Didaktik-Tipps für die Dozentenpraxis: Online Feedback geben

Während der Corona-Pandemie hat sich die Schulungs-Praxis verändert: eLearning und Webinare sind Routine geworden. Während man zahlreiche Kenntnisse und Kompetenzen aus der Präsenz ins Online-Lernen übertragen kann, wird es beim Feedback schwierig. Wie kann das -gerade auch schriftlich- gut umgesetzt werden, was gehört zu einem guten Online Feedback dazu und welche kreativen Techniken gibt es, um sein Feedback abwechslungsreicher zu gestalten? 

Warum Feedback?

Bevor wir uns näher mit verschiedenen Feedback-Methoden auseinandersetzen, stellt sich zunächst die Frage, warum Feedback eigentlich so wichtig ist. Denn nur, wenn man um die Bedeutung von Feedback weiß, wird man es in seine Weiterbildungspraxis integrieren. Feedback ist eine Außenperspektive, also die Sicht von anderen. Dies kann mir dabei helfen, meine eigene Sicht zu verändern. Bestenfalls natürlich positiv. Gerade, wenn man etwas lernen möchte, ist man häufig unsicher, ob das bisher erzielte Ergebnis gut ist. Feedback ist an dieser Stelle also entscheidend, um einschätzen zu können, ob man -im Lernprozess- auf dem richtigen Weg ist. Das Lernen wird so effizienter, weil der Lernende eine Rückmeldung darüber bekommt, an welchen Stellen das Gelernte schon gut umgesetzt wurde und an welchen noch nachjustiert werden sollte. Feedback ist jedoch nicht gleich Feedback, sondern kann sich in der Qualität deutlich unterscheiden.

Feedback

Was ist gutes Feedback?

Grundsätzlich ist Feedback immer hilfreich, wenn man seine eigene Wahrnehmung mit der von anderen abgleichen möchte. Feedback kann aber unterschiedliche Qualitäten haben. „Das hast du gut gemacht“ oder „Das hast du nicht gut umgesetzt” sind zunächst einfache Feedback-Konotationen, die einen darauf hinweisen, ob etwas positiv oder negativ ist. Das ist zwar hilfreich, jedoch sehr „grob“. Der Lernende wird mit dem Feedback „allein gelassen“. Er hat keine Anhaltspunkte darüber, was genau positiv oder negativ bewertet wurde und wie man sich verbessern könnte. Gutes Feedback besteht also nicht nur aus einer „Beurteilung“ einer Leistung, sondern ist präzise und ermöglicht eine Weiterentwicklung. Das möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen:

Feedback

Ein Lernender hat sich mit einem Thema intensiv auseinandergesetzt und reicht zu einer Aufgabe ein ausführliches Ergebnis ein.

Ein schlechtes Feedback wäre: „Prima, deine Lösung gefällt mir gut.“

Ein gutes Feedback dagegen wäre: „Lieber XXX, danke für die Einreichung deiner Lösung. Man merkt, dass du dich sehr intensiv mit dem Thema auseinander gesetzt hast. Du hast die Aspekte des XXX Themas gut erfasst und auf deinen Praxisfall angewendet. Ich würde dir empfehlen, dir die Ausführungen zum Thema XXX nochmal anzuschauen, hier könntest du noch Aspekt XXX und XXX stärker beachten. Hier habe einen Artikel für dich rausgesucht, der das nochmal beleuchtet. Wenn du das noch integrierst, bist du für die Zukunft hervorragend gerüstet.“

Wo liegt nun der Unterschied beider Rückmeldungen? Es ist nicht nur die Länge, die den Unterschied ausmacht, sondern vor allem der Inhalt des Feedbacks. Aber zunächst nochmal zur Länge eines Feedbacks: diese sollte sich an der Länge des Beitrags orientieren. Führt ein Lernender seine Lösung sehr lang aus, dann sollte auch das Feedback länger sein. Gibt sich der Lernende Mühe, ist es nur fair, wenn sich auch der Lehrende Mühe mit seinem Feedback gibt. Gutes Feedback orientiert sich also an der Länge des Feedback-Falls. Das ist jedoch das rein formale Kriterium. Ansonsten zeichnet sich gutes Feedback durch seine Differenziertheit aus. Es geht also auf verschiedene Aspekte des Beitrags ein und würdigt zum Beispiel, wenn sich jemand die Mühe gemacht hat, einen sehr ausführliches Ergebnis darzustellen. Ein gutes Feedback differenziert also nach Aspekten, die gut waren, zeigt aber ebenso auf, an welchen Stellen noch nachgearbeitet werden kann. Ebenso hat ein gutes Feedback auch „gutes Benehmen“. Es spricht persönlich an, bedankt sich für eine Leistung und endet mit dem Aufzeigen eines möglichen Weges. Gutes Feedback bereichert also immer und ist in der Lage die „negativen“ Aspekte immer mit einer Entwicklungsmöglichkeit zu verbinden. Dazu eignet sich vor allem die Sandwich-Methode.

Sandwich-Methode

Die Sandwich-Methode (oder auch Burger-Methode) ist keine spezielle Methode für Online-Feedback, ist jedoch sehr gut auf Lern-Szenarien umsetzbar. Die Methode bezieht sich auf den Aufbau von Feedback und sagt dazu aus, dass die „negativen“ Aspekte immer durch positive eingerahmt werden sollen. Ähnlich wie bei einem Sandwich: zunächst das Positive, dann die negativen Aspekte in der Mitte und dann wieder mit etwas Positivem abschließen. So bekommen die negativen Punkte eine Positiv-Rahmung und stehen nicht im Vordergrund der Rückmeldung. Beispiel:

„Vielen Dank für Ihre Lösung. Mir hat besonders gut gefallen, dass sie XXX in ihre Lösung eingebunden haben. Das zeigt, dass sie das Thema verstanden haben und herunterbrechen können. Für Ihre Umsetzung würde ich empfehlen, Aspekt XXX einzubauen. Das wird ihnen einige Überarbeitungsschritte ersparen. Wenn sie sich den nachfolgenden Artikel nochmal anschauen, wird das deutlicher. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie damit ihrem Ziel ein gutes Stück näher kommen und künftig gut gewappnet sind.“

Der Fokus wird vom rein kritik-orientierten Feedback vielfältiger und betont die positiven Aspekte. Das ermutigt und ermöglicht, dass die Kritik besser aufgenommen wird.

Sandwich-Methode Feedback

Eine weitere Feedback-Methode, die sich vor allem für Online-Szenarien eignet, ist das „Weben“. Gerade schriftliches Feedback hat häufig den ermüdenden Faktor, dass man sich -als Lehrender- wiederholt. Man bekommt schnell das Gefühl, immer das gleiche zu Feedback zu geben. Das Weben kann hier Abhilfe schaffen.

Das Weben 

Das Feedback-Weben ist nur in Gruppen einsetzbar, denn es „verwebt“ die verschiedenen Rückmeldungen der Teilnehmer. Man könnte diese Feedback-Art auch als „Verweisen“ bezeichnen. Das heißt, dass man einem Teilnehmenden nur einen Teil des Feedbacks gibt, ihn aber auf ein Feedback verweist, das man einem anderen Lernenden gegeben hat. So muss man sich nicht wiederholen und kann die Lernenden dazu anregen, sich auch Feedback anderer Lernenden durchzulesen. So etwas funktioniert natürlich nur, wenn es sich um offene Feedback-Bereiche handelt, bei denen Lernende das Feedback der anderen einsehen können. Ein Beispiel für ein „gewebtes“ Feedback:

Vielen Dank für die kreative Umsetzung des Themas. Gut gelungen finde ich vor allem den Bereich XXX. Hier schaffen Sie es, verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, ohne eine Präferenz erkennen zu lassen. Das ist in diesem Fall ein hervorragender Weg. Schauen Sie sich gern mal mein Feedback an, das ich Frau XX gegeben habe. Dort zeige ich, wie man den Fall auf XX anwendet. Das könnte für Sie sehr spannend sein. Was halten Sie von der Lösung, die Frau XXX anbietet? Würde das auch zu Ihnen passen?“

Auch in diesem Feedback wird deutlich, dass das Weben nicht nur einen Feedback-Fokus (was wurde falsch gemacht) hat, sondern sowohl positive, als auch negative Aspekte des Beitrags beleuchtet. Im Feedback verweist man jedoch und „zwingt“ den Lernenden, sich mit einer anderen Quelle nochmals auseinander zu setzen. Die abschließende Frage erhöht den Lesedruck noch einmal.

Dieses Feedback hat gleich zwei große Vorteile: der Feedback-Geber kann sein Feedback auf verschiedene Beiträge splitten und zum gegenseitigen Lesen einladen. Und: die Feedback-Nehmer werden miteinander vernetzt. Man wird zum gegenseitigen Lesen von Beiträgen angeregt und erfährt, wer ähnliche (oder ganz andere) Lösungen entwickelt hat. Als Feedback-Geber muss man natürlich sehr gut im Kopf haben, welche Art von Feedback man welchem Lernenden gegeben hat, um darauf verweisen zu können.

weben

Fazit

Feedback ist ein wichtiger Bestandteil von Lernprozessen. Allerdings nur dann, wenn Feedback detailliert ist und Anregungen zur Weiterentwicklung enthält. Letztlich ist ein gutes Feedback ein Aspekt, der einen guten Dozenten ausmacht. Für den Lernenden ist ein gutes Feedback Wertschätzung seiner Arbeit und ein Baustein, der das Lernen weiter fördern kann. Mein Tipp ist daher, dem Feedback die Bedeutung beizumessen, die es im Lernprozess hat! Das gilt sowohl für mündliches als auch Online Feedback.