Digital vs Analog: Kann man Facebook mit der Bildzeitung vergleichen?

Menschen digitale Tools oder soziale Netzwerke zu erklären, die damit bisher wenig Berührungspunkte hatten, ist nicht einfach. Häufig bedienen wir uns eines Analogie-Vergleichs, denn meist haben sich online-Anwendungen aus analogen Tätigkeiten/ Artefakten entwickelt. So ist die Idee entstanden, diesen Erklärungen eine Blog-Reihe zu widmen. Die meisten werden darüber Schmunzeln, nachdenken, sich wundern und andere das digitale Phänomen mit anderen Augen sehen.

Wie kann man Facebook erklären?

Wie erkläre ich jemandem Facebook, der damit überhaupt keine Berührungspunkte hat? Natürlich kann ich lang ausholen und beschreiben, wie Marc Zuckerberg auf die Idee gekommen ist, Facebook zu entwickeln. Hat diese Grundidee aber noch viel mit dem heutigen Facebook zu tun? Meiner Meinung nach, hat sich Facebook stark weiterentwickelt und die Idee Zuckerbergs soziale Begebenheiten unter Studierenden damit digital transparent zu machen, ist nur noch ein Teil des Phänomens Facebook. Die Facebook-Nutzung von Unternehmen, Werbemöglichkeiten, Aktivitäten in Gruppen haben Facebook verändert. Facebook ist heutzutage eine Mischung aus persönlich/sozialem Info-Board, Themen-Foren und vor allem Infotainment. Der ursprüngliche Ansatz, soziale Begebenheiten digital darzustellen ist zwar noch vorhanden, aber Interaktion und Kommunikation gehören m. E. nicht zu den Grundzügen der Plattform. Es geht viel mehr darum, über den aktuellen “Status” zu informieren. Daher vergleiche ich Facebook auch gern mit der Bild-Zeitung.

Was hat Facebook mit der Bild-Zeitung gemeinsam?

Womit könnte man Facebook in der analogen Welt vergleichen? Ein Info-Board über soziale Begebenheiten? Schaut man sich das Lese-Verhalten und die Nutzung an, vergleiche ich Facebook gern mit der Bild-Zeitung.

  1. Viel Bild, wenig Text: Das haben beide Phänomene gemeinsam. Es geht nicht komplexe Texte, sondern um eine gute Bildsprache und ein wenig Text zur Erklärung. Es geht um Aufmerksamkeit, um die schnelle Information. Der grundsätzliche Aufbau hat also durchaus seine Parallelen.
  2. Infotainment: Auch die Nutzungs-Motivation ist meines Erachtens ähnlich. Genauso wie die Bild-Zeitung häufig in der Bahn gelesene wird, also die Zeitspanne für das Lesen häufig sehr kurz ist, ist die Facebook-Nutzung ähnlich. Man bringt sich “schnell nebenbei” auf den aktuellen Stand. Es werden Wartezeiten oder die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs genutzt. Beide Medien streben – so mein Eindruck – keine tief greifende Auseinandersetzung mit den Beiträgen, sondern die Unterhaltung der Leserschaft an.
  3. Scannen als Lesetechnik: Beide Medien werden also meist nicht konzentriert und fokussiert konsumiert, sondern eher scannend. Die Nutzer gewinnen einen Überblick, einen Eindruck der neuesten Ereignisse.
  4. Altersstruktur: Auch hier würde ich eine Parallele vermuten. Keine so ausgeprägte Parallele wie bei den drei vorangehenden Gemeinsamkeiten, jedoch durchaus vorhanden. Schaut man sich die Altersstruktur beider Medien an, wird man feststellen, dass gerade jüngere Kohorten die Medien weniger nutzen. Die Leserschaft der Bild-Zeitung wird durchschnittlich zwar älter sein, als der durchschnittliche Facebook-Nutzer, beide werden sich jedoch im Mittelfeld bewegen.

Auch wenn diese Parallelen an einigen Stellen noch schwarz sind, fallen mir die Gemeinsamkeiten immer häufiger auf. Erkläre ich jemandem Facebook mit der Bildzeitung-Analogie, ist das Verständnis für die Nutzung auch sehr schnell vorhanden. Man hat nicht den Anspruch, dass Facebook dazu dienen soll, nachhaltige Informationen zu erhalten. Der soziale und bildlastige Unterhaltungscharakter steht im Vordergrund. Natürlich existieren auch zahlreiche Unterschiede. Die Auflistung der Unterschiede wäre wahrscheinlich ähnlich lang, wie die Auflistung der Gemeinsamkeiten. Ziel des Analogie-Vergleichs ist es jedoch eine plausible und sinnvolle Erklärung zu finden für ein digitales Phänomen. Vor allem für die Zielgruppen, die sich bisher wenig mit digitalen Tools, Anwendungen, Plattformen auskennen. Für sie wird durch solche Vergleiche greifbar und verständlich, warum diese Medien einen solchen Reiz haben.

In meiner digitalen Reihe “Am Ball bleiben!” mit der Herner Gruppe von ID55 geht es darum, älteren Menschen digitale Anwendungen näherzubringen, ein Verständnis zu schaffen und so eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen. Und solche Analogie-Vergleiche sind häufig ein erster Schritt in die Richtung.

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