eLearning für kirchliche Träger? Wie digitales Lernen, Kinderschutz und Kirche zusammen passen

Wenn man an eLearning denkt, dann fallen den meisten zunächst Schulen oder Hochschulen ein. Grübelt man länger, fallen einem vielleicht noch Unternehmen oder Bildungsträger der Erwachsenenbildung ein. Wenn man aber an Kirche, Kitas und Kinderschutz denkt, gehören Lernplattformen nicht unbedingt zu den Dingen, die einem einfallen. Bedenkt man jedoch, dass auch diese Arbeitsfelder ständig mit Neuerungen konfrontiert sind, die zeitnah in der Praxis umgesetzt werden sollen, wird schnell ersichtlich, warum digitale Arbeitsformen sinnvoll sein könnten.

Ein komplexer Arbeitsalltag als Ausgangsbasis

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Bereich tätig, in dem sich Themen ständig verändern und Sie diese Änderungen an verschiedenen Orten, in unterschiedliche Teams kommunizieren müssen. Das ist Alltag bei den Kita-Fachberatungen. Gesetze ändern sich, Themen werden komplexer und sie betreuen eine Vielzahl von Kitas, in denen die Teams sehr heterogen sein können. Nun stellen Sie sich vor, wie lang und aufwendig es ist, diese Themen in den Teams immer wieder zu besprechen, zu schulen, Neuerungen zu kommunizieren und gemeinsam zu schauen, wie man sie in die Praxis integriert. Um wie vieles leichter wäre es, wenn man einen Platz hätte, an dem man Änderungen einstellen kann, Arbeitsbeispiele und Praxisübungen allen zur Verfügung stellt und sich die verschiedenen Teams selbst die Informationen holen könnten?

Beispiel-Projekt zum Kinderschutz im Kreis Lippe

Eine solche Arbeitssituation ist für zahlreiche Träger von Kitas beispielhaft. Die Fachberatungen haben die Aufgabe, Themen in der Praxis zu verankern und ihre Teams auf dem Laufenden zu halten. Das Thema „Kinderschutz“ ist eines von vielen, an denen sich ein kontinuierlicher Beratungs- und Arbeitsbedarf zeigt. Es ist ein sensibles Thema, dass es in den Kitas zu bearbeiten gilt.

Wie kann man es jedoch auf die Praxis runterbrechen? Gibt es gute Übungen für das Team? Alle Kitas müssen ein Schutzkonzept vorweisen, so Gudrun Babendererde (Kita Fachberatung im Bildungsreferat der Lippischen Landeskirche). Ein Schutzkonzept sollte jedoch mehr sein als nur schriftlich festgehaltene Thesen, es muss in der Praxis ankommen. Dazu bedarf es Übungen, Erklärungen und Hintergründe. Im Rahmen einer unserer Weiterbildung zum Thema eLearning entstand bei Frau Babendererde die Idee, dass eine Lernplattform ein geeigneter „Ort“ sein könnte, um das Kinderschutzkonzept in den Einrichtungen zu verankern. Gemeinsam mit den Kolleginnen Heike Gross (Kita Fachberatung des Kirchenkreises Halle) und Kerstin Rohdenburg (Fachberatung des Kirchenkreises Gütersloh) wurde im Rahmen eines Projekts des Landes das Thema Kinderschutz auf einer Lernplattform umgesetzt. Ich habe das Projekt begleitet, das Team geschult und die Arbeiten koordinieret. So ist nicht nur ein gemeinsames Werk entstanden: Lernmodule zum Thema Kinderschutz für Kitas, sondern gleichzeitig auch ein Team aus digitalen Multiplikator*innen ausgebildet worden, die nun in der Lage sind, eLearning eigenständig umzusetzen.

eLearning heißt: individuell und eigenständig zu lernen

Wer nun glaubt, dass sich hier Technik-Freaks zusammengefunden haben, irrt, denn eLearning bedeutet, dass man Menschen ermöglicht, sich Lernmaterial nach dem eigenen Bedarf und eigenen Lerntempo anzueignen. Besondere Vorkenntnisse, um mit der Lernplattform zu arbeiten sind nicht notwendig. Man sollte die gängigen Arbeitsweisen des Webs kennen. Wissen, wie man recherchiert, eine eMail haben, wissen was ein „LogIn“ ist. Den Rest kann man -i.d.R. leicht- lernen. In unserem Projekt haben wir Hand-in-Hand an den Bedarfen gearbeitet. Wir haben die Lernplattform (Moodle) in kleinen Schritten kennengelernt. In sechs kurzen Webinaren wurden zentrale Funktionen und Elemente der Lernplattform gezeigt, dazu gab es dann kleine „How-to’s“ (Erklärungen zum Nacharbeiten) und Hausaufgaben, damit neuen Dinge auch eingeübt werden. Folgende Inhalte haben wir erarbeitet:

  • Grundlegender Aufbau der Lernplattform
  • Arbeiten mit dem Textfeld und dem Texteditor
  • Struktur in Lernmodulen gestalten
  • Arbeiten mit Arbeitsmaterial (Einfügen von Texten, Videos und Co.)
  • Arbeiten mit Aufgaben
  • Kurse, Rollen und Administration

Wir haben es geschafft, eine wundervolle Lernumgebung zu gestalten. Voller toller Texte, Materialien, Aufgaben für Teams und zur Reflexion.

Digitale Werkzeuge dort nutzen, wo sie was bringen

So haben künftig knapp 100 Einrichtungen Zugriff auf diesen Fundus rund um den Kinderschutz. Und das Gute: man kann Änderungen ganz einfach einfügen. Man muss nichts mehr kopieren und verteilen. Jede Einrichtung kann sich genau das aus dem Fundus herausnehmen, was sie benötigt. Natürlich wird das nie den Austausch ersetzen – soll es auch gar nicht. Natürlich wird sich Lernen auch immer im Zwischenmenschlichen stattfinden – und das ist auch gut so. Aber: dort wo es sinnvoll ist, bringen digitale Lösungen oft eine Erleichterung.

Wir haben im Projekt nun digitale Multiplikator*innen ausgebildet, die wissen, wie das Arbeiten mit der Lernplattform Moodle funktioniert. Ich hoffe, dass das nur der erste Schritt war und noch viele weitere folgen.

Wenn Sie auch Interesse haben, Ihre digitalen (Lern-)Kompetenzen auszuweiten: nehmen Sie gern Kontakt auf! Ich würde mich freuen, auch Sie auf Ihrem digitalen Lernweg begleiten zu dürfen!