31. August 2024
Weiterbildung
Lehren wo das Wohnmobil parkt: Unterwegs als Digitaler Nomade und eTutor
Im Zeitalter der Digitalisierung verändert sich nicht nur die Art und Weise, wie wir lernen, sondern auch, wo wir arbeiten. In einem exklusiven Interview gibt uns unserer eTutor Tobias Frommelt Einblicke in sein Leben als Digitaler Nomade und wie er seine Leidenschaft für Bildung mit seiner Liebe zum Reisen verbindet. Er berichtet, wie er zu dieser Rolle kam, welche Strategien er anwendet, um seine Kursteilnehmenden zu motivieren, und wie das Leben unterwegs seine Sicht auf das Lehren und Lernen verändert hat.
Inhaltsverzeichnis
Seit wann lebst du schon als Digitaler Nomade und wie ist es dazu gekommen?
Wie sieht ein typischer Arbeitstag als eTutor aus, wenn man als Digitaler Nomade im Wohnmobil lebt?
Welche Herausforderungen und Vorteile erlebst du, wenn du von überall auf der Welt arbeiten kannst?
Wie hat das Leben als Digitaler Nomade deine Perspektive auf Bildung und das Unterrichten verändert?
Wie lange arbeitest du schon als eTutor für die Business Academy Ruhr und wie bist du zu dieser Tätigkeit gekommen?
“Meinen ersten Einsatz als eTutor für die BAR (Anmerkung: kurz für Business Academy Ruhr) hatte ich Anfang 2022. Damals habe ich noch parallel als Dozent und Experte für den Social Media Manager Kurs gearbeitet, habe aber recht schnell zum reinen digitalen „Klassenlehrer“ oder eben „eTutor“ gewechselt.
Dazu gekommen bin ich durch einen Hinweis von Marie bei meinem Abschluss zum Social Media Manager (IHK), den ich selbst bei der BAR gemacht habe. Sie hat uns Teilnehmende gebeten, uns als Dozent zu bewerben, wenn wir Interesse an einer Zusammenarbeit mit der BAR haben. Da ich schon immer Spaß daran hatte, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben, hat mich das natürlich gleich gereizt!
Heute bin ich sehr froh über meine Entscheidung und die Möglichkeit, als eTutor zu arbeiten, und lehre in den Kursen Social Media Manager (IHK), Online Marketing Manager (IHK) und Digital Media Producer (IHK). Alle Kurse haben viel gemeinsam und ergänzen sich wunderbar!”
Wie unterstützt du die Kursteilnehmenden dabei, ihre Lernziele zu erreichen, und welche Strategien setzt du ein, um sie online zu motivieren?
“Eigentlich ist das genau der Grund, warum ich mich für die Arbeit als eTutor entschieden habe und den ‘Expertenstatus’ als Dozent aufgegeben habe: die vollumfängliche Betreuung der Teilnehmer und Teilnehmerinnen über die komplette Dauer des Kurses. Ich liebe es, die Fortschritte zu sehen, die unsere Schüler*innen von Modul zu Modul machen. Natürlich gibt es dabei auch Teilnehmer*innen, die ab und zu einen Motivationsschub oder Hilfe benötigen, denn die Kurse sind ja für Einsteiger und auch Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet.
In meinem früheren Leben als Vertriebsleiter in der Automobilindustrie habe ich eines gelernt: Mit Humor und Freude bei der Arbeit lassen sich alle Ziele erreichen und Mitarbeiter*innen und Kund*innen immer wieder zu Höchstleistungen anspornen. Und genau das setze ich auch hier in den Kursen ein. Eine wertschätzende und fröhliche Atmosphäre ist ein Garant für gute Leistungen.
Meine Aufgabe als Klassenlehrer ist es, sehr individuell auf die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Teilnehmer*innen einzugehen und zu versuchen, sie dort abzuholen, wo ihre Probleme liegen. Bei der Moderation der Chats mit unseren wechselnden Experten und Expertinnen achte ich auf gute Stimmung und natürlich die Einhaltung der Richtlinien.”
Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften sind deiner Meinung nach besonders wichtig, um als eTutor erfolgreich zu sein?
“Hardfact: Erfahrungen und Wissen rund um die Themen des Kurses sind natürlich absolut notwendig, denn neben der Bewertung von Facharbeitsaufgaben, die einer Strategieentwicklung dienen, hat der eTutor auch die Rolle als Moderator der Chats mit den Dozent*innen, und da sollte der eTutor einfach mitreden können und auch mal aushelfen oder praktische Beispiele einbringen. Deswegen ist ein umfängliches Wissen rund um Social Media, Online Marketing und die Produktion von digitalen Medien einfach unerlässlich.
Hinzu kommt dann aber die Fähigkeit zu motivieren, zu moderieren sowie die Stimmung im Kurs, auch in schwierigen Situationen, aufrechtzuerhalten. Ich bin ja, mit meinen 50 Jahren Lebenszeit, nicht der Jüngste, habe aber schon viele schwierige Situationen im privaten und beruflichen Umfeld überstanden. Meine Erfahrung als Führungskraft in der Automobilindustrie und der Aufbau meiner Selbstständigkeit haben mir die Erfahrung im Umgang mit Menschen gebracht.
Auch gesundheitlich habe ich einiges hinter mir, zum Beispiel ein Burn-out mit langer und schwerer Depression. Leider erlebe ich das auch immer wieder bei Teilnehmenden in den Kursen. Da kann ich aber mit viel Einfühlungsvermögen oft helfen und die Personen trotz widriger Bedingungen zum Abschluss bringen. Ich glaube, dass neben dem fachlichen Wissen und der Erfahrung, Empathie und Einfühlungsvermögen eine sehr große Rolle als eTutor spielen.”
Seit wann lebst du schon als Digitaler Nomade und wie ist es dazu gekommen?
“Vor etwa 5 Jahren, im Sommer 2019, haben meine Lebensgefährtin und ich uns entschieden, unsere Wohnung in München aufzugeben und dauerhaft zu reisen. Seitdem leben und arbeiten wir in einem großen Wohnmobil mit unserer Hündin Lucy.
Die Gründe für unsere gemeinsame Entscheidung, das ‘normale Leben’ zu verlassen und als Nomade unterwegs zu sein, waren vielfältig. Zum einen war da meine Depression. Ich habe gemerkt, dass ich so wie bisher nicht weitermachen möchte und kann. Ein Arbeitsleben in der Industrie, hohe Kosten für Wohnen und Konsum sind nicht die Dinge, die das Leben für mich ausmachen. Zudem waren wir schon immer gerne unterwegs und oft traurig, wenn eine Reise oder ein Urlaub vorbei war. In unseren Köpfen war immer die Frage: „Warum können wir nicht immer dort zu Hause sein und arbeiten, wo wir gerade sind?“ Unsere Familien und Freunde sind weit verstreut in Deutschland und Europa. Besuche haben uns nicht erfüllt, wir wollten immer bleiben und von dort aus arbeiten.
Wir sind auch nicht die ‘Wintertypen’. Schnee und Eis im Winter bringen uns keine Freude. Schon immer waren wir gerne um die Weihnachtszeit und über den Jahreswechsel in südlichen Ländern. Durch unseren neuen Lebensstil können wir das alles vereinen: ein einfaches, aber erfülltes Leben, dort, wo die Sonne scheint und das Internet gut ist. Wir sind zu Hause. Egal wo.”
Wie sieht ein typischer Arbeitstag als eTutor aus, wenn man als Digitaler Nomade im Wohnmobil lebt?
“Als wir unsere Entscheidung, zukünftig im Wohnmobil zu leben, kommuniziert haben, kam oft die Frage: ‘Und was willst du dann den ganzen Tag machen? Einfach im Unterhemd in den Tag hineinleben?’ Ist ja eigentlich lustig, zeigt mir aber auch, dass viele Menschen sich nicht in die Lage versetzen können, einfach mal das gängige System zu verlassen und trotzdem ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu bleiben. Natürlich arbeite ich genauso, wie ich es auch in einer Wohnung oder einem Büro machen würde. Manchmal auch unter erschwerten Bedingungen, denn im Wohnmobil ist man den Widrigkeiten der Natur und den Regularien verschiedener Orte oder Länder heftiger ausgesetzt.
Wenn morgens um halb sieben mein Wecker klingelt (übrigens kein Reisewecker, sondern ein ganz normaler), stehe ich auf, bereite einen Kaffee und setze mich mit meinem Handy oder Tablet hin, um schon mal die Social-Media und- Marketing-Kanäle meiner Kunden zu checken. Nach einer Morgenroutine und dem obligatorischen Gang mit Lucy, setze ich mich an meinen Schreibtisch und starte meinen Laptop. Das mache ich am liebsten draußen, vor dem Wohnmobil, wenn das Wetter es zulässt. Bevor ich dann an meine Kundenarbeit, wie dem Planen von Social-Media-Beiträgen oder dem Erstellen von Kampagnen, herangehe, schaue ich in die Lernplattform der BAR. Ich lese neue Beiträge der Teilnehmer*innen, das Feedback der Expert*innen auf die Aufgaben und gebe Hinweise auf neu eingereichte Facharbeitsaufgaben. Natürlich geht auch immer ein Blick ins Austauschcenter, unser Forum für die Kommunikation in den Kursen. 2-3 Mal in der Woche leite ich die Chats mit den Dozent*innen. Diese sind immer, arbeitnehmerfreundlich, abends von 18:00 bis 20:00 Uhr. An diesen Tagen gönne ich mir nachmittags eine längere Pause, damit ich fit bin für die interessanten Fragen und spannenden Antworten der Expert*innen. Oft kommen über den Tag verteilt auch Mails der Teilnehmer*innen, wenn sie ganz individuelle Fragen an mich haben. Ich versuche immer sofort zu antworten, besonders wenn es Fragen zu den Inhalten des Kurses sind.
Ich glaube, dass ich auch ohne festen Wohnsitz einen geregelten Arbeitstag habe, in dem das eTutoring eine große Rolle spielt.”
Welche Herausforderungen und Vorteile erlebst du, wenn du von überall auf der Welt arbeiten kannst?
“Für mich, als eine Person, die schon immer gerne gereist ist und in andere Kulturen eintaucht, hat sich mit meinem Lebensstil ein Traum erfüllt. Ich habe den großen Vorteil, dass ich mir aussuchen kann, wo und mit wem ich meine Freizeit und meinen Arbeitstag verbringe. Der Winter in Südeuropa ist mild, die Möglichkeiten, draußen und in der Natur zu sein, sind viel größer als in Deutschland.
Technisch ist das Arbeiten als digitaler Nomade inzwischen einfach. In allen Ländern gibt es eine gute Abdeckung von Mobilfunk und Satellitenempfang. Auch die Angebote von Co-Working sind in den meisten Regionen sehr gut, sodass ich manchmal auch ein Büro oder einen Schreibtisch anmiete.
Natürlich gibt es Herausforderungen, angefangen mit Sprachbarrieren, denn nicht überall kommt man mit Englisch gut durch. So habe ich auch mein Spanisch verbessert und lerne gerade die Sprachgrundlagen für Griechenland.
Die Besonderheit, mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein, bringt auch manche Stolperfallen, sei es die Versorgung mit Frischwasser oder ab und zu einen Stromanschluss und natürlich einen schönen, ruhigen Stellplatz zu finden. Aber auch das ist in den meisten Ländern kein großes Problem, denn auf Touristen in Wohnmobilen sind diese eingerichtet und freuen sich, wenn auch außerhalb der Hochsaison jemand die Services nutzt.”
Wie hat das Leben als Digitaler Nomade deine Perspektive auf Bildung und das Unterrichten verändert?
“Ich glaube, die Corona-Pandemie hat uns allen gezeigt, dass Online-Arbeiten und Lernen kein Nachteil gegenüber Präsenzunterricht mehr ist. Die Möglichkeiten, über das WWW an Wissen zu gelangen, sind nahezu unbegrenzt. Die technischen Lösungen und das vielfältige Angebot helfen uns dabei, dass wir Arbeit, Lernen und Urlaub nicht mehr voneinander trennen müssen. Wer hat nicht schon mal den Wunsch nach einer Workation verspürt?
Unterwegs lerne ich viele Menschen kennen, die online lernen und arbeiten. Ganze Familien sind auf Reisen, und die Kinder werden frei- oder online unterrichtet. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Ortswechsel dabei hilft, Wissen schnell und nachhaltig aufzunehmen. Nicht zu unterschätzen sind die vielen Erfahrungen, die man auf Reisen sammelt.
Für mich steht fest: Solange es möglich ist, werde ich als digitaler Nomade unterwegs sein und mein Wissen als eTutor bei der BAR mit den vielen tollen Teilnehmer*innen teilen.”
Fazit
Das Gespräch mit unserem eTutor Tobias Frommelt zeigt, dass Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zentrale Eigenschaften sind, um in einer sich ständig verändernden digitalen Lernumgebung erfolgreich zu sein. Das Leben als Digitaler Nomade hat ihm nicht nur neue Perspektiven auf Bildung eröffnet, sondern ihm auch die Freiheit gegeben, seinen beruflichen Weg mit seiner Leidenschaft für das Reisen zu vereinen. Seine Erfahrungen sind ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Technologie und Mobilität neue Möglichkeiten für Bildung und berufliche Entwicklung schaffen. Danke Tobias, für dieses tolle Interview und die spannenden Einblicke in dein Leben auf vier Rädern!
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