Herausforderungen für Führungskräfte in Zeiten der Digitalisierung
Digitalisierung ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Sie trifft große Unternehmen, genauso wie Kleine, Eltern genauso wie Lehrer, den Arzt genauso wie den Patienten. Kaum ein Lebensbereich ist nicht betroffen. Gerade für Unternehmen hängt viel davon ab, ob und wie gut es Ihnen gelingt, Digitalisierung sinnvoll ins Unternehmen zu integrieren. Eine entscheidende Rolle spielen die Führungskräfte.
Ein Unternehmen zu führen war noch nie einfach
Ein Unternehmen zu führen war schon immer eine große menschliche Herausforderung. Es gilt mit verschiedensten Persönlichkeiten umzugehen, zu fördern aber auch zu fordern und unterschiedliche Interessen zusammenzuführen. Ein “Job”, der nicht nur sehr viel Verantwortung mit sich birgt, sondern auch eine Vielfalt unterschiedlicher Kompetenzen erfordert. Neben betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, sind es vor allem die strategischen und zwischenmenschlichen Fertigkeiten, die hier eine besondere Rolle spielen. In Krisen soll man als Führungskraft Stärke und Ruhe ausstrahlen, auch wenn man tief beunruhigt ist. Führungskräfte sollen ihre Mitarbeiter möglichst gleich behandeln, nicht nach persönlicher Sympathie urteilen, obwohl sie Menschen sind, die natürlich subjektiv Handeln. Sie sollen offen kommunizieren und Informationen transparent machen, auch wenn sie häufig nicht vor Ort sind. Alles Dinge, die schwierig in der Umsetzung sind und überwiegend durch Erfahrungen gelernt werden. In Zeiten, in denen Mitarbeiter, Kolleginnen und das gesamte Umfeld immer häufiger und mehr digital unterwegs ist, verändern sich die Anforderungen an die Führungskraft.
Personal: Was hat sich durch Digitalisierung verändert?
Natürlich fällt es zunächst schwer, abzuleiten, welche Veränderungen durch die Digitalisierung sich auf das Personal auswirken. Dies sind auch lediglich persönliche Beobachtungen und Einschätzungen, die sicherlich mannigfaltige Ursprünge und Ursachen haben. Und natürlich beschreiben Sie keine ganze Generation, denn hier geht es um Individuen. Diese Beobachtungen zeigen lediglich Tendenzen auf, die mal stärker, mal schwächer ausfallen und mal auch gar nicht vorkommen oder gar einen Anspruch auf Ausschließlichkeit haben
- Eine der ersten Beobachtungen ist die Veränderung im Umgang mit Informationen bzw. damit zusammenhängend auch das Recherche-Verhalten von Menschen. Grob überspitzt stelle ich fest: je jünger die Generation, desto mehr Zeit verbringen sie online und sind es gewohnt, eine Vielzahl von Informationen zu erhalten. Ihr Recherche-Verhalten bezieht auch Social Media Kanäle ein, denn hier vermuten Sie authentische Informationen zu erhalten. Sie erhoffen sich, ein Gespür zu bekommen für das Unternehmen. Die jungen Bewerber kommen sehr gut informiert in die Gespräche, nicht nur, dass sie das Team kennen, sie wissen genau wo die Kaffeemaschine steht, dass man einen Obst-Korb hat und wo der Meeting-Raum ist.
- Damit einher geht der nächste Punkt, denn in der Generation Y und Z verändern sich m.E. die Prioritäten, nach denen ein Arbeitsumfeld beurteilt wird. Mein ganz persönlicher Eindruck (aus zahlreichen Bewerbungsgesprächen): das Gehalt steht nicht mehr so im Vordergrund, wie es noch in den vorangehenden Generationen der Fall war. Flexible Arbeitszeiten, ein gutes Team-Miteinander, eine positive Arbeitsatmosphäre, Aspekte der Einrichtung und Ausstattung gewinnen an Bedeutung.
- Der nächste Aspekt hat nicht nur positive Resonanzen, sondern durchaus auch zahlreiche kritische. Er ist unter dem Stichwort “Entgrenzung der Arbeit” und ist nicht nur bei jüngeren Generationen zu beobachten. Gerade die Möglichkeiten, seine Mails auch auf dem Smartphone abzurufen, Social Media Kanäle zu betreuen, auf Plattformen oder mit Cloud-Lösungen zu arbeiten, ermöglicht es, berufliche Tätigkeiten nicht nur am Arbeitsplatz umzusetzen, sondern von jedem Ort mit Internetzugang. Wem ist es nicht schon passiert, dass man schnell versucht ist, abends noch die ein oder andere Mail zu beantworten? Am Wochenende “schnell mal” auf einen Facebook-Post zu reagieren oder im Urlaub eine wichtige Information auf der Team-Plattform zu schreiben. Hier verschwimmen Freizeit und Arbeit merklich.
Das sind nur drei Aspekte, die die Generationen Y und Z anders umsetzen, anders bewerten als ihre Vorgänger-Generationen. Das kann positive, aber auch kritische Effekte im Unternehmen haben. Vor allem betrifft es das Thema “Führung” ungemein, denn mit diesen Veränderungen gehen natürlich auch Ansprüche an die heutige Führungskraft einher.
Was bedeuten die Veränderungen für die Führungskraft
Die Unternehmensführung war schon immer eine Position, die auf der einen Seite angestrebt und beneidet wurde, auf der anderen Seite immer auch zahlreiche negative Rahmenbedingungen mit sich führt. Natürlich beflügelt die Möglichkeiten der aktiven Gestaltung seines Arbeitsplatzes viele, auf der anderen Seite bedeutet dass, dass Führungskräfte häufig Entscheidungen treffen und damit auch die Konsequenzen tragen müssen. Das sind nicht nur wirtschaftliche Entscheidungen, sondern natürlich auch personelle und manchmal auch persönliche. In Zeiten der Digitalisierung heißt dass, dass die Mitarbeiter beispielsweise Transparenz als etwas Natürliches empfinden. Sie sind es gewohnt, Einblicke in viele Bereiche zu erhalten und fordern diese auch in ihrem Unternehmen. Wer wird eingestellt und warum? Was hat dazu geführt, dass eine Kollegin das Unternehmen verlässt? Wo geht sie hin? Dinge, die früher vielleicht hinter vorgehaltener Hand im “Flurfunk” transportiert wurden, werden heute öffentlich geteilt und diskutiert. Nicht nur mit den Internen, die Informationen werden fleißig geteilt.
- Einen guten Informationsfluss im Unternehmen zu sichern, ist also eine bedeutende Aufgabe von Führungskräften geworden. Entscheidungen werden sonst hinterfragt, nicht verstanden oder gar angezweifelt. Eine Führungskraft, die nicht verstanden hat, ihr Team über Veränderungen, Prozesse und Abläufe zu informieren, wird heute sicherlich ein deutlich schwereres Führungs-Leben haben als noch vor einigen Jahren.
- “Agieren auf Augenhöhe” ist der nächste Punkt, der sich sicherlich – im Vergleich zu früheren Zeiten – verändert hat. Führungskräfte werden jünger, nahbarer und in zahlreichen Branchen ist das “Du” die übliche Ansprache-Form. Da wird es immer unverständlicher, warum das Kaffee-Kochen nicht auch zu den Aufgaben der Führungskraft gehören soll oder sich auch eine Führungskraft an Kern-Arbeitszeiten halten sollte.
- Gerade dann, wenn formale Regeln aufweichen, wird es umso bedeutsamer, sich der informellen Regeln immer bewusster zu werden. Bleiben wir beim vorangehenden Beispiel der Arbeitszeiten. Wenn diese immer mehr verschwimmen, ist zum einen Transparenz und ein guter Informationsfluss wichtig, zum anderen aber auch, selbst vorzuleben, wie es gehandhabt werden soll. Also zu kommunizieren, dass man am Wochenende an einem Blog-Beitrag für das Unternehmen gearbeitet hat, dafür aber mal in der Woche früher geht.
Hier ließen sich natürlich noch viele weitere Veränderungen und Herausforderungen, gerade für Führungskräfte, aufzeigen, aber das sind die Veränderungen, die ich derzeit am intensivsten wahrnehme. Und das in einer jungen, sehr dynamischen Branche. Eine Branche, die sich mit Digitalisierung beschäftigt, Dinge schnell umsetzt und am Puls der Zeit ist. Traditionelle Branchen werden hier sicherlich mehr Umsetzungs-Hindernisse haben. Fakt ist: Das ist er der Anfang einer Generation, die mit digitalen Tools aufwächst, deren Kommunikation sich unterscheiden wird, deren Prioritäten jetzt schon andere sind. Es bleibt spannend!
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