Social Media für Radiosender – Was man aus dem Libanon lernen kann
Platz 1 und 2 der Radiosender mit den meisten Likes auf Facebook kommen beide aus dem Libanon. Von ihrer Arbeit kann man so einiges lernen, wie Social Media für Radiosender eine große Reichweite generieren kann, dabei aber nicht unbedingt die Nutzer zum Zuhören bringt.
Die sozialen Medien stellen für die etablierten Medien wie Zeitungen, Fernsehen oder Radio eine enorme Herausforderung dar. Einerseits bekommen sie durch Medienunternehmen wie beispielsweise BuzzFeed neue Konkurrenz, die nur im Internet tätig ist. Zudem hat sich diese Konkurrenz auch noch auf die Verbreitung ihrer Inhalte mittels Social Media spezialisiert. Radiosender müssen sich mit Podcasts und Musikstreamingdiensten messen. Andererseits bieten die sozialen Medien ihnen ganz neue Möglichkeiten, ihre Inhalte zu verbreiten und eine große Gruppe von Menschen zu erreichen.
Das richtige Vorgehen
Im Unterschied zu den neuen Medienunternehmen besitzen die etablierten Medienunternehmen jedoch noch einen zweiten, ursprünglichen Kanal, über den sie ihre Inhalte verbreiten. Daher müssen sie einen Spagat zwischen den beiden Publikationsplattformen wagen. Dabei ist es für die Radiosender besonders wichtig, die Social Media Kanäle als ebenbürtige Plattform anzusehen. Denn hier können teilweise sogar mehr Leute erreicht werden, als über den normalen Verbreitungsweg. Zwei gute Beispiele dafür lassen sich in Vorderasien am Mittelmeer finden.
Maximale Reichweite
Radio One Lebanon hat 11,7 Millionen Likes auf Facebook, Virgin Radio Lebanon sogar fast 14 Millionen. Im Libanon selber leben nur knapp 6 Millionen Einwohner. Wie haben es die Radiosender geschafft, so viele Menschen zu erreichen? Zunächst einmal haben sie begriffen, welches Potential in Social Media steckt. Sie posten regelmäßig Content und sehen Social Media nicht bloß als “Zuspielmedium” für ihr eigentliches Programm an. Einige Medienunternehmen begehen den Fehler und nutzen Social Media primär, um auf ihr lineares Programm zu teasen. Das ist jedoch problematisch, denn die sozialen Medien sind alles andere als linear. Beiträge können viel später angezeigt werden oder sogar erst am nächsten Tag im Neuigkeiten-Feed der Nutzer auftauchen. Was nutzt das Hinweisen auf einen Programminhalt, wenn dieser gar nicht mehr wahrgenommen werden kann?
Perfekte Inhalte für das Medium
Radio One Lebanon und Virgin Radio Lebanon posten oft Beiträge, die für viele Menschen interessant sein können. Sie posten immer in englischer Sprache und oft lustige Beiträge, mit dessen Inhalt sich eine große Gruppe von Menschen identifizieren kann. Diese Beiträge werden häufig kommentiert, ernten einige Reaktionen und tauchen so auch häufig in den Neuigkeiten-Feeds der Nutzer auf.
Eine zu große Zielgruppe?
Doch an ihrer Social Media Arbeit kann man auch einiges kritisieren. Da sie sich nicht auf eine bestimmte Zielgruppe fokussieren, ist die Bindung der Nutzer an die Seite eher gering. Viele Nutzer der Seite von Virgin Radio Lebanon entliken wieder. Außerdem werden viele Nutzer die Seite nicht liken, weil sie den Radiosender mögen oder hören, sondern nur weil ihnen die Beiträge gefallen. Bereits 2014 wies ein Zeitungsartikel daraufhin, dass viele Nutzer gar nicht bemerken, dass sich hinter der Seite ein Radiosender verbirgt. Sie wissen nicht, was sie da überhaupt liken. Auch kann man den Sender und sein Programm nicht bewerten, wie es beispielsweise viele Nutzer bei dem NRW-Sender 1Live machen. Natürlich werden auch einige Nutzer über Social Media auf den Radiosender aufmerksam und klicken vielleicht mal den Webstream an. Da die Werbung auf dem Sender jedoch noch auf arabisch ist, kann die Reichweite nicht sonderlich groß sein.
Social Media für Radiosender: Eine Große Chance
Sollten sich also Radiosender oder andere Medienanbieter an diesen Sendern orientieren? Das kommt darauf an, was sie erreichen wollen. Eine große Reichweite hilft dabei, seine Inhalte durch eine zweite Plattform zu verbreiten. Die Sender verlinken die eigene Website und schalten auch über Social Media Werbung. So können sie auch diese Arbeit monetarisieren. Möchte man jedoch die Nutzer eher auf seinen Sender aufmerksam machen und sie zum zuhören motivieren, sollte man seine Social Media Arbeit mehr auf seine Zielgruppe ausrichten. Wichtig ist es, die geeignete, individuelle Social Media Strategie zu entwickeln.
Dieser Artikel wurde von Lennart Rettler, Praktikant bei der Business Academy Ruhr von April bis Juni 2018, verfasst.
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