Blogreihe: Digitale Bildung in Deutschland / Teil 3: Digitalisierung in der Schule

Vor allem vor dem Hintergrund der Corona Pandemie hat das Thema Digitalisierung in den letzten Jahren immer mehr Fahrt aufgenommen. Mit dem DigitalPakt Schule pumpen Bund und Länder aktuell hohe Investitionen in die digitale Bildungsinfrastruktur. Dabei steht nicht nur der Internetausbau in den Schulen, sondern auch die Beschaffung und Einrichtung von digitalen Medien im Vordergrund. Zuletzt müssen die Lehrkräfte noch die entsprechende Kompetenz entwickeln, digitale Medien zu nutzen und in ihrem Unterricht einzubinden. Ein Mamut-Projekt, das nicht mal eben in ein paar Monaten abgeschlossen sein wird. Was wir uns jedoch alle fragen ist, wie weit wir mit diesen Investitionen bereits gekommen sind und wo aktuell noch Hürden bzw. Verbesserungsbedarfe bestehen. Genau darum geht es in diesem Artikel.

Wie weit sind Deutschlands Schulen in Sachen Digitalisierung?

Die Digitalisierung der Bildung ist keine Angelegenheit des Bundes. Jedes Bundesland, ja sogar jede einzelne Schule ist selbst dafür verantwortlich, die Digitalisierung voranzutreiben. Glücklich schätzen können sich zu diesem Zeitpunkt alle Schulen, die bereits vor der Corona-Krise digitale Infrastruktur implementiert sowie digitales Lernen im pädagogischen Prozess eingesetzt haben. Hier zeigt sich, wie wichtig der zeitliche Vorsprung ist. Dort, wo bereits eine digitale Infrastruktur existiert, können auch viel schneller digitale Lernprozesse initiiert werden. Die Realität zeigt aber, dass viele Schulen noch nicht mal die digitale Infrastruktur besitzen, die für den Ausbau von digitalen Lernprozessen zwingend notwendig ist. Wie kann man da erwarten, dass digitales Lernen ohne Hürden durchgeführt werden kann? Dass Fördermittel vom Bund bereitgestellt werden heißt also nicht, dass es schnell zu einer Digitalisierung der Schulen in Deutschland kommen wird. Nicht nur der Ausbau der IT-Infrastruktur, sondern auch die Implementierung von entsprechenden Tools und die Schulung der Lehrkräfte kann sich über Jahre hinziehen. Je früher Schulen mit den ersten Schritten der Digitalisierung (bzw. der Vorbereitung) begonnen haben, desto besser. Diese Schulen stehen aktuell bereits ganz gut da –  davon gibt es auch nicht wenige in Deutschland. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Schulen, die erst ganz am Anfang der Digitalisierung stehen.

Grafik zu den Handlungsfeldern des DigitalPaktes
Rote Uhr mit blauem Zeiger auf 12:20Uhr

"Digitalisierung von Schule braucht Zeit. Es ist kein Sprint, sondern ein Marathon."

Wie verändert die Digitalisierung den Schulalltag für Schüler und Schülerinnen?

Posts, Stories, Videos und digitaler Austausch. Das alles ist nichts neues für Schüler und Schülerinnen in Deutschland. Sie sind damit aufgewachsen und beschäftigen sich in ihrer Freizeit viele Stunden damit. Digitalisierungsprozesse sind aus ihrer Sicht also selbstverständlich und es wird eher negativ aufgenommen, wenn diese noch nicht initiiert wurden bzw. nur schleppend voran gehen. Aus Sicht der Schüler und Schülerinnen geht es also nicht darum, sich in etwas „neues“ einzuarbeiten. Vielmehr haben sie die Erwartung an Unterricht, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausgeschöpft werden. Nicht funktionierendes Internet, zu wenige Devices und technische Probleme (z.B. bei Videokonferenzen) nerven Schüler und Schülerinnen einfach nur noch. Sie sehen in Ihrem privaten Umfeld, dass Digitalisierung viele Vorteile mit sich bringt und das Leben erleichtert. Ist das im Kontext der Schule nicht so, macht sich oft Frustration breit. Die große Herausforderung besteht demnach darin, diese Erwartungen der Schüler und Schülerinnen zu befriedigen, um keine Frustration entstehen zu lassen.

Social Media Manager Advanced Weiterbildung

Wie verändert die Digitalisierung den Schulalltag für Lehrer und Lehrerinnen?

Anders sieht es bei den Lehrern und Lehrerinnen aus. In der Regel sind sie zwar auch in ihrem Privatleben digitalisiert, jedoch ist diese Entwicklung noch nicht in Ihrem Arbeitskontext angekommen. Warum ist das so? Es gibt viele digitale Tools, die den Arbeitsalltag von Lehrenden immens erleichtern. Diese werden in der Regel als nützlich angesehen, da sie nur wenig Einarbeitung und gleichzeitig viel Zeitersparnis bedeuten. 

Sobald jedoch Digitalisierungsprozesse dazukommen, die zeitintensiv sind, schrecken viele Lehrende vor einer Weiterentwicklung zurück. Warum etwas verändern, wenn es doch aktuell gut läuft? Vor allem die Implementierung von digitalen Lernprozessen ist ein Prozess, der nicht in ein paar Wochen oder Monaten abgeschlossen ist. Es erfordert viel Zeit, in denen sich die Lehrenden in verschiedene Tools und in die Prinzipien der Mediendidaktik einarbeiten und digitale Lernkonzepte für Ihre Fächer entwickeln müssen. Ist dieser Prozess erst einmal angestoßen, braucht man sehr viel Ausdauer, um sie bis zum Schluss durchzuziehen. Viele Lehrende haben wir auf diesem Weg bereits wieder verloren. Sobald nicht mehr die „Notwendigkeit“ herrschte, digitales Lernen umzusetzen, gingen viele Lehrende wieder in Ihren Status Quo zurück. Immerhin lief es die letzten Jahre doch super damit. Genau das ist jedoch der falsche Weg.

An welchen Stellen bemerkt man Digitalisierung in Schule und welche Vorteile bringt es mit sich?

GIF Computer mit Diagramm

Organisation

Schule besteht nicht nur als Lehre. Neben dem Unterricht gibt es für Lehrende noch viele weitere Aufgaben organisatorischer Natur. Wir stellen zwei Bereiche vor, die für jede Schule von großer Bedeutung sind. Einer dieser Bereiche ist die Organisation von Lehre. Dabei geht es nicht nur um die Stundenplanung, sondern gleichzeitig auch um Raum- und Personalplanung. Die Organisation der Lehre kann je nach Schulgröße sehr komplex werden, sodass eine Unterstützung mit digitalen Tools unerlässlich ist und sehr viel Zeit und Mühen einspart.

Stundenplan

Es gibt Software, die nach den eigenen Vorgaben vollautomatisch Stundenpläne erstellt. Mithilfe eines Algorithmus werden bei den meisten Softwares verschiedene Optionen vorgestellt, die man auch noch bei Bedarf anpassen kann. Grundlage dafür sind die individuellen Daten (wie z.B. die Anzahl an Lehrkräfte, Räume, etc.).

Vertretungsplanung und digitales Vertretungsboard 

Da wo Lehre durchgeführt wird, kommt es aufgrund von Krankheit oder anderen Ausfällen auch mal zu Vertretungen. Auch hier können die gleichen digitale Tools für die Stundenplanung Abhilfe schaffen. Hat man erstmal seine gesamte Planung digitalisiert, kann man auch Vertretungen einfacher organisieren. Das System weiß ja ganz genau, welche Lehrkraft zu welcher Zeit in seiner Stundenplanung noch freie Kapazitäten hat oder welche Aushilfskraft kurzfristig verfügbar ist. Man stelle sich vor, man müsste alles das ohne die Hilfe von digitalen Tools organisieren.

Nicht nur für Lehrende ist ein solches digitales Tool Gold wert. Auch für Schüler und Schülerinnen ergeben sich so viele Vorteile. Vor den Zeiten digitaler Tools wurden Vertretungsaushänge in Papierform an ausgewählten Stellen in der Schule platziert. Die Schüler und Schülerinnen sammelten sich um 7:55Uhr zunächst in Massen vor dem Board, um zu checken, ob (aus Ihrer Sicht) glücklicherweise Stunden ausfallen. In Zeiten von Corona ein absolutes Horror-Szenario. Schlimmstenfalls sieht man vor Ort, dass die ersten beiden Unterrichtsstunden ausfallen und dass man noch 2 Stunden länger hätte schlafen können, wenn man diese Information irgendwie früher bekommen hätte. In Zeiten der Digitalisierung sollte dies jedoch der Vergangenheit angehören. Denn nun gibt es digitale Vertretungsboards, die sich jeder Schüler bzw. jede Schülerin ganz bequem von zuhause aus anschauen kann.

Sprechblase mit einer Ideenglühbirne

Unterrichtsgestaltung

Neben der Organisation sollte natürlich auch die Lehre Gegenstand von Digitalisierungsprozessen sein. Im Gegensatz zu der Organisation ist hier jedoch für die Lehrenden nicht direkt ersichtlich, dass es sich um eine Zeit- und Arbeitsersparnis handelt. Ganz im Gegenteil. Viele Lehrende haben das Gefühl, digitale Lehre ist eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Und ja: das ist aus der Erfahrung in den Anfängen auch zutreffend! Setzt man jedoch einmal ein mediendidaktisches Konzept auf und erstellt entsprechende digitale Lernszenarien, kann man diese für alle seine kommenden Klassen übernehmen. In der Regel sind Lerninhalte in der Schule nämlich sehr statisch und wiederholen sich für Lehrende Jahr für Jahr bzw. in regelmäßigen Abständen. Und genau diese Voraussetzung ist perfekt für die Implementierung von Online-Lernprozessen! Die Implementierung von Online-Lernprozessen dauert also seine Zeit. Bei sich wiederholenden Lerneinheiten (was vor allem auf die Schule zutrifft) zahlt sich diese Mühe jedoch langfristig aus. Unser Tipp deshalb: Geben Sie nicht so früh auf, die Mühen lohnen sich langfristig gesehen!

Gehen wir beispielhaft auf ein ganz klassisches Lernmedium ein, das viele Schulen auch schon „einsetzen“: Lernmanagementsysteme wie Moodle.

Lernmanagementsysteme

Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine PowerPoint Präsentation erstellen. Eine Person, die weiß mit dem Tool PowerPoint umzugehen, braucht sicherlich weniger Zeit, eine Präsentation zu erstellen, als jemand, der das System zum ersten Mal nutzt. Zudem weiß diese Person, welche Funktionen und Möglichkeiten das Tool bereitstellt und kann so das Potential des Tools voll ausschöpfen. Jemand, der das Tool bisher nicht kennt, hält sich zunächst einmal mit den Basics auf. Das Ergebnis unterscheidet sich bei den beiden Personen gravierend: Die eine Präsentation sieht sehr gut aus, die andere ist eher zweckmäßig. Genauso verhält es sich auch mit Lernmanagementsystemen.

Das Problem besteht darin, dass zu wenige Lehrende das Potential von Lernmanagementsystemen kennen. Sie halten sich mit Basics auf, die jedoch für den Aufbau von effektiven digitalen Lernmethoden nicht ausreichen. Es entsteht Frustration, auf beiden Seiten. Der Lehrende hat versucht, sich selbst so gut wie möglich in das Tool einzuarbeiten und ist enttäuscht über das Ergebnis und über die Reaktion der Schüler und Schülerinnen. Die Schüler und Schülerinnen wiederum sind enttäuscht über die Umsetzung. Das, was ursprünglich „gut gemeint“ war, geht auf voller Linie nach hinten los. Aber wie kann man digitales Lernen dann effektiv in seinen eigenen Unterricht integrieren? Hier unsere Tipps!

 

Zwei schematische rote Männchen, die einander aufhelfen

Tipp 1: Holen Sie sich Hilfe von Experten

Der erste Schritt besteht darin einzusehen, dass man selbst an seine eigenen Grenzen stößt. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben zwar schon erste Erfahrungen mit Lernmanagementsystemen gesammelt, beispielsweise während Ihrer Ausbildung an der Universität. Die Erfahrungen können jedoch sehr unterschiedlich sein. In der Regel sind sie nicht ausreichend, um selbst effektive Online-Lehre zu planen und umzusetzen. Denn es gibt auch im universitären Kontext viel zu wenige gute Beispiele. Viele Lehrerinnen und Lehrer versuchen dann auch, sich selbst mit einem Lernmanagementsystem auseinanderzusetzen. Lernmanagementsysteme wie Moodle sind jedoch so komplex, dann Anfänger in der Regel keinen guten Zugang dazu finden. Wir empfehlen deshalb dringend: Holen Sie sich Hilfe von Experten, die Ihnen einen Überblick darüber geben, wie Sie Lernmanagementsysteme für sich nutzen können. Neben dem technischen Know-How gibt es nämlich in didaktischer Hinsicht noch vieles zu berücksichtigen, das man in seinem Studium in der Regel nicht gelernt hat (vor allem dann, wenn das Studium schon Jahre her ist). Zudem gibt es je nach Fach unterschiedliche Herangehensweisen, wie man digitales Lernen umsetzen kann.

Rotes schematisches Männchen, das eine Treppe hoch geht

Tipp 2: Machen Sie kleine Schritte

Oftmals möchte man als Lehrer bzw. Lehrerin so viel wie möglich in kürzester Zeit. Das ist jedoch der größte Fehler, den man machen kann. Machen Sie kleine Schritte und implementieren Sie Schritt für Schritt erste digitale Lerneinheiten in ihren Präsenzunterricht. Das Ziel besteht ja nicht darin, Präsenzunterricht durch digitale Lerneinheiten zu ersetzen. Vielmehr sollte man die Vorteile des Präsenzunterrichts und des Online-Lernens miteinander verbinden. Reflektieren Sie, an welcher Stelle Sie mit Präsenzmethoden an ihre Grenzen stoßen und überlegen Sie sich, ob es bessere digitale Möglichkeiten gibt. Um klein anzufangen, kann man beispielsweise digitale Tools im Präsenzunterricht einführen und nutzen. Sind ein gewisses Wissen und erste Erfahrungen der Schüler und SchülerInnen vorhanden, können beispielsweise Hausaufgaben digital gestaltet werden. In einem letzten Schritt kann man ganze digitale Lerneinheiten aufsetzen, die als punktueller Ersatz zum Präsenzunterricht eingesetzt werden können.

Unser Fazit

Die Digitalisierung an Schulen ist nicht mal “eben so” getan. Es gibt viele Herausforderungen, der sich vor allem Lehrerinnen und Lehrer stellen müssen. Wichtig ist: Alt bewährte (Präsenz-) Lehrmethoden sollen durch digitale Lehrmethoden nicht verschwinden. Vielmehr sollen die Vorteile von Präsenz-  und Online-Lernen sinnvoll miteinander kombiniert werden. Wir befinden uns in Deutschland auf einen guten Weg. Der Marathon hat jedoch gerade erst begonnen. Was wir in den nächsten Monaten und Jahren brauchen ist Durchhaltevermögen. 

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