Umgang mit KI als Bildungsträger – Die Frage nach der Eigenleistung und die Ausweisung der Quellen

Das Thema Künstliche Intelligenz (abgekürzt KI) ist heute in aller Munde. ChatGPT ist eine der bekanntesten KI-Anwendungen, aber die Bandbreite ist natürlich deutlich größer und wächst stetig. BERT oder Transformer XL sind zum Beispiel Alternativen. Auch die Anwendungen von KI-Technologien sind vielfältig. Vom Gesundheitswesen (in der Auswertung von großen Daten in der Diagnose) über Kundenbetreuung (über Chatbots) oder im künstlerischen Bereich (Musik-Kompositionen und Bilder). Für das Bildungswesen ergeben sich zwar durch KI-Technologien spannende Anwendungen, aber genauso auch Herausforderungen, wie beim Umgang mit Quellen. Im nachfolgenden Beitrag wollen wir aufzeigen, wie wir als digital agierender Bildungsträger mit dem Thema umgehen.

Einsatzfelder der KI in der Bildung

Im Bildungsbereich fallen den meisten zunächst die Risiken ein, die mit KI-Systemen verbunden sind. Vor allem der Umgang mit Quellen stellt eine große Herausforderung dar. Dazu aber später mehr. Die Chancen, die mit KI-Anwendungen in der Bildung verbunden sind, werden jedoch häufig vernachlässigt, was schade ist, denn Künstliche Intelligenz hat durchaus das Potential den Bildungssektor sinnvoll zu unterstützten. Wie bei anderen Innovationen auch, hat die Medaille jedoch zwei Seiten: Chancen und Risiken. Zunächst schauen wir uns jedoch an, welche Aspekte im Bildungssektor sich für den KI-Einsatz anbieten.

KI im Bereich „Sprache und Barrierefreiheit“

Zahlreiche Bildungsangebote sind (bisher) Menschen vorbehalten, die der Sprache mächtig sind, in der das Angebot umgesetzt wird. Übersetzungen sind aufwendig und kostspielig, daher auch eher selten. Künstliche Intelligenz ermöglicht es jedoch, Sprache (simultan) zu übersetzen. Bei Texten ist das schon lange kein Problem mehr, durch KI-Anwendungen kann jedoch auch simultan übersetzt werden. Das ist für alle Präsenzveranstaltungen spannend, genauso aber auch für Webinare. Stellt man sich vor, wie groß der Schulungsbedarf in Zeiten des Fachkräftemangels ist, wird das Potential für KI als Sprachhelfer oder auch für einen Barrierefreien Zugang für Menschen mit Beeinträchtigung nachvollziehbar.

KI in der Betreuung und Bewertung

Neben Unterstützung bei der Entwicklung von Lerninhalten, ist die Betreuung und Benotung ein großer Bestandteil des Lehrenden-Berufs. Auch hier kann KI gut unterstützen. Bei der Betreuung im eLearning ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz möglich. Hier funktioniert das ähnlich wie man es zum Beispiel in vielen Online-Shops kennt. Es sind Chatbots im Einsatz, die eine individuelle Grundbetreuung ermöglichen. Wird es zu komplex, müssen natürlich die Lehrenden eingreifen. Ähnlich auch bei der Bewertung. KI-Anwendungen eigenen sich sehr gut dazu, große Datenmengen zu analysieren. Sie können also sehr gut bei Klausuren, Texten oder auch Testergebnissen eingesetzt werden. Auch hier natürlich nur unterstützend eine Vornote generieren und den Lehrenden so Arbeit abnehmen.

Künstliche Intelligenz

KI im Einsatz der Datenanalyse

Künstliche Intelligenz hat seine Stärken vor allem in der schnellen Analyse großer Datenmengen. Diese Funktion hat in der Bildung mehrere Ebenen. Zum einen in der Bewertung, zum anderen aber auch in der Aufarbeitung von Lernmaterial und im Qualitätsmanagement. Die Erstellung und Aktualisierung von Lernmaterial hängt immer mit der Informationsrecherche und dem Einbinden von Neuerungen in die bestehenden Lernmaterialien zu tun. Lehrende bauen Neuentwicklungen und Aktualisierungen in ihren Arbeitsalltag ein. Das sind jedoch immer sehr zeitintensive Arbeitsphasen. Hier kann Künstliche Intelligenz effektiv unterstützen, zum Beispiel automatisierte Neuerungen zusammenstellen. Natürlich müssen diese Informationszusammenstellungen von den Lehrkräften für die jeweiligen Lernenden aufgearbeitet werden, aber die reine Informationsrecherche könnte als Arbeitsschritt von einer KI übernommen werden. Auch im Bereich des Qualitätsmanagements kann KI effizient unterstützen, denn auch hier geht es um die Auswertung von Daten. Das können Fragebögen sein, die Teilnehmende ausfüllen, genauso aber auch Bewertungen auf Portalen. KI könnte solche Daten automatisiert auswerten und Berichte für die Weiterentwicklung von Weiterbildungen erstellen oder als Frühwarnsystem fungieren und Meldungen senden, wenn kritische Kommentare auftreten.

Zusammengefasst sind die Einsatz-Bereiche von KI-Systemen im Bildungsbereich vielfältig, überall dort, wo es um die Analyse und Aufarbeitung von Daten geht, kann KI sinnvoll eingesetzt werden. Allerdings ist es immer eine Unterstützung, nicht eine komplette Abnahme von Aufgaben.

KI in der Bildungspraxis: Prüfungen

Während bei den bisher aufgelisteten Einsatzbereichen die Perspektive der Bildungsträger im Vordergrund stand, spielt der Einsatz von KI für die Lernenden ebenso eine wichtige Rolle. Zum einen stellt sich natürlich die Frage, wie man KI sinnvoll in das Lernen integrieren kann. Beispielsweise als Vorbereitung für Prüfungen, um wichtige Inhalte zusammen zu stellen oder beim Erstellen von Texten für Hausarbeiten oder gar Abschlussarbeiten (wie im Bereich der Bachelor- oder Master-Studiengänge). Zum einen geht es um eine sinnvolle Integration von künstlicher Intelligenz in das Lernsystem als Lern-Hilfe, zum anderen um den Schutz der Prüfbarkeit von schriftlichen Leistungen.

Auch wenn künstliche Intelligenz-Systeme häufig mit Unsicherheiten einhergehen, gehört ein sinnvoller Umgang damit zum Bildungsauftrag von Schulen / Hochschulen und auch für die Erwachsenenbildung. Unlängst ist klar, dass solche Systeme immer mehr Einzug in den Alltag haben. Mehr Lebensbereiche werden durchdrungen und auch die Systeme selbst werden immer besser. Es ist also sinnvoll zu wissen, wie wir diese Systeme nutzen können. Ein Vorteil von KI liegt darin, dass auch große Datenmengen in kürzester Zeit analysiert und (neu) strukturiert werden können. So sind Systeme wie ChatGPT in der Lage Informationen aus dem Web passgenau zu Anfragen zusammen zu stellen. Wenn ich zum Beispiel wissen möchte, wie ein Staubsauger-Roboter funktioniert, muss ich nicht lang selbst recherchieren, sondern kann diese Frage in ein KI-System wie ChatGPT eingeben und dieses recherchiert für mich die Informationen und stellt sie zusammen. Eine wundervolle Hilfe, wenn es darum geht, sich schnell zu informieren. Dass diese Zusammenstellungen von Informationen durch ein KI-System sprachlich noch ausbaufähig sind und auch zu speziellen Aspekten nicht in die Tiefe gehen, ist klar. Allerdings sind den Fragen keine Grenzen gesetzt, man kann also immer weiterfragen, die Fragen also weiter spezifizieren und so immer tiefere Informationszusammenschnitte erhalten. Das spart enorm Zeit, wenn man sich in ein Thema einarbeiten möchte. Die Texte der künstlichen Intelligenz werden jedoch auch eins-zu-eins in die Arbeiten reinkopiert und nicht als Quelle ausgewiesen. Das ist immer dann gut möglich, wenn es um die Darstellung von Informationen geht. Also der klassischen Wiedergabe von Theorie- oder Fakten-Wissen.

 

Schnell stellt sich dann die Frage, ob bestimmte Prüfungsformen heutzutage noch sinnvoll sind, wenn ein Einsatz von künstlicher Intelligenz in diesen Bereich kaum nachzuvollziehen ist. Dies ist bei schriftlichen Prüfungsleistungen der Fall, die nicht „live“ erstellt, sondern außerhalb der Bildungseinrichtung erstellt werden und vor allem Informations-Wissen abfragen. An Schulen sind es Hausaufgaben, an Hochschulen Hausarbeiten oder Abschlussarbeiten (wie zum Beispiel auf dem Bachelor- oder Master-Level). Hier ist nur schwer nachzuvollziehen, ob diese schriftlichen Arbeiten von den Lernenden selbst erstellt wurden oder nicht. Kritiker*innen werden sagen, nun ja, dieses Problem ist so alt wie die Prüfungsform selbst, denn man konnte nie nachvollziehen, ob diese Arbeiten nicht von anderen Personen verfasst wurden. Traditionell hat man sich hier immer zweierlei „Hilfsmitteln“ bedient: zum einen der Unterzeichnung der Lernenden, dass sie die Arbeit selbst verfasst haben. Zum anderen waren diese Leistungen häufig verbunden mit einem mündlichen Prüfungs-Part, wo man „live“ zu den Arbeiten befragt wurde. Hat man sie nicht selbst verfasst, kam man spätestens an dieser Stelle „ins Schwimmen“. So die Theorie, denn Menschen mit Prüfungsangst, hatten bei den mündlichen Teilen immer Schwierigkeiten, auch wenn sie die schriftlichen Leistungen selbst verfasst haben.

 

Im Sektor der Erwachsenenbildung geht es nicht um Theoriewissen, sondern Themen, die später in der Praxis umgesetzt werden müssen. Hier haben sich Projektarbeiten als schriftliche Prüfungsformen verbreitet. Diese bilden zwar auch die neuen Lerninhalte ab, aber immer mit einer Übertragung in die Praxis. So ist es auch bei unseren Lehrgängen, die immer digitale Themen im Fokus haben. Man lernt etwas und in einer schriftlichen Abschlussarbeit überträgt man das Gelernte dann in die Praxis. KI-Einsatz wird da schwierig, da die künstliche Intelligenz eine Übertragung auf einen Praxisfall nicht leisten kann. Auch wollen wir in der beruflichen Bildung kein reines Theorie-Wissen schulen, sondern das berufliche Handlungsrepertoire weiterentwickeln. Die sogenannte Handlungskompetenz ausbauen. Das bedeutet, dass man das  Gelernte auch in der Veränderung der beruflichen Handlungen erkennen kann. Das ist im Bildungswesen nicht einfach, denn man müsste letztlich die Bildungsinstitution verlassen und in Praxis neben den Lernenden stehen, um nachvollziehen zu können, ob sich ihre Praxis-Handlungen verändert haben. Alles viel zu kompliziert. Also behilft man sich weiterhin schriftlicher Arbeiten, in denen die Lernenden darlegen müssen, was sie künftig anders umsetzen würden. Auch hier sind die Projektarbeiten sinnvoller Weg, Handlungskompetenz – zumindest auf einer Planungs-Ebene- abzufragen.

Künstliche Intelligenz

Schnell wird jedoch klar: zu prüfen ist keine einfache Aufgabe. Es ging immer darum, Gelerntes abzufragen und gleichzeitig festzustellen, ob dies auch „nachhaltig“ ist, also zu einer Veränderung von Handlungen führt. Die Kunst liegt also darin, Prüfungsformen zu entwickeln, die über das reine Wiedergeben der Theorie (das kann die KI viel besser und schneller) auf die Übersetzung in die Praxis abzielen. Denn Praxis ist immer neu und die Übersetzung erfordert Kreativität. Hier versagt die künstliche Intelligenz (noch).

KI in der Bildungspraxis: Quellenangaben

Neben den Prüfungen besteht die derzeitige Herausforderung für den Einsatz von KI-Systemen darin, sie als Quellen nutzen zu können, dass heißt: sauber nachvollziehbar auszuweisen. Das Problem liegt jedoch darin, dass die KI-Systeme auf Anfragen reagiert. Ähnlich wie ein Chatbot. Je nachdem, wie man die Anfrage stellt, unterscheidet sich der Antworttext, der von der künstlichen Intelligenz ausgegeben wird. Würde das KI-System die Ursprungsquellen des zusammengestellten Textes ausgewiesen, könnte man sich darauf beziehen. Das ist jedoch leider nicht der Fall. So kann man nicht nachvollziehen, woher das KI-System die Informationen hat und wie viel des Textes auf Quellen basiert. Die KI selbst als Quelle zu nennen, ist wenig sinnvoll, denn um den genauen Text nachvollziehen zu können, bräuchte man die Anfrage. Manche Bildungsinstitutionen gehen genau diesen Weg, sie schlagen vor, dass die Lernenden die Ausgangsfrage an die KI als Quelle mit angeben.

In der Business Academy Ruhr gehen wir einen anderen Weg, wir bitten die Lernenden einen Screenshot der KI-Anfrage und Antwort in den Anhang einzufügen. Diesen Weg gehen wir, weil uns nicht klar ist, inwiefern eine KI ihre Antworten nicht auch den Anfragen des Accounts anpasst. Sie lernt ja den Account immer besser kennen und einschätzen, so dass sie -ähnlich wie Google- auch die Antworten immer besser dem Account anpassen kann. So würde ein anderer Account bei der gleichen Anfrage auch eine andere Antwort erhalten können, wenn die KI die Spezifika des Accounts bereits in ihren Such-Algorithmus aufgenommen hat. Ob dieser Weg nachhaltig ist und so bestehen bleibt, wird die Praxis zeigen. Derzeit scheint es so, dass die Bildungsträger mit dieser Fragestellung Erfahrungen sammeln und Lösungen entwickeln. Es wird sich zeigen, ob sich langfristig ein standardisierter Weg des KI-Quellen-Ausweises herauskristallisieren wird.

Fazit

Künstliche Intelligenz ist zwar kein gänzlich neues Thema, trotzdem sind wir seit dem Einzug von KI-Systemen wie ChatGPT herausgefordert, Umgangsweisen zu etablieren. Wohin uns die KI-Reise in der Zukunft noch führen wird, wissen wir nicht. Die möglichen Einsatzfelder sind spannend und bieten zahlreiche Chancen, Bildungsarbeit sinnvoll zu unterstützen.

Als Bildungsträger sehen wir unsere Aufgabe darin, künstliche Intelligenz sinnvoll in das Lernen zu integrieren, aber genauso auch einen sensiblen Umgang mit Informationen zu schulen. Und dazu gehört auch ein sauberer Ausweis von Quellen, die zu Abschlussarbeiten herangezogen werden. Ob unser Weg sich etablieren wird, können wir noch nicht sagen. Das wird die Praxis zeigen. Wir freuen uns auf einen Austausch zu dem Thema und sind gespannt auf eure Meinungen zu Umgang mit künstlicher Intelligenz im Bildungswesen. 

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