9. Oktober 2021
Business Academy Ruhr
Warum ein Praktikum bei der BAR in der Digitalisierungswüste Deutschland etwas Besonderes ist
Betrachtet man die Corona-Pandemie als ein soziales Experiment, kristallisiert sich eine der größten Schwächen im deutschen Bildungssystem heraus: die digitale Wissensvermittlung erscheint als ein bescheidener Kompromiss, die Präsenzlehre bleibt die heilige Kuh der meisten Bildungseinrichtungen. Dieser Eindruck entsteht vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendbildung. Diesen bestätigt auch die PISA-Studie aus dem Jahr 2018. Aber auch im Bereich der Erwachsenenbildung, beispielsweise im Hochschulbereich, überraschte die Corona-Pandemie deutsche Universitäten wie Schneefall im Winter die Deutsche Bahn. Hier schien sich die Aussage „Das Internet ist für uns alle Neuland“ beängstigend wörtlich zu bestätigen.
Die Plattform, der Throbber und ich
Mein Name ist Maria, ich bin Studentin der Sozialwissenschaften im fortgeschrittenen Stadium. Vor Corona war ich nahezu täglich auf dem Campus. Das Digitalisierteste an meiner Uni waren bis dato der Online-Katalog der Bibliothek und die Anmeldeplattform für die Seminare. Doch dann kam die Pandemie und alles änderte sich. Plötzlich hieß es digitale Lehre und alles stand Kopf.
In den ersten Wochen der Online-Lehre habe ich zunächst viel Zeit mit dem Throbber verbracht. Das ist kein abgefahrenes Wellnessgerät und auch kein neuartiges Smartphonegadget. Es ist das Rädchen, das den Ladeprozess einer Website animiert. Die Server der eLearning-Plattformen, die bis dahin vorwiegend als PDF-Ablage genutzt worden sind, konnten den neuen Zustrom an Studenten nicht verkraften.
Es lagen unzureichend ausgereifte digitale Bildungsstrategien vor. Die meisten versuchten, die klassische Präsenzlehre ins Internet zu übertragen und kamen zu monotonen Tonaufnahmen mit geringer Aufnahmequalität und textlastigen Folien. Einige beschränkten ihre digitale Lehre auf bloße E-Mail-Verteiler. Im Laufe der Zeit traten einige Verbesserungen ein. Dennoch wurde in meinem Kopf der Gedanke immer präsenter: das muss doch auch besser gehen.
Online-Kurse und erste Aha-Erlebnisse
Das sozialwissenschaftliche Studium sieht in seinem Lehrplan ein Statistikmodul vor, dessen Absolvierung nun auch mir bevorstand. Unzufrieden mit dem digitalen Bildungsangebot meiner Uni begab ich mich auf die Suche nach Unterstützung im Word Wide Web. Dabei stieß ich auf Online-Kurse der Harvard University bei edX. Zunächst skeptisch schrieb ich mich ein und war überrascht. Die Module waren klar gegliedert, die Informationen kompakt verpackt und mit praktischen Anwendungsaufgaben verknüpft. Von Anfang an zog mich der Online-Kurs in seinen Bann. Und das, obwohl es sich um eine Einführung in ein Statistikprogramm handelte.
Der Gamification-Ansatz, den ich bisher nur aus medienwissenschaftlichen Seminaren kannte, gefiel mir in der Umsetzung sehr, da ich wirklich spielend leicht vergleichsweise komplexe Sachverhalte verinnerlichen konnte. An dieser Stelle hat es Klick gemacht. Ich habe begriffen, dass digitalisierte Bildung Spaß machen kann. Und dass sie nicht nur Nachteile, sondern auch Vorteile gegenüber der klassischen Präsenzlehre bietet. Ich wünschte mir, meine Uni hätte solche Bildungsangebote zur Verfügung gestellt.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Während des Studiums geht es auch darum, praktische Erfahrungen im Rahmen eines Praktikums zu sammeln. Also machte ich mich auf die Suche nach einer interessanten Praktikumsstelle. Die Pandemie machte Fortschritte, ich hingegen leider kaum. Die meisten Unternehmen und Anstalten hatten keine Kapazitäten, da sie vor allen Dingen auf Präsenz setzten und Corona einen Strich durch die Rechnung machte.
Der Satz „Leider bieten wir im Moment keine Praktika an“ wurde zu einem alltäglichen Mantra.
Die Stellenbörsenodyssee wollte einfach kein Ende nehmen.
Ich wurde zunehmend nervös, einige „Online-Praktika“, die ich fand, wurden von investigativen Journalisten als ausbeuterische Praktikantenabzockemaschinerien enttarnt.
Ich las sehnsüchtig Artikel, die über erfolgreiche, vorwiegend digitale Praktikumskonzepte in anderen Ländern berichteten und war etwas frustriert.
Je näher ich meiner Bachelorarbeit kam, desto größer wurde das Problem. Wie lange würden die Einschränkungen noch gehen? Würde ich überhaupt ein aussagekräftiges Praktikum machen können, bevor mein Studium zu Ende wäre? Diese Phase meines Lebens habe ich mir jedenfalls bis dato immer anders vorgestellt.
Wer sucht, der findet - Praktikum bei der BAR
Eines Abends saß ich zu Hause auf der Couch und scrollte mich erfolglos durch eine Stellenbörse. Wie durch eine Eingebung gab ich bei Google „Praktikum Erwachsenenbildung“ ein. So traf ich auf die Business Academy Ruhr (kurz: BAR). Ich las mir die Stellenanzeige durch und war sofort interessiert. Das Angebot für ein Praktikum bei der BAR deckte alle meine Wunschtätigkeiten ab: Texte verfassen, kreative Social-Media-Strategien entwickeln und die Sachverhalte, die ich in der Uni theoretisch kennengelernt hatte, in die Praxis umsetzen. Ich bewarb mich sofort und keine 36 Stunden später hatte ich den Job.
Das erste Kennenlernen und die ersten Einarbeitungsschritte haben mir sofort das Gefühl gegeben, dass ich Einblicke ins Arbeitsleben erlangen würde, die über die Aufgaben eines Baristas hinausgehen. Mich begrüßte ein freundliches Team, ich hatte keine Sekunde das Gefühl, allein gelassen zu werden oder überfordert zu sein, auch wenn zunächst wirklich viele neue Informationen auf mich zukamen. Das Aufgabenspektrum, das mir in Aussicht gestellt worden ist, überstieg meine Erwartungen.
Und nun?
Ich freue mich, an das Praktikum bei der BAR anfangen zu dürfen. Bereits in den ersten Tagen durfte ich mir meine Wunschweiterbildung aussuchen. Mein neues Wissen wird sich aber nicht nur auf einen vollgekritzelten Notizblock beschränken, den ich in einigen Wochen der örtlichen Altpapierabfuhr übergeben werde. Der Kurs basiert in weiten Teilen auf dem Gamification-Ansatz, weswegen ich mich umso mehr auf diesen freue, da ich mich für diesen bereits begeistern konnte. Neu erlerntes soll unmittelbar im Rahmen des Praktikums ein- und umgesetzt werden und in Kompetenzen übergehen, die mir letztlich als hilfreiche Qualifikationen für den Arbeitsmarkt dienen werden. So hoffe ich eines Tages meinen Beitrag zur Digitalisierung deutscher Bildungseinrichtungen und/oder Unternehmen leisten zu können. Die Mischung aus Präsenz- und Home-Office-Zeiten ist ebenso angenehm. Einerseits kann man sich regelmäßig begegnen und ein Team-Gefühl entwickeln, andererseits kann ich an drei Tagen die Woche ausschlafen und die Pendlerzeit in meine Aufgaben und Projekte investieren. Rundum eine gelungene Mischung, die Freude auf mehr macht!
Autorin
Maria Valdman
Praktikantin eLearning und Marketing
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