Praxis-Portrait: Beate Zadow (Stadt Dortmund)

– ein Interview mit Beate Zadow (Beamtin des Umweltamtes der Stadt Dortmund – Öffentlichkeitsarbeit)

Beate Zadow mit dem Lastenfahrrad des Umweltamtes

Mein Name ist Beate Zadow. Ich bin 52 Jahre alt und seit 1986 Beamtin bei der Stadt Dortmund. Im Bereich Digitalisierung bin ich die Generation Commodore 64. Und damit oute ich mich als nicht digital native. Digitale Steinzeit, in der Programme seitenweise mühsam aus Zeitschriften abgetippt wurden, um diese dann auf einer Datasette zu speichern, habe ich selbst erlebt. Deshalb ist es für mich wahnsinnig interessant, im Laufe der Jahre digitale Entwicklungen aktiv zu verfolgen und auch zu gestalten. Was Digitalisierung angeht, versuche ich von jungen Menschen sehr viel zu lernen und mir die Selbstverständlichkeit im Umgang mit Sozialen Medien anzueignen. Begeistern kann ich mich aber auch für sportliche Aktivitäten aller Art. Passiv bin ich vom Fußballfieber gepackt. Als Fan von Borussia Dortmund freue mich über jeden Sieg der Mannschaft und die dann folgenden Diskussionen mit den Kolleg*innen.

 

Liebe Beate, magst du uns erzählen, in welchem Bereich du tätig bist? Seit wann übst du die Tätigkeit aus?

Seit dem 01.10.2018 arbeite ich im Umweltamt der Stadt Dortmund. Dort im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Umweltthemen stehen global im besonderen Fokus der Öffentlichkeit. Selten gibt es Menschen, die diesem Thema gleichgültig gegenüber stehen. Umwelt geht uns alle an. Deshalb kommt der Öffentlichkeitsarbeit zu Umweltthemen große Bedeutung zu.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Neben den in der Öffentlichkeitsarbeit üblichen Pressemitteilungen geben wir im Umweltamt Informationsmaterialien wie Flyer und Broschüren heraus und führen Infoveranstaltungen durch. Zu diesem Sachgebiet gehört in Dortmund auch das seit Jahren etablierte Umwelttelefon. Dort können Menschen anrufen, um sich zu Umwelthemen beraten zu lassen oder Umweltvergehen anzuzeigen. Seit einigen Wochen werden wir hier vom Zentrum für Ausbildung und Kompetenzen der Stadt Dortmund hervorragend unterstützt. Zeitweise übernehmen dabei Auszubildende das Umwelttelefon und bekommen so einen Einblick in die Arbeitsgebiete des Umweltamtes. Meine Aufgabe ist es hier, die Auszubildenden bei diesen Beratungen zu unterstützen. Das Umwelttelefon erreicht man übrigens unter der Telefonnummer (0231) 50-2 54 22 oder unter der E-Mail umweltamt@dortmund.de.

Besonders interessant ist in diesem Sachgebiet die Geschäftsführung des Dortmunder Umweltpreises und des Ameisenfonds. Der Dortmunder Umweltpreis wird in den Kategorien Bürgerumweltpreis und Kinder- und Jugendumweltpreis jährlich vergeben. Gerade die pädagogische Komponente des Kinder- und Jugendumweltpreises ist immer wieder spannend. Schon im Kindergartenalter nehmen Gruppen an diesem Wettbewerb teil. Und es ist immer wieder ein Highlight, wenn zum Teil sehr kleine Kinder bei uns im Büro persönlich ihre Wettbewerbsbeiträge abgeben und uns ihre Arbeiten erklären. Für uns ist es eine Freude, diese Kinder bei ihrem Eifer für Umweltthemen zu beobachten und zu unterstützen. Beim Ameisenfonds stellen Schulen Anträge für die Förderung von Umweltprojekten. Auch hier finden wir es immer spannend, welche Themen Schulklassen realisieren möchten und welche Originalität und Kreativität sie hier an den Tag legen.

Welches Social-Media-Kanäle inspirieren dich am meisten und warum?

Mich inspiriert Twitter besonders. Die Ansammlung von ganz vielen Experten*innen in allen Themen und Gebieten nutze ich sehr häufig. Dort kann ich mit Personen über Fußball genauso diskutieren wie über Politik und Wissenschaft, wobei Fußball und Wissenschaft sind in Dortmund oft kongruent. 😉 Die Suchfunktion über Hashtags bei Twitter habe ich für mich als ein geeignetes Mittel für eine umfassende und breite Informationsquelle entdeckt. Dort erreichen Nachrichten schneller ihr Publikum als in den sonst üblichen Kanälen.

Oft suche ich bei Twitter Inhalte für  #opensource  Ich engagiere mich seit kurzem ehrenamtlich in der Bürgerinitiative Do-FOSS (Dortmund – Free and Open Source Software) und arbeite auf dem Twitterkanal von @do-foss mit. Wir möchten, dass der  Einsatz von Freier und Offener Software  bei der Stadt Dortmund gefördert wird und die Abhängigkeit von proprietärer Software abnimmt. Bei Twitter können wir uns mit Experten weltweit vernetzen und austauschen und so für dieses Thema eine breite Öffentlichkeit schaffen. Wer sich für dieses Thema auch interessiert oder uns über die Schulter schauen möchte empfehle ich den Blog von Do-FOSS.

Wie kam es dazu, dass du dich für die Weiterbildung zum Social Media Manager (IHK) entschieden hast?

Ich empfinde es als wichtig, mich auch im fortgeschrittenen Alter weiterzubilden und mich damit auch noch zu entwickeln. Wie heißt es so schön “Man lernt nie aus.” Und persönlich fand ich die Konstellation von Social Media und Behörden interessant. Auf der einen Seite Aspekte behördlichen Handelns und auf der anderen Seite die Erfordernisse moderner Kommunikation, um auch das junge Publikum zu erreichen. Auch hier sehe ich das Spannungsfeld von behördlicher Pflicht zur Weitergabe von Informationen in sachlicher Form und der ansprechenden und teilweise humorvollen Gestaltung von Inhalten über Soziale Medien. Meine Facharbeit in dieser Fortbildung habe ich daher auch genau zu diesem Thema geschrieben.

Wir im Umweltamt stecken noch in den Kinderschuhen im Bereich Social Media. Den Social Media-Kanälen der Stadt Dortmund liefern wir Inhalte aus dem Bereich des Umweltamtes, die die Mitarbeitenden dort für uns verarbeiten. Es werden aber Überlegungen angestellt, auch eigene Kanäle für das Umweltamt einzurichten, um selbst Themen dort einzustellen. Ein Entscheidungskriterium für diese Weiterbildung zum Social Media Manager (IHK) war daher auch, sich Wissen über die strategischen Prozesse bei der Einführung von Sozialen Medien in Behörden anzueignen.

Was hat dir die Weiterbildung gebracht? Wie setzt du das Wissen in der Praxis ein/ um?

Die Weiterbildung zum Social Media Manager (IHK) war für mich persönlich sehr wichtig. Das Wissen, das in manchen Bereichen der Sozialen Medien bei mir rudimentär vorhanden war, wurde enorm erweitert und in strategische und wissenschaftliche Bahnen gelenkt. Besonders effizient fand ich den Austausch mit den sehr kompetenten Dozenten*innen und die wichtige Unterstützung der Tutoren*innen auf der E-Learningplattform, die es ermöglicht hatte, den komplexen Lernstoff innerhalb kurzer Zeit zu verarbeiten. Ich musste zwar auch das Lernen auf der E-Learningplattform erstmal lernen, die Unterstützung durch die Business Academy Ruhr war aber auch hier sehr inspirierend.

Das Anfertigen einer Facharbeit führte dazu, dass ich mich in dem Thema “Social Media in Behörden” sehr vertieft hatte. Ich würde sogar behaupten, dass die Weiterbildung dazu geführt hat, dass bei mir der Ehrgeiz geweckt wurde, mir dort Expertenkompetenz zu erarbeiten.

Ich fühlte mich zwar am Anfang als Behördenmitarbeiterin in dieser Weiterbildung sehr “exotisch”, dieser Zustand dauerte aber nur kurz. Die anderen Teilnehmer*innen waren alle aus Unternehmen bzw. kurz vor der Gründung, so dass ich hier als Beamtin ein wenig auffiel. Der Zusammenhalt der Gruppe, der inhaltliche Austausch und die Diskussionen halfen mir jedoch sehr schnell, mich in diese Themen einzuarbeiten und vermittelten mir neue Aspekte. Auch nach Abschluss der Weiterbildung halte ich Kontakt zu den Teilnehmern*innen und tausche mich mit ihnen aus und erfahre Unterstützung.

Das Wissen aus der Weiterbildung setze ich hauptsächlich in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit ein. Zum einen in der Betreuung von Social Media Kanälen, zum anderen in der Weitergabe meines Wissens in Experten*innenrunden oder in dem Angebot von Social Media Seminaren.

Beim Umweltamt stecken wir in der Entscheidungsphase, Soziale Medien für Zwecke der Kommunikation und der Öffentlichkeitsarbeit zu etablieren. In diesem Anfangsstadium bin eingebunden und wirke konzeptionell mit.

Wie hältst du dich selbst über neue Trends und Funktionen auf dem Laufenden?

Die besten Informationsquellen für Trends und Funktionen sind natürlich die Social-Media-Kanäle selbst. Dort ist Twitter mein Lieblingsmedium. Die Gruppenfunktionen von Facebook nutzte ich aber auch sehr intensiv. Hier möchte ich die Gruppe der Business Academy Ruhr erwähnen, in der man Expertenwissen der über 1.100 Mitglieder abfragen kann. Sehr erfrischend finde ich den Austausch in den BARsessions und Barcamps. Dort lernt man sehr viele interessante Personen in real life kennen, und kann dann weiter Kontakt halten. Dann natürlich hauptsächlich über die Sozialen Medien.

Internetrecherche darf natürlich nicht fehlen. Dafür wende ich sehr viel Zeit auf, um beim state-of-art mitreden und Fragen beantworten zu können.

Ich bin aber noch die Generation “Buch”, so dass ich manchmal auch auf Informationsquellen aus Papier zurückgreife. Interessante Zeitschriften und Bücher gibt es zu diesen Themen ganz viele.

Welche Tipps gibst du jungen Menschen, die sich für deinen Arbeitsbereich interessieren?

Viele junge Menschen verbinden mit Behörden oft uninteressante, langweilige Themen, bürokratische Hemmnisse und wenig persönliche Entwicklungsmöglichkeiten. Die behördliche Realität hat sich jedoch seit den 1990er Jahren drastisch verändert. Die Digitalisierung hält Einzug, moderne agile Führungsstrukturen werden ermöglicht und die Themen sind komplexer und interessanter geworden. Die Transparenz von Daten hat einen hohen Stellenwert. Hier möchte ich auf das Open Data Portal der Stadt Dortmund verweisen. https://opendata.dortmund.de/Informationsportal/

Das Portfolio der Ausbildungen der Mitarbeitenden im Umweltamt ist breit gefächert. Neben den klassischen Verwaltungsmitarbeitern* innen sind auch Diplom Biologen*innen, Diplom Geografen*innen, Landschaftsarchitekten*innen und Forstwirte*innen beschäftigt, um nur einige zu nennen. Für (Fach-) Hochschulabsolventen*innen ist eine Weiterbildung zum/zur Umweltoberinspektor*in im Umweltamt eine interessante Einstiegsmöglichkeit in das Berufsleben. Für mich als Diplom Verwaltungswirtin ist es wahnsinnig inspirierend auch mit Klimaschutzmanagern*innen und Energieberatern*innen zusammenzuarbeiten.

Das Beispiel der Öffentlichkeitsarbeit zeigt die Entwicklung in Behörden. Dafür hätte sich früher niemand interessiert, geschweige denn Mittel bereitgestellt. Heute ist gerade die Kommunikation zwischen Verwaltungen und den Menschen ein wichtiges Mittel, um Entscheidungen transparent zu machen und damit um mehr Verständnis zu werben. Die Weitergabe von Informationen an alle Zielgruppen der Gesellschaft ist ein wichtiges Thema der Öffentlichkeitsarbeit, das auch mit den Kanälen der Sozialen Medien bedient werden kann. Deshalb möchte ich auch für die Stadt Dortmund und speziell für das Umweltamt als Arbeitgeber Werbung machen.

Daher mein Tipp an junge Menschen: Seid mutig und hört nie auf zu lernen.

Vielen Dank für die Einblicke, Beate! 🙂