Digitale Medien: Das Ende der Zeitungen?

2019 wird ein schwieriges Jahr für viele Medienhäuser. Zeitungen werden weniger verkauft, die Fernsehquoten sinken. Nur das Radio scheint eine solide Hörerschaft zu haben. Digitale Medien und Soziale Netzwerke setzen den klassischen Medien immer mehr zu. Der Journalismus hat Probleme, mit der Digitalisierung mitzuhalten. Doch woran liegt das?

In Deutschland haben klassischen Medien (Zeitung, TV und Radio) 2019 mit weiteren Einbußen zu rechnen. Deshalb müssen sich die Medienhäuser überlegen, wie sie den nachhaltigen Schritt in die digitale Landschaft machen. Die Frage ist nur: wie? Journalisten machen rund 24,6 Prozent der verifizierten Twitter-Accounts (Stand 2015) aus. Vielen sind digitale Medien also bei Weitem kein Fremdwort.

Die Zahlen gehen zurück

Regelmäßig hört man Schlagzeilen wie “43,5% Minus in zehn Jahren: der dramatische Auflagen-Niedergang der DuMont-Zeitungen” oder die Funke-Mediengruppe, die für ihre Thüringer Blätter angekündigt hat, zu schauen “wie eine Versorgung der Leserinnen und Leser in ländlichen Gebieten mit digitalen Angeboten gewährleistet werden kann”. Also im Klartext: Wie sie die Zeitung in diesen Gebieten komplett abschaffen kann.

“Der Journalismus hat es verpasst, ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln” heißt es in einem Artikel der Wissenschaftskommunikation. Nutzer wollen nicht für eine Zeitung bezahlen, wenn sie die Inhalte online sofort und umsonst bekommen können, sei es durch soziale Medien oder andere digitale Medien.

Seit einigen Jahren ist die Zeitungsbranche deshalb im Umbruch, es wird immer mehr an Onlinepräsenzen gearbeitet und deren Verbreitung. So gibt es mittlerweile von fast jeder Zeitung ein ePaper, also eine digitale Version der jeweiligen Ausgabe. Zusätzlich haben immer mehr Zeitungshäuser zusätzliche Webseiten, auf denen sie weitere Artikel veröffentlichen – teilweise kostenlos und teilweise kostenpflichtig. Doch das reicht dem heutigen Leser leider nicht.

Abo-Modelle?

Der primäre Weg in Deutschland, journalistische Onlineangebote zu monetarisieren ist das Abo. Man bezahlt einen bestimmten monatlichen Betrag und kann dafür zusätzliche Artikel und Hintergrundinformationen lesen. Ähnlich wie bei einem Zeitungsabo, nur dass die Inhalte On-Demand (also auf eigenem Abruf zur gewünschten Zeit) verfügbar sind. Dieses Modell scheint für die großen Medienhäuser zu funktionieren. Der Axel Springer Verlag mit BILDplus, der Süddeutsche Verlag mit SZ+ oder WAZ+ der Funke Medien Gruppe sind gute Beispiele dafür. Auf den Webseiten werden wichtige Texte und dpa-Meldungen als kostenlose Artikel eingestellt, um Reichweite zu erzeugen, während recherchelastige Berichte, die es exklusiv nur auf dem jeweiligen Portal gibt, hinter einer Bezahlschranke stehen.

Trotzdem bedeutet Abo nicht gleich Abo. Früher hatte man ein Zeitungsabonnement, las sich die Artikel durch, die einen interessierten und warf den Rest weg. Heutzutage ist die Bereitschaft für ein Abonnement zu bezahlen, wovon man nur einen Bruchteil nutzt, extrem gering. Die aktuell angebotenen Abos der Zeitungen, sei es online oder auf Papier, entsprechen nicht den Wünschen der Leser.

Digitale Medien nutzen: Analoger Journalismus → Online-Journalismus

Genau das ist der Punkt, an denen Journalisten aktiv werden müssen. Es gilt ein nachhaltiges Modell für Leser und Journalisten zu entwickeln, von dem beide profitieren können. Dazu gibt es keine allgemeingültige Formel. Die Abo-Modelle der großen Verlage funktionieren nicht für kleine Zeitungshäuser und umgekehrt. Lokaljournalismus ist und wird wohl immer gefragt bleiben – nur eben nicht in Form einer gedruckten Zeitung. Im Moment gibt es viele Modelle:

  • Das All-In-One-Abonnement, wo man den kompletten Inhalt der Seite ohne Werbung und ohne Einschränkungen lesen kann
  • Das Zusatz-Abonnement, wo man sich nur die Artikel bucht, die man selbst lesen möchte. (z.B. liest man mit dem Abo nur die kostenpflichtigen Artikel zum BVB)
  • Das Pay-What-You-Read-Modell, wo einige wenige Zeitungen den Lesern die Möglichkeit geben, pro gelesenen Artikel einen kleinen Betrag zu zahlen
  • Die klassische Seitenwerbung, wo mit Bannern am Rand, Werbevideos und Werbeeinblendungen Geld verdient wird, die Artikel dafür aber weiterhin kostenlos bleiben
  • Einzelne Portale und Einrichtungen werden auch nur von Spendengeldern unterstützt, um Unabhängigkeit zu gewährleisten

Hier gibt es kein ‘richtige’ oder ‘bessere’ Praxis, oft werden von Onlineangeboten mehrere Modelle gleichzeitig vertrieben. Jedes Medienhaus muss seinen eigenen Weg finden, ebenso wie jeder freie Journalist. Dass dadurch die Zeitungen aussterben werden, ist unwahrscheinlich. Trotzdem wird sich die Arbeit der Printjournalisten verändern. Sie müssen lernen, mit Google, Social Media und Co. professionell und dem Medium entsprechend umzugehen.

Wenn Sie den Umgang mit digitalen Medien im journalistischen Kontext lernen wollen, empfehlen wir Ihnen unsere Weiterbildung zum Online Redakteur (IHK). Sprechen Sie uns gerne bei Fragen an.

Quellen:

Spiegel online – Das Jahr 2019 wird bitter
Spiegel online – Brauchen wir noch Tageszeitungen, und wenn ja, welche?
Süddeutsche Zeitung – Die Zukunft von Regionalzeitungen – Neue Welten
nextmedia.hamburg – Print vs. Online: Traditionelle Medien genießen das Vertrauen der Deutschen
Medium – Who are Twitter’s Verified Users?
Horizont – Welche Printmedien in 10 Jahren noch relevant sein werden
Studien zu Medienvertrauen und Glaubwürdigkeit
MEEDIA – “Wir haben mit Bild Plus die größte Abo-Zeitung Deutschlands geschaffen” – Julian Reichelt im MEEDIA-Gespräch
MEEDIA – 43,5% Minus in zehn Jahren: der dramatische Auflagen-Niedergang der DuMont-Zeitungen
MEEDIA – Subscription Economy: der Siegeszug des Abo-Modells und wie Medien davon profitieren können

Dieser Beitrag wurde von Joshua Schmitz verfasst, Praktikant bei der Business Academy Ruhr von Oktober 2018 bis April 2019.