POTTential: Grüne Werbung fürs Revier – Interview mit Nadine Tütell

Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Wir gönnen uns und der Familie Bio-Baumwolle in den Textilketten, kaufen Bio-Fleisch in den Discountern, besinnen uns wieder mehr auf die örtlichen Anbieter unseres Gemüses, wollen Qualität made in Germany. Als Unternehmer hatten wir da bisher begrenzte Möglichkeiten, wenn es um das Thema Werbung ging. Das will Alumna Nadine Tütell von POTTential ändern.

Nadine Tütell ist Inhaberin und Gründerin der grünen Werbeagentur „POTTential – grüne Werbung fürs Revier“ und bietet neben der (grünen) Konzepterstellung, Eventplanung und PR vor allem On- und Offlinemarketing an. Dazu gehört unter anderem die nachhaltige Printproduktion ohne unnötige Chemikalien, mit Ökopapier, dem blauen Engel und FSC-Siegel. So können Unternehmer und Privatpersonen zu fairen Preisen Werbung machen, bekommen ein grünes Image und schonen dabei sogar noch effektiv die Umwelt.

Liebe Nadine, magst du uns erzählen, wie du auf die Idee gekommen bist, dich mit POTTential selbstständig zu machen? Wann war das? Wie kam es dazu?

Eigentlich war das ein schleichender Prozess. Ich habe Mediendesign und Medienwirtschaft studiert und war danach erst einmal einige Jahre als Marketingassistentin und später als Marketingleitung tätig. In meinem Privatleben habe ich schon länger bewusst auf Nachhaltigkeit geachtet und so fiel es mir beruflich auf, dass es fast unmöglich war, ökologische Werbemittel und Werbung allgemein herzustellen. Zum einen, weil es die Angebote kaum gab, zum anderen, weil es – sofern verfügbar – einfach um ein Vielfaches teurer war als herkömmliche Produktionen. Das wollte ich ändern! Nach und nach entwickelte ich ein nachhaltiges, aber kostengünstiges Konzept und machte mich vorerst neben dem Beruf mit einem Kleingewerbe selbstständig. Seit März 2018 betreibe ich POTTential hauptberuflich.

Wie sahen die ersten Schritte dazu aus?

Zu allererst habe ich mir die Frage gestellt: „Was macht ein nachhaltiges Unternehmen denn eigentlich aus?“ Nur Flyer auf Ökopapier ist es noch lange nicht. Und so habe ich abgearbeitet, wie dieses „ideal ökologische Unternehmen“ für mich aussehen würde und was man dafür tun müsste. Danach habe ich Druckereien, Werbemittelanbieter und andere Dienstleister ausfindig gemacht, die ebenfalls nachhaltiger handeln wollten. Zusammen haben wir überlegt, welche Schritte nötig sind, um die Prozesse – zum Beispiel in der Druckherstellung – ökologisch und fair zu gestalten. Im Prinzip ist das ein fortwährender Prozess, denn es werden immer wieder Verbesserungen hinzukommen. Vor Kurzem erst hat meine Partnerdruckerei auf Biofarben umgestellt. Die eingesetzten Bio-Druckfarben sind mineralölfrei. Mineralöle sind zwar günstig, aber werden aus Erdöl destilliert und haben einen negativen Einfluss auf Mensch und Natur. Daher sind die mineralölhaltigen Bestandteile nahezu 100% durch Zutaten auf Pflanzenölbasis ersetzt. Die palmölfreien Farben sind vegan und basieren auf Baumharzen sowie Soja- und Leinöl. Und nicht nur das: Die Farben sind biologisch leichter abbaubar als ausschließlich mineralölbasierte Druckfarben. Manchmal sind es kleine Schritte auf dem Weg einer nachhaltigen Werbeagentur wie POTTential, die wirklich schon Großes bewirken können – und darüber freue ich mich jeden Tag.

Was braucht man, um sich als grüne Werbeagentur selbstständig zu machen?

Viel Kreativität, noch mehr Mut und ein dickes Fell. Die Kreativität, um die Aufträge mit Freude zu erledigen. Den Mut, sich aus dem Angestelltenverhältnis in die Selbstständigkeit zu trauen, zu einer Werbeagentur, wie hunderte Andere sie auch haben und dann doch wiederum den Mut zu haben, sich auf diese Nische zu stürzen, die noch in den Kinderschuhen steckt (und dort endlich rauswachsen will!). Und das dicke Fell für all die Kritiker, die Nachhaltigkeit für nicht so wichtig halten und denen man mit einer Engelsgeduld erklärt, warum man es für so wichtig hält, dass man sich damit sogar selbstständig macht.

Wie machst du POTTential bekannt und welche Rolle spielt Online Marketing dabei?

Mir ist es wichtig, ein persönlicher Ansprechpartner zu sein, daher werbe ich nur im Umkreis von rund 50 km. Bis zu meiner Weiterbildung als Online Marketing Manager (IHK) habe ich dies ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda, persönliche Termine und nicht zuletzt Druckmaterialien (wie z.B. Flyer) beworben. Ich wollte aber –nicht zuletzt aus ökologischer Sicht- gerne auf Online-Marketing umsteigen, da ich damit einen größeren Kreis von Menschen erreiche, die an ökologischer und günstiger Werbung interessiert sind. Aktuell sind es vor allem die Jungunternehmer, die die nachhaltige Werbung für sich entdecken und diese erreicht man viel besser online. Gleichzeitig produziere ich viel weniger Printprodukte und kann damit meine Ökobilanz wieder ein bisschen verbessern. Beim Online-Marketing verbrauche ich nur ein bisschen Strom – natürlich Ökostrom aus der Region.

Warum hast du dich für die Weiterbildung zum Online Marketing Manager entschieden?

Ich wollte zum einen für mich selbst effizientere Online-Werbung machen, zum anderen wollte ich meinen Kunden aber auch ein ganzheitliches Marketing anbieten können. Um meine Kenntnisse zu vertiefen und zu verbessern, habe ich mich nach Weiterbildungen im Online-Marketing informiert und mich schnell für die Weiterbildung bei der IHK entschieden.

Was hat dir die Weiterbildung gebracht? Wie setzt du das Wissen in der Praxis ein/ um?

Ich habe einen ganz anderen Blick auf das Online-Marketing bekommen, nicht zuletzt durch die Dozenten aus der Praxis. Ich fühle mich nun unter anderem sicherer im Umgang mit SEO, SEM, Newslettern und Social-Media-Kampagnen. Ich selbst nutze mein Wissen aktuell vor allem für meine Website www.pott-ential.de und baue gerade einen Facebook-Kanal auf. Meine Kunden profitieren ebenfalls schon von meiner Weiterbildung und ich betreue ihre Social-Media-Kanäle.

Welche Tipps gibst du jungen Menschen, die sich für das digitale Business interessieren?

Arbeitet euch ordentlich ein, bevor ihr anfangt. Zum Beispiel mit der oben genannten Weiterbildung. Nichts ist schlimmer als Negativwerbung, weil es unprofessionell oder gar unsympathisch wirkt. Danach entscheidet euch (vorerst) für ein bis zwei Kanäle und kümmert euch darum aber umso intensiver. Wie die Oma schon sagte: Man kann nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen!

Vielen Dank für das Gespräch, Nadine.