Die Krux mit den Abschlussprüfungen – Warum Tests gegen Projektarbeiten schlecht abschneiden

Prüfungen – da sind wir uns alle sicher- macht niemand gern. Für die, die geprüft werden, bedeuten sie immer Aufregung, da man eine bestimmte Leistung abrufen muss. Und für die Prüfer*innen heißt das immer: Mehrarbeit und Notengebung. Wozu also braucht man Prüfungen? Grob gesagt: Um zu zeigen, dass man etwas kann. Sei es, dass man gelernt hat, ein Automobil zu fahren bei der Führerscheinprüfung, dem Abitur, dass man bestimmte Inhalte kann oder eben auch bei beruflichen Abschlüssen. Die Weiterbildungen, die mit einem Zertifikat abschließen, haben immer eine Prüfung am Ende. So auch unsere Weiterbildungen, die wir gemeinsam mit unseren Bildungspartnern umsetzen. Nun stellt sich die Frage, wie man Prüfungen umsetzen kann und warum Tests nicht immer die beste Prüfungslösung sind

Zertifikate brauchen einen Lernnachweis

Nun hat man sich für eine Weiterbildung entschieden, sich über einen bestimmten Zeitraum mit einem Thema beschäftigt und am Ende soll man dann auch noch eine Prüfung machen. Muss das denn sein? Reicht es in der Erwachsenenbildung nicht, für sich zu lernen? Die Frage ist absolut berechtigt. Man lernt ja für sich selbst, hat sich diese Weiterbildung ausgesucht, niemand zwingt einen, meist hat man sie sogar selbst bezahlt. Warum also Tests? Klassisch haben Tests zwei Funktionen:

Lernstandskontrolle

Tests prüfen, ob die Inhalte auch wirklich erlernt wurden. Eine Weiterbildung absolviert zu haben, heißt nämlich nicht automatisch, dass man dort etwas mitgenommen hat. Schlimmstenfalls war man nur körperlich anwesend, hat aber von den Inhalten nichts behalten. Fatal, wenn man sie später umsetzen soll. Um also nachzuhalten, dass auch etwas von den Inhalten hängen geblieben ist, sind Tests hervorragend geeignet. Man muss die Inhalte abrufen können. Sei es in schriftlichen oder mündlichen Tests. Die Lernstandskontrolle hat also etwas damit zu tun, dass die Inhalte auch wirklich internalisiert sind.

Vergleichbarkeit

Vor allem die Lernenden vergessen häufig, dass Weiterbildungen auch für die Unternehmen einen Wert haben. Sie erkennen daran, dass Mitarbeiter*innen oder Bewerber*innen sich mit einem Thema beschäftigt haben. Anhand der Noten können sie jedoch Schlüsse darüber ziehen, wie gut die Inhalte auch wirklich gelernt wurden. Durch die Noten werden die Leistungen untereinander vergleichbar. Man geht davon aus, dass jemand mit einer sehr guten Abschlussnote, die Inhalte besser beherrscht als jemand mit einer schlechteren Bewertung. Das kann dann ein Kriterium für eine Stellenbesetzung sein.

Tests haben also nicht nur damit etwas zu tun, dass sie das Gelernte „sichtbar“ machen sollen, sie ermöglichen es auch, die Lernenden miteinander zu vergleichen.

Vor- und Nachteile traditioneller Tests

Die meisten verbinden mit Tests negative Erfahrungen, die häufig aus der Schulzeit stammen. Ob angekündigte Tests oder unerwartete, ob Multiple-Choice oder Klausuren, es gibt kaum Menschen, denen solche Prüfungssituationen nicht Stress bereitet haben. Lernstress im Vorfeld und Leistungsdruck währenddessen. Sowohl an Schulen als auch an den Hochschulen sind Testverfahren traditionelle Methoden, um die Lernziele zu überprüfen. Die Vorteile traditioneller Testverfahren liegen auf der Hand:

Die Vorteile sind überwiegend auf den Seiten der Prüfer*innen zu verorten. Für die Prüflinge überwiegen jedoch die Nachteile:

Eine plausible Kritik an traditionellen Tests ist, dass es dabei immer um „auswendig“ Gelerntes geht, ein wirkliches Verstehen oder Übertragen in die Praxis jedoch in diesen Verfahren nicht erhoben wird. Auswendig Gelerntes hat jedoch den großen Nachteil, dass die Inhalte nicht verknüpft sind und daher schnell vergessen werden. Gerade in der Erwachsenenbildung spielt die Übertragung in die Praxis aber eine große Rolle. Es geht nicht um den Aufbau eines Basis-Wissens (wie zum Beispiel in der Schule), sondern um spezielle Kenntnisse, die im Berufsalltag umgesetzt werden müssen. Traditionelle Testverfahren sind hier nicht wirklich gut geeignet, wenn es um die Übersetzung der Lerninhalte in die Praxis geht.

Das ist nicht nur in der beruflichen Weiterbildung ein großes Thema. Auch die Hochschulen beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Praxisumsetzung des Gelernten, haben daraufhin den Begriff der Kompetenzen als Lernziele geprägt und versuchen handlungsorientierte Prüfungen stärker umzusetzen. Die Frage ist jedoch, wie das jedoch funktionieren kann, wenn man Lerninhalte in einer Institution lernt, die Umsetzung aber erst in der Praxis stattfindet. Man müsste die Lernenden später am Arbeitsplatz begleiten und dort prüfen, ob das Gelernte auch wirklich umgesetzt wird. Das wäre die sinnvollste Methode. Das ist aber natürlich nur in Ausnahmen zu realisieren. Man behilft sich bei den kompetenzorientierten Prüfungen also Modellen und Planungen. Nach dem Motto „Stellen Sie sich die Praxissituation A vor, wie würden Sie handeln?“.

 

Tests können überfordern
Prüfungen bleiben für die meisten eine Belastung, denn es verursacht Stress, Gelerntes auf Abruf wiedergeben und in neue Szenarien übertragen zu können.

Kompetenz- und handlungsorientierte Testverfahren

Auch wir haben es in der Erwachsenenbildung mit diesen Rahmenbedingungen zu tun und uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir die Inhalte unserer Weiterbildungen sinnvoll prüfen können. Uns war schnell klar, dass Abschlusstests nicht der richtige Weg für uns und unsere Teilnehmenden sind. Aber auch wir können unsere Teilnehmenden nicht in ihren beruflichen Alltag begleiten, um zu schauen, ob sie die bei uns gelernten Inhalte praktisch umsetzen können. Wie sieht also eine Lösung aus, wenn wir handlungsorientiert und nachhaltig Kompetenzen prüfen wollen? Unser Testverfahren besteht aus zwei Ebenen:

Schriftlich: Die Facharbeit

Im Rahmen unserer Weiterbildungen werden wöchentlich neue Themen erarbeitet. Die Teilnehmenden verfassen also auch wöchentlich Teile eines schriftlichen Tests. Das ist ein Kapitel einer Gesamtarbeit. In dieser Arbeit planen sie die Unternehmensumsetzung des Themas, das sie grad lernen. Sei es eine Social-Media-Strategie im Social Media Manager (IHK) Lehrgang, die Planung der Überarbeitung oder Neuentwicklung eines Online-Shops im eCommerce Manager (IHK) etc. Sie zeigen also Schritt-für-Schritt, wie sie die erlernten Inhalte in die Praxis umsetzen würden. Natürlich ist das alles nicht „live“, sondern eine Planungssituation, aber so kann man gut erkennen, ob die Inhalte praktisch übersetzt werden können und ggf. im Feedback Hilfestellungen geben. Die Facharbeit wird in der Weiterbildung vorbereit und muss am Ende noch ergänzt und zusammengefügt werden. Das hat zwei Vorteile: man hat am Ende nicht so viel Arbeitsstress, wie bei klassischen Abschlusstests, die immer einen hohen Arbeits- bzw. Lernaufwand zum Ende der Weiterbildungen einplanen. Zweitens: die Facharbeit ist eine Planung für die eigene Praxis. Man kann sie also nach der Weiterbildung eins-zu-eins umsetzen. Man hat also nicht nur für einen Abschluss etwas geschrieben, sondern ein Planungsmodell, dass man in den beruflichen Alltag integrieren kann.

Mündlich: Die Präsentation der Facharbeit

Nun reicht das rein Schriftliche nicht aus, um zu schauen, ob jemand die Essenzen der Inhalte wirklich versteht. Daher hat sich ein ergänzender mündlicher Part bewährt. Klassisch wird dieser Part häufig im Rahmen von mündlichen Prüfungen umgesetzt, in denen die Prüflinge Fragen der Prüfer*innen beantworten. Wir gehen hier ein wenig anders vor: im Rahmen einer 10-minütigen Präsentation stellen die Lernenden die wichtigsten Elemente ihrer Facharbeit vor. So sieht man, ob sie in der Lage sind, die wichtigsten Elemente herauszuarbeiten, oder sich in Nebensächlichkeiten verlieren. Nach der Präsentation der Facharbeit werden Fragen dazu beantwortet. Hier hat man die Möglichkeit nachzuhaken, ob Inhalte verstanden wurden. So ergänzt der mündliche Part die schriftliche Arbeit und bereitet die Lernenden auf eine Präsentation im Unternehmen vor. Die meisten Absolvent*innen müssen ihre Strategie nämlich im Anschluss an die Weiterbildung häufig im Unternehmen vorstellen. Die mündliche Präsentation hat nicht nur einen Sinn als Bestandteil der Weiterbildung, sondern bereitet die berufliche Praxis vor. Ein weiterer positiver Effekt ist die Umsetzung der Präsentation im Plenum. Also nicht nur vor Prüfer*innen, sondern vor der gesamten Lerngruppe. Die Bandbreite der Fragen ist größer und die Lerngruppe lernt verschiede Strategien und deren Präsentation kennen und zu analysieren. Das ist ein sehr bereichernder Aspekt für die Lernenden, nicht nur die eigene Lösung zu kennen, sondern auch andere Lösungswege kennen zu lernen.

Im Vergleich zu traditionellen Tests (Multiple-Choice oder Klausuren) haben unsere Testverfahren die Vorteile, dass sie eine Umsetzungsebene in die Praxis berücksichtigen, individuelles Feedback enthalten und eine Übertragung der Lerninhalte auf verschiedenen Ebenen (mündlich und schriftlich) stattfindet. Das hat zwar immer noch nicht die Qualität, die erworbenen Kompetenzen in der wirklichen Arbeitspraxis zu überprüfen, aber ist sicherlich ein guter Kompromiss.

Fazit - Tests oder Projektarbeiten?

Prüfungen bleiben für die meisten eine Belastung, denn es verursacht Stress, Gelerntes auf Abruf wiedergeben und in neue Szenarien übertragen zu können. Dabei ist es ganz normal, dass man vor Prüfungen aufgeregt ist. Sie sind jedoch wichtig, um Gelerntes überprüfbar und -für die Arbeitgeber*innen oder Auftraggeber*innen- vergleichbar zu machen. Prüfungen haben also eine wichtige Funktion in der Bildung. Die Krux daran ist jedoch, dass im Rahmen von beruflicher Bildung das neu Erlernte eigentlich am Arbeitsplatz überprüfen müsste, denn erst da kann man feststellen, dass jemand die Lerninhalte auch in den beruflichen Alltag übertragen kann. Das ist natürlich in der Realität nicht umsetzbar, daher behilft man sich häufig kompetenzorientierter Prüfungsformen, die eine Übertragungsebene in die Praxis haben.

Auch wir arbeiten mit solchen Prüfungsformen, bei uns heißen sie Facharbeiten. Sie sind anstrengend, haben allerdings den Vorteil, dass man das Erlernte sofort auf sein eigenes Praxisbeispiel überträgt, dazu Feedback bekommt und diese geplante Übertragung später mit in den Beruf mitnehmen kann. In der mündlichen Prüfung stellt man dann die Kernessenzen seiner Planung vor und lernt so, sich zu fokussieren.

Test vs. Facharbeit
Die Facharbeit als Abschlussprüfung bietet den Vorteil, dass sie eine Umsetzungsebene in die Praxis berücksichtigt. Ein Punkt, der bei traditionellen Tests oft nicht gegeben ist.

Das ist natürlich nur eine Möglichkeit, mit Prüfungen praxis- und handlungsorientiert umzugehen. Wenn Sie andere Wege gehen oder Rückfragen zu unserer Umsetzung haben, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf!

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