Dem Azubimangel entgegenwirken

Einige Branchen haben seit Jahren mit einem Azubimangel zu kämpfen. Viele junge Leute wollen lieber studieren statt eine Ausbildung zu absolvieren und so wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, neue Auszubildende zu finden. Gerade dann, wenn besondere Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Doch selbst ohne besondere Ansprüche an die Schulbildung oder die Vorkenntnisse bekommen einige Branchen kaum Bewerbungen, obwohl sie einige Ausbildungsplätze bereitstellen können. Das hat nicht nur Auswirkungen auf einzelne Betriebe, sondern auch auf die Verbraucher. Wir haben in Deutschland einen großen Mangel an Handwerkern, Pflegepersonal oder anderen Fachkräften und zusätzlich noch wenige Leute, die eine entsprechende Ausbildung absolvieren möchten.

Gründe des Azubimangels

Sind hier wirklich nur die jungen Leute in der Schuld, die lieber studieren möchten? Oder liegt es vielleicht auch daran, dass der Einblick in die verschiedenen Berufe fehlt? Das Lernen ist aus der Schule bereits bekannt und wer nicht genau weiß, was er später mit seinem Leben anfangen will, kann mit einem Studium zumindest noch etwas Bedenkzeit herausschlagen, bis es ernst wird. Der Unterricht in der Schule wird mehr und mehr theoretisch und viele junge Leute wissen gar nicht, wie der Arbeitsablauf in den verschiedenen Berufen aussieht. Praktika werden oft bei Bekannten absolviert oder bieten nicht viel Einblick.

Wie kann dem Azubimangel entgegengewirkt werden?

Hier muss zuerst überlegt werden, wie und wo die Zielgruppe (= potenzielle Auszubildende) abgeholt werden kann. Stellenanzeigen in einer Zeitung (print oder auch digital) sind nicht unbedingt das Suchwerkzeug Nummer eins. Stellenanzeigen auf Online Jobportalen schon eher.

Doch was passiert dann im nächsten Schritt? Der Interessent wird sich über das Unternehmen informieren. Hierfür ist zum einen eine gute Website ein Muss. Aber der Trend geht auch immer mehr in den Social-Media-Bereich. Mal eben gucken, wie sich das Unternehmen auf Facebook, YouTube, Instagram oder TikTok präsentiert. Schließlich möchte man wissen, wo man sich bewirbt, wie die Arbeitsatmosphäre ist und welche Aufgaben einen erwarten. Im besten Fall lernt man auch schon einmal die möglichen neuen Kollegen und den Chef kennen. Für angehende Auszubildende ist es ideal, wenn sie hier auch direkt einen Einblick in den Alltag eines Azubis bekommen. Aus diesem Grund sollten soziale Netzwerke nicht unterschätzt werden. Ja, es kostet Zeit sich damit zu beschäftigen und da Zeit oft Geld ist, ist es auch nicht komplett kostenlos. Gerade in unterbesetzten Branchen ist diese Zeit oft knapp. 

Aber wie so oft gilt: Es muss erst etwas investiert werden, um hinterher davon zu profitieren. Ansonsten bleibt man im Teufelskreis des Azubimangels. 

Grafik Teufelskreis Azubimangel

Was kann konkret getan werden?

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten.* Zuerst sollte überlegt werden, was für ein Ziel erreicht werden soll. Ein mögliches Ziel wäre zum Beispiel 20% mehr Bewerbungen auf Ausbildungsstellen als im Vorjahr. Im nächsten Schritt muss überlegt werden, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Gerade um Azubis zu werben ist es sinnvoll, verschiedene Perspektiven aufzuzeigen. Im besten Fall gibt es einen oder mehrere Azubis, die bereit sind, ihren Arbeitsalltag festzuhalten. Dies kann in einem Blogbeitrag sein oder besser in Form eines Videos. Dieses Video kann wiederum aus mehreren kleineren Abschnitten bestehen (Weg zur Arbeit, ankommen, erste Aufgaben, Pause, Unterhaltung mit Kollegen, weitere Aufgaben etc.) und über den Tag verteilt auf Instagram oder Facebook in den Stories gepostet werden. Anschließend sollten die Stories archiviert (als Highlight gespeichert) werden, damit sie auch nachträglich noch angesehen werden können.
Alternativ kann auch ein komplettes Video zusammengeschnitten und auf YouTube, Facebook, Instagram oder TikTok gepostet werden. Der Vorteil von den Stories liegt darin, dass sie nicht perfekt sein müssen. Es ist sogar gut, wenn ein bisschen Authentizität zu spüren ist. Ein Versprecher oder ein kleiner Fehler macht sympathisch und nimmt auch den Interessenten etwas die Angst, nicht gut genug zu sein. Unternehmen müssen sich also nicht immer perfekt darstellen. Werden Dinge gepostet, die schief gegangen sind, kann das positiv auf die Zielgruppe wirken. Wird da mit einem Schmunzeln drüber gesprochen, zeugt es von einer positiven Fehlerkultur.

Oft fällt der Anfang auf den sozialen Netzwerken schwer. Es gibt so viele Möglichkeiten und statt etwas nicht perfekt zu machen, macht man es lieber gar nicht. Dabei ist es normal, dass man mit der Zeit dazulernt. Nur wer sich traut, Neues auszuprobieren, der kann sich verbessern und damit erfolgreich sein. Ein Beispiel für ein nicht perfektes, aber sehr erfolgreiches Video? Bereits 2018 ist auf Facebook ein Video der Glaserei Sterz viral gegangen. Dies ist ein kleiner Handwerksbetrieb, der händeringend nach neuen Auszubildenden gesucht und sich dafür etwas Besonderes überlegt hat. Ein gutes Beispiel dafür, dass nicht alles perfekt sein muss und dass nicht immer eine große Personalstärke dahinterstehen muss. Wichtig ist, anzufangen! Wenn von Anfang an eine Strategie ausgearbeitet wird, ist es gut. Wenn nicht, ist es auch kein Problem, denn eine Strategie kann auch nachträglich noch entwickelt werden. Entweder alleine oder auch mit Unterstützung, bspw. in unserer Weiterbildung zum/zur Social Media Managerin (IHK).

*Wir setzen an dieser Stelle voraus, dass es eine (im besten Fall) gute Website gibt, dass vielleicht auch schon gute Unternehmensbewertungen (kununu, Google o.ä.) vorliegen und dass die Stellenanzeige online gepostet wird. Ist dies nicht der Fall, sollte hier auch noch einmal nachjustiert werden. Tipps dafür geben wir in unserem Blogbeitrag „Social Recruiting: Fachkräftemangel mit Social Media entgegenwirken“.