Digitale Kompetenz – Gefragt in allen Lebenslagen

Digitalisierung – das Stichwort unserer heutigen Gesellschaft. Wir leben in einer schnelllebigen Welt, in der sich eine rasante Entwicklung abzeichnen lässt. Bereiche unserer Gesellschaft werden immer digitaler – Informationsbeschaffung findet über das Internet statt, sogar Behördengänge lassen sich bereits teilweise online erledigen. Am deutlichsten wird diese Entwicklung im technischen Bereich – fast täglich werden Neuerungen bekannt gegeben, neue soziale Netzwerke aufgetan oder weiterentwickelte künstliche Intelligenzen vorgestellt, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Mensch muss sich dieser Herausforderung anpassen und eine digitale Kompetenz entwickeln. Was darunter genau zu verstehen ist, soll in diesem Beitrag geklärt werden.

Digitale Kompetenz – was ist damit gemeint?

Unter der digitalen Kompetenz wird die Fähigkeit verstanden, die Informationstechnologien, die es in unserer digitalen Welt gibt, für unseren Beruf aber auch für die Freizeit kritisch und effizient zu nutzen und zu hinterfragen. Die Entwicklung dieser Fähigkeit kann als Prozess verstanden werden, der sich an unserem digitalen Alltag orientiert.

Der “European Digital Competence Framework for Citizens” (DigComp) ist der europäische Referenzrahmen mit dessen Hilfe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Privatpersonen, ihre digitale Kompetenz einstufen können. Ebenso soll er zur Vergleichbarkeit der Kompetenzen innerhalb Europas dienen.

Folgende fünf Kompetenzbereiche wurden durch den DigComp herausgearbeitet:

  1. Umgang mit Informationen und Daten
  2. Kommunikation und Zusammenarbeit
  3. Erzeugen digitaler Inhalte
  4. Sicherheit
  5. Problem lösen

Die fünf Kompetenzbereiche

Doch wie genau sind die einzelnen Kompetenzbereiche definiert und welche Fähigkeiten müssen im jeweiligen Bereich vorliegen?

Die fünf Kompetenzbereiche beinhalten 21 Einzelkompetenzen, die sich wiederum zur Selbsteinschätzung in 8 Kompetenzstufen – von Anfänger bis Experte – unterteilen lassen. Schauen wir uns doch die einzelnen Kompetenzbereiche und die dazugehörigen Einzelkompetenzen etwas genauer an.

Umgang mit Informationen und Daten

Die Datenverarbeitung bildet den zentralen Aspekt. Beispielsweise wird darunter die Informationsbeschaffung im Internet mittels Suchmaschinen, aber genauso auch der reflektierte Umgang mit diesen Informationen verstanden. Dateien speichern und abrufen zu können, zählt ebenfalls zum Kompetenzbereich “Umgang mit Informationen und Daten”.

Kommunikation und Zusammenarbeit

Bei der Kommunikation geht es um grundlegende Dinge, wie beispielsweise die Kommunikation via Emails oder auch Smartphones. Das Erstellen von Sprachnachrichten wird als Kompetenz in diesem Bereich angesehen, ebenso wie das Wissen über soziale Medien und wie man sich dort verhält (Stichwort “Netiquette”).

Erzeugen digitaler Inhalte

Hier dreht sich alles um das Erstellen von Inhalten (beispielsweise Bilder, Tabellen, Texte) mit Hilfe von entsprechenden Tools. Auch die Änderung der Einstellungen der Software und das Nutzen von Apps finden in diesem Bereich ihre Anwendung.

Sicherheit

Hierzu zählen Maßnahmen die man ergreift, um seinen Computer sicher zu machen und um ihn so beispielsweise vor Viren zu schützen. Das Installieren von Anti-Viren-Programmen, aber auch das Nutzen von Passwörtern und deren sichere Verwendung, lassen sich also zu dem Kompetenzbereich der Sicherheit zuordnen.

Problemlösung

Probleme, die bei der Arbeit mit dem Computer entstehen, sollten behoben werden können. Computerprogramme installieren, den Computer herunterfahren, aber auch das Wissen, wo ich nach der Behebung von Computerproblemen suchen kann, stellen Beispiele für die grundlegende Problemlösung dar.

Natürlich steigert sich in allen Kompetenzbereichen der Anforderungsgrad und die Komplexität mit zunehmender Kompetenzstufe.

Das europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) hat zur Schaffung von Transparenz und zur Vergleichbarkeit den Europass entwickelt und erwähnt digitale Kompetenz als entscheidende Ressource, über die jeder verfügen sollte. Der Europass dient der Vergleichbarkeit und transparenten Darstellung von eigenen Qualifikationen und Kompetenzen und beinhaltet beispielsweise auch den eigenen Lebenslauf sowie einen Sprachenpass.

Digitale Kompetenz – eine Kulturtechnik!?

Aber auch für Schüler und Schülerinnen wird die digitale Kompetenz zunehmend wichtiger. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung muss die digitale Kompetenz, vor allem im Bildungssektor, als Kulturkompetenz neben Lesen, Schreiben und Rechnen ebenso aufgenommen und eingebunden werden. Die digitale Kompetenz bestimmt nicht nur unseren Alltag, sondern auch den unserer Kinder. Kinder, die im Sommer 2018 eingeschult werden, finden in ca. 15-20 Jahren aufgrund des Prozesses der Digitalisierung andere Beruf vor, als die, die es aktuell gibt. Auf diese Herausforderung müssen Kinder bereits heute angemessen vorbereitet werden. Die digitale Kompetenz definiert zudem auch gesellschaftliche Teilhabe.

Digitalisierung in der Arbeitswelt?

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass sich die Arbeit in der Zukunft anders darstellen wird als bisher. Durch die Digitalisierung werden bereits in den nächsten 10 Jahren viele Jobs wegfallen. Berufe, die durch den Computer oder auch durch den Einsatz von Robotern ersetzt werden können, fallen gänzlich weg.

Von Berufstätigen selbst wird, besonders in Zeiten von drohendem Fachkräftemangel, die digitale Kompetenz als wichtig und als Kernkompetenz im Berufsleben eingestuft. Allerdings haben, laut der repräsentativen Umfrage des bitkom Research, 7 von 10 Befragten keine Zeit, sich während der Arbeit weiterzubilden, um so die Herausforderung der Digitalisierung aufzunehmen und neue Kompetenzen zu erlernen. Die betriebliche Weiterbildung ist hier das entscheidende Stichwort und muss in die Unternehmen integriert und ein fester Bestandteil von der Unternehmenskultur werden. Durch eLearning oder Mobile Learning Konzepte könnte in Unternehmen eine neue, effiziente Weiterbildungskultur entstehen. Denn ohne digitale Kompetenz kommt heute kein Arbeitnehmer mehr aus!

Fazit: Lebenslanges Lernen wichtig wie nie

“Also lautet ein Beschluß: Daß der Mensch was lernen muß.“ (Wilhelm Busch)

Mit diesem Zitat von Wilhelm Busch wird die Quintessenz deutlich: Das lebenslange Lernen ist in unserer heutigen Wissensgesellschaft wichtig wie nie! Das gilt sowohl für die Arbeitswelt als auch für das private Leben. Wir müssen gewillt sein, uns ständig neues Wissen anzueignen. Der beruflichen Weiterbildung kommt dabei eine starke Bedeutung zu. Digitale Kompetenz kann als „Querschnittskompetenz“ verstanden werden und wird in allen Lebensbereichen gebraucht. Sie macht eine wesentliche Kernkompetenz in unserem Leben aus, ja, die digitale Kompetenz sorgt sogar dafür, dass wir gesellschaftliche Teilhabe erleben.

Durch eLearning bzw. Mobile Learning Systeme kann Bildung auch neben dem Beruf in unseren Alltag integriert werden. Wissen kann also auch weitesgehend ortsunabhängig konsumiert werden und so Bildung entstehen lassen. So ist es möglich, konkurrenzfähig zu bleiben und auch seine Attraktivität auf dem internationalen Markt zu erhöhen.

Dieser Beitrag wurde von Julia Gulich verfasst, Praktikantin bei der Business Academy Ruhr von Januar bis März 2018.