Bekanntheit steigern durch Social Media

Kira Tingelhoff, Social Media Managerin (IHK) des Sanititätshauses Tingelhoff, im #Interview

Kleine und mittelständische Unternehmen, die in einer spezifische Branche tätig sind, stehen häufig vor einer Herausforderung: Die Kunden kennen die vielfältigen Leistungen und Angebote nicht. Das Sanitätshaus Tingelhoff hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Die Kunden kennen die vielfältigen Bereiche des Unternehmens nicht.

Kira Tingelhoff, Social Media Managerin (IHK) des familiengeführten Sanitätshauses Tingelhoff, brachte Social Media Marketing vor circa 1 ½ Jahren in das Unternehmen. Ihr Ziel: das Bewusstsein der Kunden wecken und für Bekanntheit sorgen.

Warum Social Media Marketing?

Kira Tingelhoff: „Der Begriff Sanitätshaus wirft oft viele Fragen auf. Die meisten denken dabei an Stützstrümpfe. Das Angebot an Reha- und Orthopädie-Techniken umfasst aber viel mehr als das. Zum Beispiel unsere zertifizierte Hygienestraße: Sie ermöglicht es uns, medizinische Produkte hygienisch so aufzubereiten, dass sie einwandfrei und wiederverwendbar sind. Wir sind die Spezialisten und das müssen wir kommunizieren. Darüber hinaus ist es unser Anliegen, über Themen wie Gesundheit und Pflege, aber auch über Menschen mit Handicap aufzuklären und die Gesellschaft dafür zu sensibilisieren. Social Media Marketing ist für uns ein ideales Tool, mit dem wir unsere Zielgruppe erreichen, sie informieren und mit ihnen den direkten Dialog treten.”

Wie sahen die Social Media Anfänge aus?

Kira Tingelhoff: „Als ich in das Unternehmen eingestiegen bin, hatten wir ein ungenutztes Unternehmensprofil auf Facebook. Ich setzte alles neu auf. In der IHK Weiterbildung hatte ich genau erarbeitet, welche Kanäle mit welcher Frequenz bespielt werden sollen. Facebook hat die höchste Nutzerzahl, also posten wir dort am häufigsten.

Die Video Plattform YouTube wurde noch vor Facebook eingeführt. Der Video-Dreh ist aber sehr zeitintensiv. Mein Ziel ist es, demnächst mehr Videos zu veröffentlichen. An dritter Stelle führten wir ein Unternehmensblog ein, um den Kunden mit informativen Inhalten einen Mehrwert zu bieten. Mit der weltweit bekannten Ice Bucket Challenge starteten wir. Die Internet-Aktion machte erfolgreich auf die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) aufmerksam. Wir haben den viralen Hype genutzt und eine von der Krankheit betroffene Kundin interviewt. Damit erreichten wir viele unserer Fans. Seitdem kommen unter anderem Ärzte auf uns zu, die mit uns kooperieren möchten, um bestimmte Themen, wie Diagnosen spezieller Krankheiten, über unseren Blog zu kommunizieren.

Dann kam Google Plus hinzu, das wir parallel zu Facebook pflegen. Mir ist klar, dass viele dort tote Profile haben und nicht einmal wissen, dass sie angemeldet sind. Das Schöne ist jedoch, dass ein Profil bei Google Plus das Google-Ranking bereits verbessert. Die Business Netzwerke Xing und LinkedIn nutzen wir hauptsächlich, um Fachkräfte zu suchen und das Unternehmen zu präsentieren.“

Was verbreiten Sie inhaltlich auf den Netzwerken?

Kira Tingelhoff: „Grundsätzlich achten wir darauf, welche Fragen am häufigsten von unseren Kunden gestellt werden. Danach richten wir unsere Inhalte aus. Besonders auf YouTube: Wir produzieren How-To-Videos, um Kunden zu zeigen, wie man beispielsweise die Bremsen eines Rollators einstellt. Dies kam bisher sehr gut an – das sehen wir an den Klickzahlen. Außerdem sind YouTube Videos Selbstläufer. Obwohl auch ältere Videos dabei sind, sieht man bis heute, dass diese noch angesehen werden. Auf Facebook weisen wir auf Aktionen hin und konzentrieren uns auf die Verbreitung von relevantem Content. Facebook-Ads, also Werbung, schalten wir eher selten. Einen Vorteil bietet Facebook aber definitiv: Durch die hohe Nutzerzahl, ist dort auch die meiste Bewegung. Wir konnten bereits über 2000 Fans generieren. Unsere Schwerpunkte Gesundheit, Veranstaltungen, der Blick hinter die Kulissen sowie die Verlinkungen zu unserem Blog, finden dort großen Anklang. Auf unserem Blog wird mindestens zwei Mal im Monat etwas veröffentlicht.

Häufig kommen Mitarbeiter auf uns zu, die für uns schreiben wollen. Entweder sie geben uns fertige Beiträge, oder sie geben uns Stichpunkte und wir, aus dem Marketing, machen daraus die Beiträge. Das kommt immer gut an, wenn sich Mitarbeiter engagieren. Denn diese haben den wirklichen Kundenkontakt. Sie sind immer nah an unseren Kunden und ihren Geschichten. Dort sehe ich noch viel Potenzial! Seit knapp einem Jahr bieten wir auch noch einen Onlineshop an. Erst als wir den promoten wollten, haben wir Facebook-Ads geschaltet. Da hat sich der Facebook-Auftritt schon bezahlt gemacht. Mittlerweile investiere ich viel Zeit in die Pflege des Shops. Dennoch konzentriere ich mich auf Social Media, da der Erfolg des Shops auch davon abhängt.“

Welche Ziele erreichen Sie durch Social Media Marketing?

Kira Tingelhoff: „An erster Stelle wollen wir aufklären, wofür unsere Branche steht. Unser USP, die Hygienestraße, soll außerdem bekannt gemacht werden. An zweiter Stelle wollen wir unsere Bekanntheit steigern. Kaum einer in unserer Branche betreibt Social Media Marketing. Daher nehmen wir eine Vorreiterstellung ein. Das zeigt den Kunden: Wir sind innovativ. Viele Kunden erwarten mittlerweile, dass man als Unternehmen auf Social Media Kanälen aufzufinden ist und die Zahl derer nimmt zu. Natürlich wollen wir auch unseren Umsatz steigern.

Kennen die Nutzer das Unternehmen und unsere Leistungen, steigt die Nachfrage. Es lässt sich zwar kaum ermitteln, ob ein Fan auf Facebook auch tatsächlich ein Kunde ist. Dennoch ist klar, dass die Kunden von Morgen mit dem Internet groß geworden sind. Ohne Social Media würden sie wahrscheinlich kaum auf unsere Angebote aufmerksam werden. Im Endeffekt sichert dies auch langfristig unseren Umsatz. Außerdem wollen wir mit unseren informativen Inhalten unsere Kunden an uns binden. Ob How-To-Videos, Serviceleistungen oder unsere Gesprächen in den sozialen Netzwerken: So bleiben uns die Kunden erhalten.“

Was empfehlen Sie anderen Unternehmen?

Kira Tingelhoff: „Man darf sich nicht verstecken. Böswillige Bewertungen oder Kommentare sind nie schön. Die Angst davor ist trotzdem unbegründet. Denn man kann diese ins positive Licht rücken und es für das Unternehmen als Chance betrachten! Reagiert man schnell auf öffentliche Bemerkungen, kann man nicht nur dem unzufriedenen Kunden, sondern gleich potentiellen Neukunden zeigen, dass man sich kümmert. Die Telekom ist an dieser Stelle ein Best Practice Beispiel: Sie haben auf Twitter einen Kanal eingerichtet, der nur für Kundenanfragen da ist. Wie man weiß, beschwert man sich nicht selten bei der Telekom.

Dennoch machen sie es öffentlich. Ich selbst habe es ausprobiert- sie reagierten wirklich schnell und zufriedenstellend. Sie gehen als gutes Beispiel voran. Dennoch muss sich jedes Unternehmen vorher sicher sein, dass man es personell auch gewährleisten kann, frühzeitig zu reagieren. Sonst kann es ganz schnell in die falsche Richtung gehen. Generell ist Social Media ein wichtiges Thema, mit dem man sich als Unternehmen auseinandersetzen sollte. Unsere Hersteller sind leider nicht auf Social Media vertreten, was ich sehr schade finde. Man könnte ein B2B-Netzwerk aufbauen und sich gegenseitig unterstützen. Ebenso können Kooperationen aus diversen Social Media Tätigkeiten entstehen. Es wäre definitiv eine Chance.“

Danke für das Gespräch!