzen. Vom Verständnis der Werke von Kant über Schiller oder Kafka, bis hin zu einer kunstanalytischen Auseinandersetzung der Performance-Kunst von Marina Abramovic ist alles dabei. Doch nur selten bringen diese sehr speziellen Kenntnisse Vorteile auf dem Arbeitsmarkt. Oft sind Akademiker aus eher theoretischen Fachbereichen als Fachidioten verschrien, die eigentlich nur Lehrer werden können.

Geisteswissenschaftler haben kein bestimmtes Berufsbild

Es gibt viele Gründe, warum die Jobsuche so schwerfällt. Einer dieser Gründe liegt darin, dass Studierende nichts über die freie Wirtschaft erfahren. Die üblichen Berufe wie Lehrer, Lektor oder Journalist kommen aber nicht für jeden in Frage. Somit wissen Geisteswissenschaftler oft vor allem, was sie nicht wollen, haben aber keine Ahnung, in welchen Bereichen ihre Fähigkeiten nützlich, oder sogar gefragt sind.

Die Akademisierung führt zu immer mehr Studierenden

Die Zahl der Hochschulabsolventen wird immer höher. Im Wintersemester 2018/2019 waren rund 2,87 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen immatrikuliert. 340.000 von ihnen in den Geistewissenschaften. Der Trend geht also immer mehr in Richtung Akademisierung. Das liegt auch daran, dass viele Akademiker besser verdienen – mit Ausnahme der Geisteswissenschaftler. Somit steigt natürlich auch der Anteil an Bewerbern auf die ohnehin schon dünn gesäten Stellen.

Dabei sind ihre Fähigkeiten durchaus gefragt: Während des Studiums haben Geisteswissenschaftler vermutlich hunderte Seiten geschrieben, Texte analysiert und wissen genau, wie Geschichten dramaturgisch sinnvoll aufgebaut sind. Genau diese Fähigkeiten sind im Umgang mit den sozialen Medien von Vorteil sein. Zwar sind die Inhalte hier um ein Vielfaches kürzer, das Prinzip ist aber ähnlich.

Weiterbildung statt Taxi-Schein – der Weg in die digitale Gegenwart

Besonders beliebt sind bei Arbeitgebern Nachweise über praxisbezogene Qualifikationen. Insbesondere eine staatlich anerkannte Weiterbildung für Geisteswissenschaftler kann die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.

Für IHK-Weiterbildungen bietet sich die Möglichkeit, eine Bildungsprämie zu nutzen. Das heißt eine Weiterbildung kann staatlich mit bis zu 500 Euro bezuschusst werden. Hierzu müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Wer von dieser Prämie Gebrauch machen will sollte mindestens 15 Stunden in der Woche erwerbstätig sein und darf über maximal 20.000 Euro zu versteuerndes Einkommen verfügen. Darüber hinaus gibt es auch noch die Möglichkeit einen Bildungscheck einzulösen. Insgesamt gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Förderung einer Weiterbildung für Geisteswissenschaftler.

Praxis statt Theorie

Was kann man also tun, um sich von anderen Mitbewerbern abzuheben? Im Bereich Kommunikation, Werbung und Marketing sind ihre Fähigkeiten, sich kritisch und kreativ mit einem Thema auseinander zu setzen durchaus gefragt. Doch gerade in diesen Bereichen reicht das allein nicht aus. Wer in einer Werbeagentur arbeitet braucht oft auch Kenntnisse in Programmen wie Photoshop oder InDesign. Fachkenntnisse, mit denen der durchschnittliche Absolvent während des Studiums höchstwahrscheinlich nicht konfrontiert war. Zumindest nicht in Seminaren.

Vorteile einer Weiterbildung

Wer also über Kenntnisse verfügt, die über ein geisteswissenschaftliches Studium hinausgehen, liegt klar im Vorteil. Über einige davon, wie z.B. vorzeigbare Englischkenntnisse und den Umgang mit Microsoft verfügen die meisten Geisteswissenschaftler ohnehin schon. Es lohnt sich aber, sich in folgenden Bereichen weiter zu bilden, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Hierzu gehören insbesondere:

  • CMS
  • Web-Analytics
  • SEO
  • Social Media Tools
  • Grundkenntnisse in BWL
  • Projektmanagement-Kenntnisse
  • Photoshop
  • Google Analytics

Wie finde ich die für mich passende Weiterbildung?

Nicht jedes Bildungsangebot ist zwangsläufig eine gute Idee. Man sollte sich schon vorher überlegen, welche Voraussetzungen man mitbringt und welche Interessen es wert sind, dass man ihnen dauerhaft nachgeht. Wichtig ist es natürlich auch, die Angebote der Bildungseinrichtungen genau zu überprüfen. Nicht jedes Angebot ist seriös oder rechtfertigt eventuell hohe Kursgebühren. Zudem kommen häufig Anfahrt- oder Materialkosten. Oft übernehmen Arbeitgeber die Kosten für eine Weiterbildung. Finanzielle Unterstützung gibt es aber auch häufig in Form einer Förderung.

Auch Rahmenbedingungen und Lerninhalte, sowie Praxisbezüge, sollten deutlich formuliert sein, genauso wie der Abschluss, der möglichst staatlich anerkannt sein sollte.

Passende Weiterbildungsangebote gibt es auf zahlreichen Plattformen, wie beispielsweise Fernstudiumcheck.de oder KursNet. Hier findet man auch einige hilfreiche Tips zur Förderung und Finanzierung von Weiterbildungsmöglichkeiten.

Fazit zur Weiterbildung für Geisteswissenschaftler

Der berufliche Einstieg ist für viele Geisteswissenschaftler mit Frustration verbunden. Viele empfinden das jahrelange Studieren bereits als ausreichende Qualifikation. Doch ohne ausreichende zusätzliche Soft- und Hardskills, welche die Studierenden auf mögliche Jobs in der freien Wirtschaft vorzubereiten, ist es nahezu unerlässlich sich weiterzubilden.

Hierbei geht es gar nicht nur darum sich mit noch mehr Theorie zu beschäftigen. Die Kurse bieten nicht nur interessante und relevante Inhalte, sondern auch die Möglichkeit, sich mit anderen Kursteilnehmern auszutauschen, und so hilfreiche Netzwerke zu bilden, auf die man im beruflichen Alltag zurückkommen kann.

Somit ist eine Investition in eine Weiterbildung für Geisteswissenschaftler nicht nur eine berufliche, sondern auch eine persönliche Bereicherung und eine Möglichkeit Menschen mit ähnlichen Zielen kennenzulernen und sich mit ihnen zu vernetzen.


Christina Beyer ist studierte Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und arbeitet von Juni bis September bei der Business Academy Ruhr um ihr praktisches Wissen im Bereich Social Media Management und Online Marketing Management zu vertiefen.