Jenseits des Klassenzimmers: Vielfältige Berufsperspektiven in der Erziehungswissenschaft

Burn-out, Leistungsdruck, Unzufriedenheit – all das hört man im Lehrer*innenberuf viel zu oft und es kann leider eine bittere Realität werden, der sich (angehende) Lehrkräfte oftmals stellen müssen. Ist das der Fall, sind die Alarmglocken aktiviert: „War das Studium die richtige Wahl für mich? Hätte ich vielleicht einen ganz anderen Weg einschlagen sollen? Mit meinen Fächern eröffnen sich mir kaum andere Berufschancen außer das Lehramt!“ Insbesondere das Fach Erziehungswissenschaft vermittelt häufig den Eindruck, dass die künftige Berufslaufbahn primär auf das Lehramt oder die soziale Arbeit hinausliefe, während alternative Karrierewege weniger präsent zu sein scheinen. Allerdings lässt sich mit einem abgeschlossenen Studium in der Erziehungswissenschaft viel mehr machen als nur in der Schule zu unterrichten. In diesem Beitrag erfahrt ihr, welche spannenden Alternativen es gibt und warum sich der Weg in die Erziehungswissenschaft auch ohne das Ziel Lehramt lohnt.

Persönliche Vorstellung

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich kurz vorzustellen. Mein Name ist Salhida, ich bin 21 Jahre alt und derzeitig als Praktikantin an der Business Academy Ruhr tätig. Neben dem Praktikum studiere ich zudem einen 2-Fach-Bachelor in der Fächerkombination Germanistik und Erziehungswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Bereits seit meiner Kindheit hatte ich den starken Wunsch, den Lehrer*innenberuf in Zukunft auszuüben. Inspiriert haben mich insbesondere Lehrkräfte, die den Lernstoff verständlich, aber dennoch spannend und unkompliziert vermittelt haben. Gleichzeitig erweckten auch Erfahrungen mit Lehrer*innen, die besonders „streng“ in ihren Unterrichtsstunden waren oder Schüler*innen unfair, rassistisch sowie rein subjektiv bewertet haben, den Wunsch in mir, etwas in der Lehrerbildung zu verändern und zukünftig einen didaktischen Ansatz zu verfolgen, der mehr auf Empathie und Verständnis für die individuellen Lernbedürfnisse der Schüler*innen fußt.

Unsere Praktikantin Salhida im Büro der Business Academy Ruhr
Salhida (21), Praktikantin im Bereich Erwachsenenbildung bei der Business Academy Ruhr

Meine Entscheidung, auf Lehramt zu studieren, bestand vor allem darin, eine Veränderung im Schulsystem zu bewirken und Schüler*innen zu zeigen, dass Schule nicht als starrer Ort der reinen Wissensreproduktion verstanden werden sollte. Vielmehr muss die Schule als Raum betrachtet werden, in dem soziale und emotionale Kompetenzen vermittelt, die Vielfalt und Individualität jedes*jeder Schüler*in gefördert und Inklusion sowie Chancengleichheit berücksichtigt werden – aber lässt sich das so einfach verändern?

Studienwahl in Erziehungswissenschaft und Fachkompetenzen für den Bildungsbereich

Vor Beginn meines Studiums stand bereits fest, dass das Fach Erziehungswissenschaft einen Bestandteil meines zukünftigen Karriereweges einnehmen soll. Die Arbeit mit Menschen – insbesondere mit Kindern bzw. Jugendlichen – hat mich schon immer interessiert. Das Studium bietet eine Grundlage, das Bildungssystem nicht nur allein aus einer Unterrichtsperspektive zu betrachten, sondern gesellschaftliche und pädagogische Zusammenhänge herzustellen und tiefergehende Einblicke in die praktische Umsetzung verschiedener theoretischer Konzepte zu gewinnen. Dabei spielen besonders Erziehungs- und Bildungsprozesse, pädagogisch-psychologische Perspektiven auf das Lehren und Lernen sowie Sozialisationsprozesse eine bedeutende Rolle. Unter pädagogisch-psychologischen Perspektiven fallen unter anderem Konzepte, die sich auf die Motivation, Emotion und Kognition des Lernens beziehen und wie diese für die Gestaltung von Lernprozessen genutzt werden können.

Darüber hinaus spielt auch die Erlernung sozialer Normen und Werte in der Ausbildung zum mündigen Individuum eine wichtige Rolle. Im Zentrum dessen steht primär die Frage, wie Menschen in die Gesellschaft sozialisiert werden. Innerhalb dieses Sozialisationsprozesses nimmt die Bildung als einer der Einflussfaktoren eine zentrale Rolle ein und geht der Frage nach, wie sie gesellschaftliche Verantwortung sowie Chancengleichheit vermitteln kann. Im Vordergrund des Studiums stehen theoretische Einsichten in schulische Bildungswissenschaften, die zwar wertvolle Erkenntnisse für ideale Bildungsziele bieten, allerdings in Diskrepanz zu den realen Bedingungen der Schule stehen. Die direkte Umsetzung dieser theoretischen Konzepte ist oft durch strukturelle, institutionelle oder gesellschaftliche Hürden begrenzt: Von überlasteten Lehrplänen und großen Klassen über mangelnde im Studium erworbene Praxiserfahrungen hin zu unzureichender Berücksichtigung der unterschiedlichen Voraussetzungen der Schüler*innen – all diese Faktoren erschweren es, Bildungsziele erfolgreich in der Praxis umzusetzen.

Vielfalt statt Einbahnstraße: Berufliche Perspektive abseits des Lehramts

Wenn man an ein Studium der Erziehungswissenschaft denkt, kommt vielen sicherlich der klassische Weg ins Lehramt oder die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Sinn. Doch dieses Berufsfeld bietet weit mehrere Optionen als nur den Gang ins Klassenzimmer, die häufig übersehen werden. Schauen wir uns zwei dieser Optionen im Folgenden mal näher an.

Bildungsmanagement

Innerhalb des Bildungsmanagements kann ein abgeschlossenes Studium in der Erziehungswissenschaft, die mit ihr verbundenen vielseitigen Studienfelder unter Beweis stellen. Im Vordergrund steht die aktive Mitgestaltung von Bildungsprozessen, indem Lehr- und Lernprozesse in verschiedenen Bildungseinrichtungen organisiert und durchgeführt werden. Dies umfasst nicht nur Schulen, sondern berücksichtigt zudem Hochschulen, Unternehmen oder gemeinnützige Organisationen uvm. Außerdem läuft die Arbeit im Bildungsmanagement nicht im Klassenzimmer ab. Vielmehr vollzieht sie sich im Hintergrund, um auf einer strukturellen Ebene an der Schaffung einer optimalen Lernumgebung mitzuwirken.

Bildungsmanagement als Alternative zum Lehramt

Erwachsenenbildung

Eng an das Bildungsmanagement ist die Erwachsenenbildung geknüpft. Im Fokus steht die Bildung von Erwachsenen mit dem Ziel, ihre beruflichen und persönlichen Fähigkeiten gezielt durch Weiterbildungen zu fördern. In diesem Zusammenhang spielt das lebenslange Lernen eine zentrale Rolle. Man kann es sich vorstellen, wie ein Baum, der ständig wächst, sich verändert und neue Zweige bildet und immer nach dem Weg nach oben strebt. In ähnlicher Weise spielt lebenslanges Lernen eine entscheidende Rolle in der Bildung, da es kontinuierlich und altersunabhängig stattfindet, weshalb es sich an die wandelnden Anforderungen und Lebensphasen der Menschen anpasst. Institutionen wie Volkshochschulen, Universitäten oder berufliche Weiterbildungsträger kommt dabei eine wesentliche Rolle in der Erwachsenenbildung zu.

Praxiseinblick: Wie mir das Praktikum bei der Business Academy Ruhr dabei geholfen hat, mich beruflich umzuorientieren 

In jedem Studiengang gibt es eine bestimmte Anzahl an Pflichtpraktika, die Studierende absolvieren müssen. Die Wahl eines Praktikums kann äußerst schwierig werden, insbesondere dann, wenn man von vorneherein dachte, man hätte sein Ziel schon festgelegt. Nachdem ich das Internet tagelang durchstöbert habe, stieß ich auf die Praktikant*innen-Stellenausschreibung an der Business Academy Ruhr und fing im August 2024 hier mein Praktikum an. Das war ein entscheidender Moment für mich und meine berufliche Neuorientierung, womit ich zuvor nicht gerechnet habe, da das Lehramt immer der naheliegendste Karriereweg zu sein schien.

Das Praktikum gab mir die Möglichkeit, Bildung aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Anstatt den Fokus ausschließlich auf die Schulbildung zu zentrieren, lernte ich insbesondere im eLearning die Welt der Erwachsenenbildung kennen. Im Zentrum steht nicht nur die reine Wissensvermittlung durch Dozent*innen und eTutor*innen, sondern es geht auch darum, auf die verschiedenen Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen und individuelle Lernprozesse zu begleiten und zu organisieren. Ein wesentlicher Bestandteil dessen ist die Erstellung und Optimierung verschiedener Lernmaterialien, um so den Lernerfolg jedes Teilnehmenden zu sichern. Das Stichwort „Optimierung“ spielt an der Business Academy Ruhr eine große Rolle, besonders wenn es um die Frage nach der bestmöglichen Gestaltung von Lehre geht. Lerninhalte sind nicht nur fachfundiert, sondern praxisnah an die Lernbedürfnisse der Teilnehmenden gestaltet – etwas, das über die schulische Wissensvermittlung hinausreicht. Aufgrund dieser Erfahrung wurde mir bewusst, dass Didaktik und Pädagogik auch in anderen Bereichen Anwendung finden und über den schulischen Kontext hinausgehen können. In diesem Zusammenhang spielten auch Organisationsstrukturen eine bedeutende Rolle, wodurch erziehungswissenschaftliche Kenntnisse im Bereich der Bildungsplanung eingesetzt werden können – ein Bereich, den ich vorher nicht im Blick hatte.

Berufsperspektiven im Vergleich: die Vorteile der Erwachsenenbildung vs. Lehramt

Die Arbeit in der Erwachsenenbildung bietet im Vergleich zur Berufsoption Lehramt eine Reihe von Vorteilen, die sich sowohl auf die Zielgruppe als auch auf die Arbeitsbedingungen beziehen.

Anders als in der Schule entscheiden sich Erwachsene aus eigenem Antrieb heraus, an der Erwachsenenbildung teilzunehmen und neues Wissen zu erwerben, wodurch die Motivation erheblich gesteigert ist. Dadurch kommt es zu einer produktiveren Lernumgebung und das Interesse am behandelnden Thema ist hoch, was die Arbeit mit der Lerngruppe erleichtert. Diese produktivere Arbeitsweise wird zudem dadurch gestärkt, dass die Erwachsenenbildung nicht an curricularen Vorgaben gebunden ist und Lehrenden somit mehr Freiheiten in der Gestaltung der Inhalte, Methoden und Vermittlung des Lernstoffes geboten sind. Dadurch kann der Fokus vor allem auf praxisorientiertere Aufgaben gelegt werden, die spezifisch auf die Bedürfnisse der Lernenden zugeschnitten sind und wodurch das Gelernte direkt im Berufsalltag angewendet werden kann. Zuletzt lassen sich auch Vorteile hinsichtlich der beruflichen Flexibilität feststellen. Insbesondere das online-basierte Lernen, wie es in der Business Academy Ruhr praktiziert wird, ermöglicht eine flexiblere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und kann zudem verschiedene Teilnehmende aus unterschiedlichen Regionen erreichen, sodass das lebenslange Lernen für jeden*jede zugänglich wird.

Fazit

Das Lehramt ist zweifellos ein wichtiger Beruf und sollte auch angesichts des steigenden Lehrermangels als notwendige Berufswahl wahrgenommen werden. Es trägt einen wesentlichen Beitrag zur Bildung in unserer Gesellschaft bei und bereitet Schüler*innen nicht nur auf ihre berufliche Zukunft vor, sondern fördert zudem auch ihre persönlichen Entwicklungen sowie sozialen Kompetenzen und hilft ihnen, sich in einer komplexen und sich wandelnden Welt zurechtzufinden. Allerdings erfordert dieser Weg eine hohe intrinsische Motivation und Leidenschaft für das Unterrichten im schulischen Umfeld. Wer sich unsicher ist, ob er*sie diesen Anforderungen langfristig gerecht werden kann, aber dennoch von dem Studiengang Erziehungswissenschaft begeistert ist, sollte vielleicht über alternative Karrierewege nachdenken. Erziehungswissenschaft bietet zahlreiche berufliche Möglichkeiten jenseits des Klassenzimmers, die ebenfalls gesellschaftlich wertvoll sind und meist wenig gewürdigt werden. Das Praktikum an der Business Academy Ruhr hat mir dabei geholfen, verschiedene Einblicke und Möglichkeiten im Bildungsbereich zu gewinnen, die zu meiner persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung beigetragen haben.

Unabhängig davon, welche Berufslaufbahn ihr wählt – ob in der Bildung oder in einem anderen Bereich – wichtig ist, dass er euch erfüllt und euren Stärken entspricht. Daher ist es wichtig herauszufinden, wo ihr eure Fähigkeiten und Interessen am besten einbringen und euer Potenzial voll entfalten könnt, sodass ihr am Ende des Tages Zufriedenheit und vor allem Erfüllung findet. Vielleicht stoßt ihr auch auf das für euch ideal abgestimmte Praktikum, das euch auf eurem zukünftigen Karriereweg entscheidend weiterbringt.

Bereit für spannende Herausforderungen und eine praxisnahe Erfahrung? Starte dein Praktikum bei der Business Academy Ruhr und gestalte deine berufliche Zukunft aktiv mit!